Bochum. . Schüler sieht Einbrecher flüchten und hält ihn fest, bis die Polizei kommt. In dem Kindergarten absolviert er jetzt sein Praktikum.
- Nachbar kann Täter auf der Flucht festhalten und der Polizei übergeben
- Der 38-Jährige hatte mehrere Laptops, Jacken und Schlüssel zu allen Büros entwendet
- Kita startete Aufruf in der WAZ, um sich bei dem couragierten jungen Mann bedanken zu können
Für die Mitarbeiterinnen der Awo-Kita an der Herrmannstraße ist er ein Held: Christian Schettler (17) hat einen Mann gestellt, der in den Kindergarten eingebrochen war und mit seiner Beute fliehen wollte. Der mutige junge Mann absolviert dort nun ein Praktikum.
Christian Schettler wohnt bei seinen Eltern direkt gegenüber der Kita. Es war am 15. August nachmittags. „Ich war mit dem Rad auf dem Weg zu meiner Freundin, als ich die Alarmanlage schrillen hörte. “ Er sah, dass eine Nachbarin ins Bürofenster der Kita spähte, die zu der Zeit Ferien hatte, und da entdeckte er auch, dass ein Mann soeben heraussprang und Richtung Westhoffstraße eilte. Er lief hinterher, sprach den Flüchtenden an, ob er zur Kita gehöre. „Er reagierte nur mit Beleidigungen.“ Daraufhin bat er einen Passanten, die Polizei zu rufen. Als der Einbrecher das Wort „Polizei“ hörte, flitzte er davon.
Einsatzwagen der Polizei füllen die Straße
Gemeinsam mit dem Zeugen nahm Christian Schettler die Verfolgung auf. „An der Straßenecke stellten wir ihn zum ersten Mal, nahmen ihm das Werkzeug weg, damit er uns nicht verletzen kann.“ Dann rief der 17-Jährige erneut die Polizei, konnte das Gespräch aber nicht beenden: „Er sprang auf, rannte weiter, da bin ich hinterher.“
Drei Minuten später, so erinnert er sich, füllten sechs bis sieben Einsatzwagen die Straße. Schettler schmiss sich auf den Flüchtenden und hielt ihn fest, bis die Polizisten ihn festnehmen konnten. Die Beamten bescheinigten dem jungen Mann, einen Super-Job gemacht zu haben, was sich sicher nicht jeder traut. Aber er sagt: „Ich würde es immer wieder machen!“
Polizei gibt Namen des Schülers nicht heraus
Gaby Drees, Leiterin der Awo-Kita: „Der Einbrecher hatte vier Laptops, einen kleinen Geldbetrag, und Schlüssel zu allen Räumen mitgehen lassen. Es sah aus, als wollte er wiederkommen.“ Sie wollte sich bei dem Jungen bedanken. „Die Polizei gab den Namen aber nicht preis aus Datenschutzgründen.“ Da kam ihr die Idee, ihn selbst zu suchen. In der WAZ-Stadtteilausgabe Nord/Mitte erschien ein Aufruf an den Unbekannten, sich in der Kita zu melden. „Meine Mutter las den Bericht. Am nächsten Tag rief ich in der Schulpause an.“
Christian Schettler geht aufs Alice-Salomon-Berufskolleg im Fachbereich Gesundheit/Soziales und musste sich einen Praktikumsplatz suchen. Tags darauf klingelte er bei der Kita an und bewarb sich. „Erst, als ich die Papiere ausfüllte, kam mir der Name vertraut vor. Er hatte sich nicht zu erkennen gegeben“, sagt Gaby Drees. Seit einer Woche beschäftigt der 17-Jährige nun die Kinder der Gruppe der Drei- bis Sechsjährigen. „Ich bin positiv überrascht: ich dachte, das wäre anstrengender.“