Bochum. Die Paintball-Szene ist ein wachsender Markt. Doch im Ruhrgebiet können Christopher Siedelhofer und Patrick Ertel vom Team „Radiated Fighters” ihrem Hobby nicht nachgehen. Der Versuch, in Bochum eine Halle für das umstrittene Spiel mit Farbkugeln anzumieten, ist gescheitert.
Das ist was für die ganz harten Typen, die in Tarnanzügen durch die Wälder robben und sich die bunten Farbkügelchen nur so um die Ohren ballern. Wer sich die Homepage des Bochumer Paintball-Teams „Radiated Fighters” anschaut, mag, ob der düsteren Silhouette eines Baumes, diese Einschätzung bestärkt sehen. Im Gespräch zeigt Patrick Ertel, Kopf des Teams, die Trennlinie zwischen Gotcha-Fans (die mit Tarnanzügen im freien Gelände herumlaufen) und Paintball-Spielern. „Auf einem 25 mal 50 Meter großen Feld mit Hindernissen geht es darum, die Fahne des Gegners zu erbeuten und in die heimische Basis zu bringen”, bringt der 25-jährige Bochumer den Sinn der Veranstaltung auf den Punkt.
"Das ist der Wahnsinn"
Und klar, räumt Patrick Ertel freimütig ein, „das gibt schon einen Adrenalin-Kick, das ist der Wahnsinn.” Die drei bis sieben Leute pro Mannschaft tragen sogenannte Markierer, waffenähnliche Geräte, die die mit Lebensmittelfarbe gefüllten Kügelchen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 240 Stundenkilometern herauspusten. Ist ein Mitglied der gegnerischen Mannschaft getroffen, ist er raus aus dem Spiel; „Das zwirbelt schon, wenn man getroffen wird”, sagt Ertel. Ein Grund dafür, dass man beim Spiel Schutzmasken und eine spezielle Kleidung trägt. Aus kurzer Distanz zu schießen, gilt als unsportlich. Wohl wegen der großen Ähnlichkeit zum Blut ist es übrigens verpönt, mit roter Farbe gefüllte Paintballs zu nutzen.
Gegner sprechen vom „Simulierten Töten”, vom „gewaltverherrlichenden Kriegsspiel”. Immer, wenn junge Leute tatsächlich zur Waffe greifen und etwas Entsetzliches passiert, wie zuletzt der Amoklauf von Winnenden, geht die Diskussion erneut los, es müsse ein schärferes Waffengesetz her, auch diese Luftdruckgewehre gehörten verboten. Schon heute ist der Erwerb nur möglich, wenn man mindestens 18 Jahre alt ist.
Angelegenheit der Gesellschaft
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Holger Richter ist Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei in Bochum. 20 Jahre schob der Polizeibeamte Dienst auf der Straße, er kennt die Wirklichkeit: „Wenn schon Menschen diesen Kick brauchen, soll es nicht auf S-Bahnhöfen, sondern lieber in geschlossenen und sicheren Räumen stattfinden.” Von einem Verbot hält er wenig, zumal die Auseinandersetzung um diesen Freizeitsport zunächst eine Angelegenheit der Gesellschaft sei.
Paintballspieler wie Patrick Ertel oder sein 20-jähriger Teamkollege Christopher Siedelhofer sehen die Nähe zum Krieg, zur Gewalt nicht: „Da denke ich eher ans Boxen oder Fechten.” Wie auch immer. Die „Radiated Fighters”, wie andere meist junge Männer, fahren für diese Freizeitbeschäftigung an Wochenenden nach Borken, Düsseldorf, Iserlohn oder Holland, was zur Zeit die dem Revier nächstgelegenen Spielfelder sind. Doch die Szene bekommt Zulauf, will mit buntem Outfit das Rambo-Image vergessen machen.
Stadt hat andere Pläne
Ein großer Vertreiber von Paintball-Artikeln, die Firma Maxs aus dem hessischen Friedberg, wollte jetzt die große, zur Zeit leerstehende ehemalige zentrale Lagerhalle von Astroh-Küchen im Harpener Feld anmieten und zum Paintball-Mekka des Reviers umbauen. Doch die Stadt hat andere Pläne. „Wir möchten dort Gewerbe oder Logistik-Betriebe ansiedeln”, so Sprecher Thomas Sprenger. Der Fall ging bis vor das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen. Die Kammer teilte, wie berichtet, die Auffassung der Stadt.