Bochum-Steinkuhl. . Seit bald 33 Jahren zapft Herbert Kerzel in Steinkuhl. Durch den Umzug 2012 büßte er Kunden ein. Doch manchmal kommt noch Feierlaune auf.

  • Seinen Boom erlebte das Lokal in den 80er und 90er Jahren, als viele Studenten das „Grunewald“ besuchten
  • Mittlerweile findet sich die Gaststätte an einem neuen Standort etwas „ab vom Schuss“ an der Markstraße
  • Nächste Rock-Party mit der Band „Off the Cuff“ steigt zur Freude vieler Fans am Samstag, 4. November

Wer sich in der heutigen Gastronomie Grunewald umschaut, der sieht pure Nostalgie. Bilder zeugen vom Bau der Universität, zeigen den alten Sitz des Lokals. Die überschwänglichen Jahre sind mittlerweile lange vorbei. Aber eines hat sich das Grunewald behalten: die Rock-Parties mit „Off the Cuff“. Am Samstag, 4. November, spielt die Band hier wieder Klassiker.

Mittlerweile bald 33 Jahre ist Herbert Kerzel mit dem Lokal fest verbunden. Damals stand die Gastronomie noch dort an der Markstraße, wo heute ein Aldi seinen Sitz hat, direkt an der späteren U35 also. Kerzel war im Dezember 1984 ein Quereinsteiger, gelernter Industriekaufmann und mitten im Betriebswirtschaftsstudium. „In meiner Studentenzeit habe ich als Nebenjob im Clochard gezapft“, erzählt er. Als dann das Grunewald nach einem neuen Pächter suchte, bewarben sich er und sein Kollege. „Aber wir waren denen zu flippig“, erzählt er. Erst, nachdem ein weiterer Pächter mit dem gutbürgerlichen Konzept versagte, kamen die jungen Nachwuchswirte zum Zug.

U35: Fluch und Segen zugleich

Und das mit Erfolg: In den 80er und 90er Jahren boomte das Lokal als studentische Anlaufstelle. „Zeitweise hatten wir bis zu 80 Prozent Studenten hier“, schwelgt der Wirt in Erinnerungen. Dann kamen das Bermudadreieck und die U35, letztere für das Lokal Fluch und Segen zugleich. Denn einerseits gingen die Nachwuchsakademiker nun öfter zum geselligen Beisammensein in die Innenstadt, andererseits kam durch die Haltestelle auch neues Publikum.

Fernab vom Menschenstrom steht das neue Grunewald  – der größte Nachteil ist der Standort.
Fernab vom Menschenstrom steht das neue Grunewald – der größte Nachteil ist der Standort.

Legendär wurde das Grunewald auch durch seine Konzerte: die Pee Wee Blues Gang, Salsa Picante und Werner Lämmerhirt waren hier zu Gast. „Wir hatten da fast jeden zweiten Samstag ein Konzert“, weiß Kerzel. All das brach jedoch mit einem Mal ab, als das Grunewald 2012 umziehen musste. Die Besitzer des alten Standorts verkauften an Aldi, der riss das Gebäude ab. Eine neue Bleibe fand die Gastronomie um Herbert Kerzel im Vereinshaus des SV Steinkuhl. Auch ein paar Stammgäste konnte der Wirt ins neue Zuhause mitnehmen. Doch die Lage bleibt suboptimal: „Wer hier hin kommt, geht gezielt hier hin“, erklärt er. Laufkundschaft gibt es in der abgelegenen Lage nicht.

Ein paar Vereine halten das Lokal am Leben

Und auch an Studentenpublikum hat er eingebüßt. Sogar das Vereinsleben finde im Grunde nicht statt. Es gebe zum Glück noch Organisationen wie den Schachverein, einen Katzenverein oder einen Heimatverein, ohne die das Lokal nicht bestehen könnte. Mittlerweile ist der Wirt 64 Jahre alt. Kraftvoll genug sei er, vielleicht noch etwas Neues anzufangen. Aber die Chancen seien gering.

Der Glanz alter Tage leuchtet gelegentlich noch auf, an Karneval und Halloween, wenn die Stammband traditionellerweise zu Besuch ist. Dann wird die Anhöhe zur provisorischen Bühne und Rocksongs werden angestimmt, links und rechts gesäumt von Bildern von Jimi Hendrix und Jim Morrison – ganz im Sinne einer Studentenkneipe also.