Bochum. . Das Handlungskonzept Wohnen liegt vor: 800 Wohnungen sollen jährlich in Bochum entstehen, davon allein 200 im sozialen Wohnungsbau.
- 193 000 Wohnungen gibt es in Bochum. Das ist zu wenig; zudem sind viele zu alt oder zu klein
- Im Handlungskonzept Wohnen stellt die Verwaltung nun eine Strategie zu Belebung des Wohnungsmarkts vor
- In einer ersten Maßnahme soll die Lückenbebauung intensiviert werden
Zu wenige, zu alte, zu kleine Wohnungen. Es gibt viele Baustellen auf dem Bochumer Immobilienmarkt. Mit dem Handlungskonzept Wohnen stellt die Verwaltung nun ein 150-seitiges Gutachten vor, das eine Bestandsaufnahme, einen Maßnahmen-Fahrplan und Instrumente enthält, wie der hiesige Wohnungsmarkt entwickelt werden kann. Die Politik wird sich in den nächsten Wochen damit beschäftigen.
Das ehrgeizige Ziel: 800 neue Wohnungen sollen jedes Jahr entstehen, davon 200 allein im geförderten Wohnungsbau. Mit den 200 Einheiten könnte zumindest der Verlust von Wohnungen, die in den nächsten Jahren aus der Sozialbindung fallen, kompensiert werden.
Negativtrend könnte umgekehrt werden
Womöglich schafft Bochum es sogar, den Negativtrend bei den geförderten Wohnungen umzukehren. 2016 wurde immerhin die bislang durchschnittlich ausgeschöpfte Fördersumme von zehn Millionen Euro auf 25 Millionen Euro gesteigert. 529 Sozialwohnungen wurden damit gebaut. Die Halbzeitbilanz, so Stadtbaurat Markus Bradtke, lasse für 2017 auf ein ähnliches Ergebnis hoffen. „Allerdings können wir nicht davon ausgehen, dass uns das jedes Jahr gelingt.“
Zudem müsse es verstärkt darum gehen, den Altbestand zu entwickeln. Zwei Drittel der 193 000 Wohnungen sind älter als 45 Jahre alt sind und entsprechen vielfach nicht mehr den Anforderungen des Marktes. Wie viele Eigentümer bestehender Immobilien willens und in der Lage seien, zu modernisieren, stehe in den Sternen, so der Stadtbaurat. „Wir haben dafür kaum ein Instrument außer die Beratung.“
Insgesamt gehe es darum, Wohnungen in allen Preisklassen und über das gesamte Stadtgebiet zu verteilen. Bradtke: „Wir wünschen uns ein organisches Wachstum und gehen bei unseren Überlegungen von einem moderaten Wachstum der Einwohnerzahl aus. Dass Bochum nach Jahren des Schrumpfens wieder wächst, und das auch ohne den Zuzug von Flüchtlingen, wie der Stadtbaurat betont, müsse bei allen Akteuren zum Umdenken führen. Den Rückwärtsgang wieder umzulegen, sei indes nicht so leicht.
Nach der Ad-hoc-Maßnahme 2015/2016, möglichst schnell auf den Zuzug von Flüchtlingen zu reagieren und neuen Wohnraum zu schaffen, gehe es nun darum, strategisch zu handeln. Vor allem für Familien, älter werdende Menschen, Menschen mit geringem Einkommen und nicht zuletzt für Studenten soll gebaut werden. Bradtke: „Dass für Familien und Einkommensschwache gebaut wird, ist nicht neu. Aber dass wir u.a. ein Gewicht auf die Studenten legen, ist Bochums Alleinstellungsmerkmal.“ Das Ziel müsse es sein, dass Akademiker nach ihrer Uni-Ausbildung in Bochum sesshaft werden können.
30 Hektar sind Baulücken
Dafür muss Wohnraum her – auf ausgewiesenem Bauland, Freiflächen und in bestehenden Wohngebieten. „Nachverdichtung“, heißt das Stichwort. Es ist eines der Instrumente, mit denen Bradtke hofft, neue Aktivitäten auf dem Markt befördern zu können. Etwa 30 Hektar Land in Bochum sind Baulücken. Nicht alle würden zu schließen sein. Aber die Verwaltung schreibe gerade in einem ersten Schritt die Eigentümer von 300 Baulücken an, die sich möglicherweise aktivieren ließen.