Bochum. . Die evangelischen und katholischen Gemeinden in Bochum gehen immer weiter aufeinander zu, zuletzt beim „Ökumenischen Fest“ im Ruhrcongress.

  • Kirchen feierten im September Ökumenisches Fest im Ruhrcongress
  • 500 Jahre Reformation waren der Anlass des Impulstages mit Gästen aus ganz Deutschland
  • Norbert Lammert fand deutliche Worte: Er fordert mehr Initiative der Kirchen

Wer „Reformation“ sagt, denkt heutzutage fast automatisch den Begriff „Ökumene“ mit. Damit gemeint ist (von griech. oikoumene, „Erdkreis, die ganze bewohnte Erde“) eine Bewegung, die eine weltweite Einigung und Zusammenarbeit der verschiedenen christlichen Konfessionen anstrebt. Mithin eine Fusion dessen im Sinn hat, was Anfang des 16. Jahrhunderts durch Martin Luthers Anstoß mehr und mehr auseinanderdriftete.

Die Zusammenarbeit von evangelischen und katholischen Gemeinden und Gläubigen ist auch in Bochum seit Jahren ein fortdauerndes Thema. Zuletzt bekam es gar einen übergeordneten Rahmen, als im Ruhrcongress und vor dem Bergbaumuseum ein „Ökumenisches Fest“ unter dem Motto „Wie im Himmel, so auf Erden“ gefeiert wurde. Die Gäste kamen aus ganz Deutschland.

Open-Air-Gottesdienst vor dem Bergbaumuseum

500 Jahre Reformation waren der Anlass des Impulstages am 16. September, im Sinne der Ökumene wurde das Jubiläum von der Evangelischen gemeinsam mit der Katholischen Kirche gefeiert. Vertreter beider Kirchen und der Politik diskutierten, entdeckten Bochum und feierten zum Abschluss einen Open-Air-Gottesdienst auf der Wiese unter dem Förderturm.

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Dass vor Ort, in einzelnen Gemeinden, die Ökumene konfessionsübergreifend bereits oft gelebt wird, wurde an diesem Wochenende mehr als deutlich. Und auch, dass der Wunsch, die Kirchen mögen weiter aufeinander zugehen, stark ausgeprägt ist. Zumindest an der Basis.

„Kein theologischer Grund mehr für eine Spaltung“

„Die Unterschiede sollten überwunden und die Kirchen sich einig werden. Vor Ort geht es ja bereits“, war ein Statement, das man öfters hören konnte.

Dr. Günter Brakelmann, Bochumer evangelischer Theologe, ist gedanklich schon weiter: „Selbst wenn es bei der Gestaltung gemeinsamer Gottesdienste offene Fragen gibt, so spricht nichts gegen eine Zusammenarbeit auf anderen Ebenen des kirchlichen Engagement“, sagt er. Ökumenische Stadtakademie, ökumenische Bildungswerke, ökumenische Kindergärten: Brakelmann kann sich da vieles vorstellen. Für ihn gibt es Anfang des 21. Jahrhunderts schlichtweg „keinen theologischen Grund mehr für eine Spaltung.“

Norbert Lammert fordert Kirchen zu mehr Ökumene auf

Zurück zum Ökumenischen Fest: In Diskussionen, Gesprächs-Foren und Exkursionen erörterten die Christen die Frage, wo und wie sich die Kirchen in der Gesellschaft noch stärker einbringen können. „Über allem schwebte aber eine Frage: Wann wird es die Einheit der Christen in Deutschland geben?“, notierte die WAZ in ihrem Bericht über das Kirchentreffen. Zwar betonten in ihrer Dialogpredigt der Ratsvorsitzende der Ev. Kirche in Deutschland, Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, „dass der ökumenische Weg vorangehe“. Doch die Frage, wie erst gemeint das wirklich ist, blieb letztlich offen.

Ein Plädoyer für ein aktives, mutiges Voranbringen der ökumenischen Idee steuert Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) bei. In seiner Festrede forderte er die Kirchen auf, mehr Schritte für die Ökumene zu setzen. Starker Applaus war ihm dafür sicher.