Bochum. . Eine Klinik bietet eine Sprechstunde für Glücksspielsüchtige. Psychiaterin Aleksandra Kulik motiviert zur Therapie und vermittelt Rehabilitation.
- Ambulantes Angebot soll Versorgungslücke schließen. Es vermittelt Therapie und Rehabilitation
- Etwa 1500 Bochumer sind betroffen. Immer mehr Süchtige suchen sich Hilfe
- Leidensdruck bei Abhängigkeit ist groß: Probleme reichen von Schulden bis sozialer Abschottung
Etwa 70 Prozent aller Deutschen haben es zumindest schon einmal ausprobiert: Das Glücksspiel. Ob Sportwetten, Pferdewetten oder Spielautomaten – immer geht es dabei um Geldgewinn durch Zufall. „Der Großteil spielt als Hobby, was unbedenklich ist. Nur ein kleiner Teil von etwa 0,4 Prozent der Deutschen fällt in den pathologischen Bereich“, weiß Dr. Aleksandra Kulik, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und Leiterin der Spezialsprechstunde.
Für genau diesen Teil – in Bochum handelt es sich um etwa 1500 Betroffene – hat die LWL-Klinik nun ein neues Angebot geschaffen. „Mit einem ambulanten Angebot begegnen wir der Versorgungslücke, die in Bochum herrscht“, sagt Prof. Dr. Christian Luckhaus, Oberarzt für Abhängigkeitserkrankungen. Das Problembewusstsein für Glücksspielsucht steige, Abhängige suchten vermehrt Hilfe. „An zwei Tagen in der Woche stehe ich Betroffenen für die Beratung zur Verfügung“, erklärt Kulik.
Hoher Leidensdruck
Im ersten Termin, der eine Stunde dauert, nehme sie die Anamnese vor. „Dabei kläre ich mit dem Patienten Fragen wie: Liegt ein pathologischen Glücksspielen vor? Welches Ausmaß hat das Spielen und welche negativen Konsequenzen gibt es? Liegen weitere psychische Erkrankungen vor?“
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Dann überlege sie gemeinsam mit dem Patienten wie es weitergehen könne. „Eine vollständige Psychotherapie ist in diesem Rahmen nicht möglich, ich vermittle daher weitere Angebote und Rehabilitationen“, so Kulik. Denn er Leidensdruck der Betroffenen ist hoch: „Es kann nicht nur zu finanziellen Problemen kommen, sondern auch zu sozialer Abschottung, Konflikten bis hin zur Persönlichkeitsveränderung“, erklärt Kulik.
Angebot wird gut genutzt
Menschen, die Glücksspiele spielen, rät sie: „Man sollte gut beobachten, ob man das Spielen als Funktion benutzt und ob man weiteren Freizeitaktivitäten nachgeht.“ Halte man sich selbst gesetzte Grenzen nicht ein, sollte man über eine Sucht nachdenken. Gleichzeitig gilt für das Umfeld: „Nicht mit Geld aushelfen, Beratung vermitteln und sich selbst in die Thematik einlesen“, so Kulik.
Grundlegend für eine Besserung sei die Problemeinsicht. „Termine gibt es über die Institutsambulanz, bislang ist das Angebot gut frequentiert“, sagt Kulik weiter. Sie bekräftige alle Betroffenen, sich ganz unverbindlich beraten zu lassen: Damit Spiel wieder Spaß bedeutet, und nicht Sucht.