Dahlhausen. Gemeindeaktive organisierten Abend in der Kirche mit Tischmusik, Theaterspiel und herzhaftem Essen wie zu Luthers Zeiten.

Wie aß man eigentlich zu Luthers Zeiten im 16. Jahrhundert? Diese Frage stellte sich Presbyterin Christiane Sittig Anfang 2017 passend zum diesjährigen 500. Reformationsjubiläum. Daraus entstand ein Drei-Gänge-Menü, das sie gemeinsam mit Frauen vom Ökumenischen Mittagstisch kochte. Im Altarbereich der Lutherkirche servierte die Gruppe es nun den gut 30 Festgästen aus der Gemeinde.

Historische Rezepte und alte Schreibweisen

Das Essen mit Vor- und Nachspeise sowie Hauptgang mittendrin bildete entsprechend den zentralen Bestandteil des kleinen, aber feinen Festes. Selbst gebackene Brote mit „Grybenschmalz und Krauterbuter“ gab es zur Vorspeise, gefolgt von Fleisch „von jungen „Schweynen auf gelben Rüben mit Sauerkraut und Semmelknödelin“. Eine süße „Eierspeis“ bildete den Abschluss. „Für das Essen suchten wir nicht nur historische Rezepte aus. Wir nutzten auch weitgehend die alte Schreibweise“, erklärte die Presbyterin. Gemeinsam mit Sabine Boing, Marlies Imberg, Latwina Steilmann und Gisela Wehner ging sie ans Werk.

Feministisches Engagement

Das Theaterstück „Luthers Hochzeit“ von Schriftstellerin Elisabeth Malo bildete das zweite Standbein des Abends. Der Frauengesprächskreis unter der Leitung von Annekäte Schlitte bot die szenische Lesung dar. „Elisabeth Malo schrieb und veröffentlichte das Stück zum 400. Jahrestag der Hochzeit von Martin Luther mit Katharina von Bora“, erklärte Schlitte.

Für die Frauen war es etwas besonderes, dieses Werk überhaupt zu finden. „Wissenschaftlerin Ruth Ebach spürte es für uns auf“, betonte Annekäte Schlitte. Sie ergänzte: „Durch das feministische Engagement von Elisabeth Malo, das auf die Gleichstellung von Frau und Mann in der Kirche und der kirchlichen Arbeit zielte, war sie bei damaligen Kirchenleitungen und Gemeinden nicht beliebt. Ihre Arbeiten wurden deshalb gerne öffentlich ignoriert.“

In Archiven recherchiert

Beim Lesen des Stücks gab es eine weitere Erkenntnis. Schlitte: „Spannend war für uns, dass die von Johannes Bugenhagen, dem lutherischen Stadtpfarrer in Wittenberg, verwendete Trauformel für Martin Luther und Katharina von Bora in die lutherische Trauliturgie einging, die bis heute gilt.“ Malo recherchierte für ihr Stück in Archiven und übernahm historische Textstellen.

Kirchebänke bald auch im Eingangsbereich

Pfarrer Ingo Menzler ging auf die Bestuhlung ein. „Im engen Altarraum war nicht mehr Platz“, erklärte er. Mit der Kirchensanierung ab Frühjahr 2018 werde sich das ändern. Menzler: „Das Amt für Denkmalschutz erlaubte, im Eingangsbereich Kirchenbänke auszubauen. Den Platz können wir dann für Gemeindeaktivitäten nutzen.“

Organist Ingo Frank begleitete die Festgäste musikalisch. Immer wieder ließ er passend zur Musik des 16. Jahrhunderts die Sackpfeife erklingen.

>>>> Theater und Musik am Reformationstag

Die Festgäste waren begeistert. Renate Hackmann fand das Essen „sehr lecker“.

„Mir gefiel die ökumenische Gemeinschaft“, erklärte Katholik Franz Heinrich Homey, der mit Ehefrau Marion (evangelisch) kam. Er erinnerte daran, dass Luther diese Spaltung der Kirchen nicht wollte: „Ihm lag zunächst daran, eine innere Reform der Kirche zu bewirken.“

Pfarrer Andreas Menzel meinte: „Ich bin beeindruckt, was die Menschen hier so alles auf die Beine stellen können. Unsere Lutherkirche bietet ein tolles Ambiente für diese Aktion.“

Am Reformationstag (Dienstag, 31. Oktober), der in diesem Jahr ein Feiertag ist, folgt die nächste Gemeindeaktion. Von 11 bis 16.30 Uhr gibt es – eingerahmt von Andachten – Theater, Bildbetrachtungen, Gitarrenkonzert und ein gemeinsames Mittagessen.