Schon das gesamte Jahr über haben sich die Bochumer Protestanten auf das Reformationsjubiläum eingestimmt. Ein Überblick der Veranstaltungen.

  • Evangelische Gemeinde Gerthe hat neue Bank rund um die Luther-Linde eingeweiht
  • Kirche in Langendreer hat ihr eigenes Bier gebraut – wie es Luther geschmeckt hätte
  • In der Lutherkirche gab es ein Mahl wie im 16. Jahrhundert mit „Grybenschmalz“ und jungem „Schweyn“

Luther-Linde

Ziemlich genau 100 Jahre ist es her, dass die evangelische Gemeinde in Gerthe die Luther-Linde gepflanzt hat, als „Ausdruck ihres Glaubens“, wie Pfarrer Johannes Romann sagt. „Sie begingen damit das 400. Jubiläum der Reformation in einer Zeit, die durch Krieg und Not geprägt war.“ Im März dieses Jahres erhielt die Linde eine weitere Erinnerung an Martin Luther: eine Rundbank.

Gefeiert wurde die Einweihung zusammen mit Gold- und Diamantkonfirmanden. Die Jubilare, die über so viele Jahrzehnte ihrem Glauben treu geblieben seien, stünden in dieser Gemeindetradition, sagt Romann. „Wir feiern diesen offiziellen Einstieg ins Jubiläumsjahr, weil die Taufe die Konfirmanden so bewegt hat für ihr Leben wie damals unsere Vorfahren, als sie diesen Baum pflanzten.“

Auch interessant

Die Rundbank, die die Luther-Linde deutlicher in den Blick der Öffentlichkeit stellt, übergab Pfarrer Romann allen Bürgern und Gemeindemitgliedern mit den Worten: „Sorgen Sie mit dafür, dass die Menschen dort vor der Kirche in den nächsten 100 Jahren einen Ort des Friedens, des Segens und der Gemeinschaft haben.“

Luther-Bier

© Wicho Herrmann

Die evangelische Kirche in Langendreer hat sich zum Luther-Jahr etwas Besonderes ausgedacht: Getreide, Hopfen und Wasser zusammenbringen, den Sud daraus einkochen, filtern, aufkochen und mit Hilfe von Hefe 14 Tage lang gären lassen; so entstand – in Kurzform – im Mai das erste Lutherbier der Ortsgemeinde. Vikar Toill Weiß-Worm hat es zusammen mit einem sechsköpfigen Team an der Michaelkirche gebraut.

„Es macht viel Arbeit, Bier selbst herzustellen, anstatt es im Supermarkt zu kaufen. Wir werden unser Craft-Bier deshalb ganz anders genießen“, war Weiß-Worm sich sicher. Für ihn gab es vor allem einen Grund, das Bierbrauen anzubieten: „Wir wissen, dass Luther sehr gerne das Bier trank, das seine Ehefrau Katharina von Bora braute“, sagte er mit Blick auf das 500-jährige Reformationsjubiläum unter dem Motto „Luther 2017“. Da er zudem ein Praxisprojekt für sein Vikariat benötigte und das Herstellen von Bier dank moderner Craft-Biere beliebt ist, machte er sich an die Arbeit.

Luther-Schmaus

Wie aß man eigentlich zu Luthers Zeiten im 16. Jahrhundert? Diese Frage stellte sich Presbyterin Christiane Sittig Anfang des Jahres passend zum 500. Reformationsjubiläum. Daraus ist ein Drei-Gänge-Menü entstanden, das sie gemeinsam mit Frauen vom Ökumenischen Mittagstisch kochte. Im Altarbereich der Lutherkirche servierte die Gruppe es schließlich 30 Festgästen aus der Gemeinde.

Beim Schmaus in der Lutherkirche versuchte die Presbyterin Christiane Sittig, das Essen zuzubereiten wie im 16. Jahrhundert.
Beim Schmaus in der Lutherkirche versuchte die Presbyterin Christiane Sittig, das Essen zuzubereiten wie im 16. Jahrhundert. © Kirche

Dabei gab es selbst gebackene Brote mit „Grybenschmalz und Krauterbutter“, Fleisch „von jungen Schweynen auf gelben Rüben mit Sauerkraut und Semmelknödelin“ und eine süße „Eierspeis“. Für das Essen hatte Christiane Sittig nur historische Rezepte herausgesucht – und die alte Schreibweise beibehalten.

Trauliturgie gilt bis heute

Passend zum Essen gab es das Theaterstück „Luthers Hochzeit“ von Elisabeth Malo. Die Schriftstellerin hatte das Stück zum 400. Jahrestag der Hochzeit von Martin Luther und Katharina von Bora veröffentlicht. Dafür recherchierte sie in Archiven und übernahm historische Textstellen.

Annekäte Schlitte vom Frauengesprächskreis, der das Stück in Szene setzte, sagte: „Spannend war für uns, dass die von Johannes Bugenhagen, dem lutherischen Stadtpfarrer in Wittenberg, verwendete Trauformel für Martin Luther und Katharina von Bora in die lutherische Trauliturgie einging, die bis heute gilt.“