Bochum. . Die Politik in Bochum muss wichtige Weichen für die Entwicklung der Innenstadt stellen. Neben dem Einkaufszentrum ist nun auch ein Hotel geplant.

  • Nach dem Umzug der Justiz an den Ostring wird im Rathaus über die Zukunft der Innenstadt entschieden
  • Investor des Einkaufszentrums will Baugenehmigung erst beantragen, wenn seine Pläne gefallen
  • An der Viktoriastraße soll nach dem Abriss der Gebäude auch ein Hotel mit 200 Betten entstehen

Überlegt und diskutiert haben sie genug. Nach dem Umzug der Justiz von der Viktoriastraße an den Ostring müssen Bochums Politiker Farbe bekennen: Was ist erlaubt, was gewünscht im Herzen der City und im Telekomblock? Welche Zukunft haben BVZ, Musikschule, Bücherei und Gesundheitsamt?

Heute, 15 Uhr, im Planungsausschuss und am 16. November im Rat muss es Antworten geben. Ansonsten droht eine Hängepartie. Im Gespräch mit der WAZ machten sowohl der Investor für das geplante Einzelhandels- und Dienstleistungszentrum Viktoria-Karree als auch der Eigentümer des Telekomgebäudes deutlich: Wir entscheiden erst, wenn wir wissen, was möglich und gewünscht ist.

„Ich benötige Klarheit darüber, ob der Politik gefällt, was wir mit der Verwaltung vereinbart haben“, sagt Harald Ortner, Geschäftsführer der HBB Hanseatische Betreuungs- und Beteiligungsgesellschaft. „Ich werde vorher bestimmt nicht hingehen und die Gebäude abreißen lassen.“

Neuordnung kostet 100 Millionen

Auch Kaufmann Andor Baltz, Eigentümer der Telekom-Liegenschaft, will wissen, in welche Richtung sich „das gewaltige Projekt“ bewegt. „Es muss eine nachhaltige Entwicklung für die Innenstadt erkennbar sein.“ Selbst der in Rede stehende Ankauf des Telekomblocks durch die Stadt sei denkbar, aber erst „muss die Nutzung klar sein“, sagt Baltz. „Hier geht es um eine Entscheidung für Jahrzehnte.“

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19 Jahre (2018 bis 2036) sind in die Berechnungen der Stadt eingeflossen. Das Ergebnis: Der Abriss des BVZ und die Verlagerung von städtischen Einrichtungen in den Telekomblock und das HBB-Quartier sollen am wenigsten kosten – rund 100 Millionen Euro.

CDU sieht Wettbewerb verzerrt

Die CDU meldet Zweifel an. Die Anmietung von Büroflächen bei der HBB sei nichts anderes als eine Subvention für das Projekt. Roland Mitschke sieht den Wettbewerb verzerrt. „Wenn das von Anfang an klar gewesen wäre, hätten sich mehrere Investoren beworben. Damit ist doch die Geschäftsgrundlage verändert.“

Harald Ortner widerspricht. Wichtig sei der Deal mit der Stadt ur für die gewünschte Höhe des Quartiers, die ansonsten nicht machbar wäre. „Die Wirtschaftlichkeit für das Projekt ziehen wir nicht aus den oberen Etagen.“

Nicht nur die Höhe, sondern auch die Parkplätze seien Wünschen der Stadt geschuldet, so Ortner. „Wir haben das Wettbewerbsergebnis weiter entwickelt. Das Objekt ist jetzt multifunktionaler.“

Bagger könnten im Herbst 2018 rollen

Neben Handel, Dienstleistung und Gastronomie sei auch ein Hotel mit bis zu 200 Betten geplant. 20 Millionen Euro mehr wolle man investieren. Auf der HBB-Homepage indes ist die Investitionssumme auf 100 Millionen Euro geschrumpft, ursprünglich war von der doppelten Summe die Rede. Nicht nur diese Entwicklung, sondern auch die Information, HBB verfüge über ein Rücktrittsrecht zum Kaufvertrag, beunruhigt Teile der Politik.

„Wir werden das Grundstück erst übernehmen, wenn die Baugenehmigung vorliegt“, sagt Ortner. Die Anträge über den Abriss und zum Bau des Viktoria-Karrees sollen Anfang 2018 gestellt werden. Im Sommer, spätestens im Herbst könnten dann die Bagger rollen.