Bochum. . Mindestens vier Mal im Jahr wird jede Rolltreppe der Bogestra gewartet. Für Ausfälle sorgt vor allem Vandalismus. Probleme bereiten Ersatzteile.
- Jede Rolltreppe der Bogestra wird mindestens vier Mal im Jahr kontrolliert
- Die meisten Störungen entstehen durch Vandalismus, gerade an Stationen in Schulnähe
- Die Lieferung von Ersatzteilen aus dem Ausland benötigt bis zu acht Wochen
Gebannt starren die vorbeilaufenden Kinder an der Haltestelle Planetarium auf Marvin Korell und Robin Kaiser. Denn hier bekommen sie gerade etwas zu sehen, was dem normalen Passanten sonst verborgen bleibt. Die beiden Mitarbeiter der Bogestra warten Rolltreppen und lassen tief blicken in die Mechanik der Technikmonster.
104 Fahrtreppen stehen alleine im Bochumer Gebiet unter der Obhut der Bogestra. Mindestens vier Mal im Jahr müssen sich diese einer Kontrolle unterziehen – dazu kommen die Kontrollen des TÜV, Reinigungen und sogenannte „Entstörungen“.
Zusätzlich zu den Fahrtreppen muss die Werkstatt der Bogestra auch die Aufzüge, Rolltore, Pumpen- und Hebeanlagen regelmäßig warten, Langeweile kommt also nicht auf.
Kontrollraum befindet sich im Tunnel
Die Wartung beginnt im Kontrollraum, der sich, für das Fußvolk unzugänglich, im Tunnel unter der Erde befindet. Hier stellt Korell die Treppe vom Normalbetrieb auf den Wartungsbetrieb um. Ohne die zusätzliche Steuerung kommt nun niemand mehr die Treppen automatisch rauf und runter.
Nachdem der Aufzug geöffnet ist, heißt es für die beiden Techniker erst einmal Staubsaugen. Denn durch den ständigen Betrieb tragen die Stufen stetig Dreck ins Innere der Treppe. „Hier im Planetarium sind die Treppen innen, da geht das noch“, erklärt Teamleiter Ralf Lukas. Anders sähe es dort aus, wo die Treppen nach außen führten.
Zwei Drittel der Schäden sind Vandalismusschäden
Sobald die Treppe sauber ist, müssen Korell und Kaiser die Sicherheitsmechanismen des Apparats kontrollieren – und derer gibt es einige. Fährt die Stufe nicht richtig ins Innere, gerät der Handlauf aus den Fugen oder sollte eine Stufe brechen – direkt schlägt die Mechanik Alarm. Um den Schutz auch weiterhin zu gewährleisten, müssen die Rolltreppen-Doktoren alle Vorkehrungen auf den Extremfall testen.
Marvin Korell verursacht mit Werkzeugen bewusst Störungen, Robin Kaiser schaut nach, ob die Rolltreppe stoppt oder weiterrollt. Im Planetarium funktioniert alles einwandfrei.
Das ist nicht immer so. Denn gerade diese Sicherheitsvorkehrungen sind anfällig für Vandalismus. „Zwei Drittel aller Schäden sind Vandalismusschäden“, erzählt Pressesprecherin Sandra Bruns. „In der Nähe von Schulen müssen wir besonders oft anrücken. Zum Beispiel beim Lohring, hier beim Planetarium oder bei der Markstraße“, weiß Korell.
Seit 2009 ist er dem Unternehmen treu, hat dort seine Ausbildung zum Industriemechaniker absolviert. Sein Kollege ist Elektroniker, auch ein paar Mechatroniker gibt es im Wartungsteam.
20 Mitarbeiter sind im Einsatz
Während die Rolltreppe im Planetarium kontrolliert wird, wird das Wartungsteam noch mit einem anderen Fall konfrontiert. Denn ein Fahrgast meldet, die Aufzugtür funktioniere nicht. Sofort nimmt sich Kaiser des defekten Geräts an. Nach wenigen Minuten ist der Fahrstuhl wieder einsatzbereit. „Die Kabine ist leicht schräg“, erklärt der Elektroniker. Den Anschluss an den Türmechanismus hat er nun vorerst repariert. Eine Wartungsfirma für die finale Reparatur sei beauftragt.
Fällt ein Aufzug aus, muss das Team schnell handeln. Insgesamt arbeiten die etwa 20 Mitarbeiter in zwei Schichten, auch nachts gibt es einen Bereitschaftsdienst. Wenn beispielsweise ein Fahrgast im Aufzug eingeschlossen ist, muss jemand zügig helfen können.
Fällt eine Fahrtreppe oder ein Aufzug längere Zeit aus, was immer wieder viele Leser beklagen, liege das also häufig nicht an der Bogestra-Werkstatt, heißt es. „Ersatzeile kommen oft aus dem Ausland. Das kann bis zu acht Wochen dauern, bis die da sind“, erzählt Bruns. Und natürlich sei es auch wichtig, dass die Fahrgäste Mängel meldeten, damit man darauf auch reagieren könne.
Nach zwei Stunden ist eine Rolltreppen-Kontrolle durchgeführt. Dann geht es weiter zur nächsten.
Rolltreppe kostet 275 000 Euro
In den letzten zehn Jahren hat die Bogestra 64 Rolltreppen erneuert. Dabei fielen Kosten von 20 Millionen Euro an. Eine Fahrtreppe kostet ohne Einbau rund 275 000 Euro. Im gesamten Gebiet verfügt das Unternehmen über 163 Rolltreppen.
Eine Treppe verbraucht im Jahr etwa den Strom eines Zwei-Personen-Haushalts. Eine durchschnittliche Fahrtreppe hat 80 Stufen. 80 Prozent der Bogestra-Kunden benutzen Rolltreppen.
>>> INFO: Zahlen und Daten zu Bogestra-Rolltreppen
In den letzten zehn Jahren hat die Bogestra 64 Rolltreppen erneuert. Dabei fielen Kosten von 20 Millionen Euro an.
Eine Fahrtreppe kostet ohne Einbau rund 275 000 Euro.
Im gesamten Gebiet verfügt das Unternehmen über 163 Rolltreppen.
Eine Treppe verbraucht im Jahr etwa den Strom eines Zwei-Personen-Haushalts.
Eine durchschnittliche Fahrtreppe hat 80 Stufen.
80 Prozent der Bogestra-Kunden benutzen Rolltreppen.