Berlin. Das geplante Verbot des Ballerspiels ist erst mal vom Tisch: Die SPD ruderte bei dem Thema zurück, weil der politische Gegendruck aus Verbänden und Gesellschaft erheblich war. Nun wird allenfalls noch über Auflagen nachgedacht.
Wolfgang Bosbach hatte nach eigenen Worten schon beim Abschluss der entscheidenden Koalitionsrunde über die Verschärfung des Waffenrechts so ein komisches Gefühl. `Ich wusste, der fällt wieder um", sagte der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Fraktion gestern im WAZ-Gespräch und meinte damit die Haltung des von ihm ansonsten geschätzten innenpolitischen SPD-Experten Dieter Wiefelspütz in der strittigen Angelegenheit `Paintball". Bosbach sollte sich nicht irren.
"Spielen mit Tötungs- und Verletzungssimulation"
Das von den Koalitionären nach mühseligen Debatten in den Gesetzentwurf hineinverhandelte Verbot von `Spielen mit Tötungs- und Verletzungssimulation" (O-Ton Justizministerium), die nach einem Übergangszeitraum künftig mit Bußgeldern bis zu 5000 Euro geahndet werden sollten, ist bereits wieder gegenstandslos.
Paintball, manchmal auch Gotcha genannt, ein vielerorts beliebtes Baller-Spiel, bei dem Freizeitschützen oder in eigenen Ligen organisierte Anhänger mit Farbmunition in Luftdruckwaffen aufeinander Jagd machen, wird im Gefolge der Konsequenzen aus dem Amoklauf von Winnenden nun doch nicht gesetzlich geregelt. "Das Verbot ist vom Tisch", sagte Wiefelspütz gestern der WAZ. Allenfalls könne mit Hilfe von Gutachtern in einem sorgfältigen Abwägungsprozess über Altersbeschränkungen und einige Auflagen nachgedacht werden, die etwa regeln, wie martialisch die Kleidung von Paintballspielern sein darf. Wiefelspütz: `Wenn man wirklich nur eine Fun-Sportart sein will, dann kann man das ja auch dokumentieren."
"Umfallerei der SPD"
Bosbach, persönlich für ein seit 15 Jahren diskutiertes Verbot, führt die "Umfallerei der SPD, die jetzt einen Dominoeffekt auslösen wird", auf den zuletzt erheblichen Gegenwind zurück, der Befürwortern etwa aus beiden Polizeigewerkschaften, anderen Parteien und weiten Teilen der Medien entgegenschlägt. Zwar gebe es auch in der Union etliche, die Paintball eher für eine technisch ambitioniertere Form des Kinderspiels Fangen halten und nicht für eine paramilitärische Tötungssimulation, er selbst, so Bosbach, werde seine Meinung aber nicht einfach aufgeben, `nur weil der Druck von außen größer wird".
Bei "Paintgalaxy", der ersten gewerblichen Paintballanlage in Berlin, sorgte die Nachricht vom Verbot, das nun doch nicht kommt, für Erleichterung: "Bei uns spielen normale Menschen zum Spaß. Mit Amokläufern hat das nichts zu tun. Genauso gut hätten die Politiker den Fechtsport verbieten können", heißt es dort. SPD-Innen-Experte Wiefelspütz hält sich übrigens nicht für einen "Umfaller". Er selbst findet "Paintball" und Artverwandtes "unverändert schlicht sittenwidrig", sagte er der WAZ, aber wenn immer mehr Zweifel aufkommen, ob ein Verbot angemessen sei, dann müsse die Politik auch entsprechend reagieren - und den Finger vom Abzug nehmen.