Mit dem Mandragora begann vor 40 Jahren die Geschichte des Bochumer Bermuda-Dreiecks. Das Jubiläum wird mit einem Open-Air-Konzert gefeiert.
- Mit dem Mandragora begann vor 40 Jahren die Geschichte des Bermuda-Dreiecks
- Inhaber Leo Bauer blickt auf die Anfänge seines Lebenswerkes zurück
- Gefeiert wird das Jubiläum mit einem Open-Ar-Konzert auf der KAP-Bühne
„Das Mandra gehörte zu meinem Leben“, schreibt Kerstin Diekmann auf Facebook. Inzwischen lebt die WAZ-Leserin in Essen und findet „keine Kneipe, die dem Mandra nur ansatzweise das Wasser reichen könnte“. Höchste Zeit, postet sie, „dass ich mal wieder reinschaue.“ Am besten am Freitag. Dann feiert die älteste Gaststätte im Bermuda-Dreieck ihr 40-jähriges Bestehen.
Benannt nach dem Nachtschattengewächs
Die viel besungene Wurzel der Party-Meile wird seit 1977 bewässert. Und das von Anfang an reichlich. Der Durst ist groß, damals, in den 70ern, in Bochum. Das ehemalige Bahnhofsviertel ist verödet. Gleichzeitig spült die Ruhr-Uni Tausende nach Kultur und Bier lechzende Studis in die Stadt. Szene-Gastronom Leonard „Leo“ Bauer (heute 72) füllt die Marktlücke und Gläser. Im Herbst 1977 geht er mit dem Mandragora – benannt nach dem Nachtschattengewächs – im Gebäude des Handelshofs an den Start: am Berliner Platz, der heute Konrad-Adenauer-Platz heißt.
„Anfangs haben hier Kraftwerk und Herbert Grönemeyer gespielt“, schwärmt Dirk „Brösel“ Steinbrecher (53), langjähriger Vertrauter und Geschäftspartner von Leo Bauer, von alten Zeiten. So dauert es nicht lange, bis die Studentenkneipe Zuwachs erhält. Das Brinkhoffs und der Drugstore gesellen sich als Pioniere im Dreieck hinzu.
Auftritte von Grönemeyer und sogar Kraftwerk
Spezialität im Mandra ist von Beginn an die Live-Musik. Sonntags gibt’s einen Jazz-Frühschoppen. Regelmäßig treten Rockbands auf. Mit dem „Acoustic Monday“ knüpft Steinbrecher seit sechs Jahren an die musikalische Tradition an – und nicht nur an diese. Wie früher zählen viele (Ex-)Studenten zum Stammpublikum. Wie früher sind Crêpes aus Buchweizen-Mehl, die Leo Bauer vor knapp einem halben Jahrhundert aus Frankreich nach Deutschland holte, der Renner auf der Speisekarte. Wie früher versteht sich das Mandra als bodenständig-lässiges Musik-Restaurant, in dem das Sie ebenso tabu ist wie jegliches Etepetete-Gehabe. Auch beim Bermuda-Talk mit Prominenz aus Bochum und Umgebung, der binnen drei Jahren zum launigen Erfolgsformat avanciert ist.
Damals exotisch: ein Biergarten mit 700 Sitzplätzen
Seiner Zeit voraus war das Mandra auch im Außer-Haus-Geschäft. Der City-Biergarten mit 700 Sitzplätzen war Ende der 70er ein gastronomischer Exot. „Biergarten und Cafés im Freien kommen in Mode“, staunte noch 1990 die WAZ-Reporterin. Da war an die Impuls-Bühne und die Ausmaße des Bermuda-Dreiecks noch gar nicht zu denken.
Das Mandra hat im Dreieck viele kommen und gehen sehen. „Junge Leute glauben oft gar nicht, wie lange es uns schon gibt“, lacht Bauer. Das Mandra steht noch immer. Es hat kräftige Wurzeln geschlagen.
>>> Info: Rock-Klassiker am Freitag auf der KAP-Bühne
40 Jahre nach dem Start ist das Bermuda-Dreieck heute nicht nur eine der größten Partymeilen Deutschlands, sondern auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.
Mit jährlich 60 Millionen Euro verbucht das Dreieck ein Viertel des gesamten Gastronomieumsatzes in Bochum. Auf 30 Millionen Euro summieren sich Einnahmen u.a. für Hotels und Einzelhandel.
Gefeiert wird das Jubiläum am Freitag (13.) mit einem Open-Air-Konzert auf der KAP-Bühne.
Zu Gast sind ab 19 Uhr die von der Freilichtbühne bekannten Rock Classic Allstars. Steve Whalley (Ex-Slade), Jeff Brown (Sweet), Greg Bannis (Hot Chocolate), Clive Jackson und Jo Hartmann heizen bei freiem Eintritt mit Klassikern aus vier Jahrzehnten ein.