BOCHUM-Langendreer. . Die Bogestra spielt spätabends Notfall-Szenarien in Langendreer durch. Einige Spezial-Tests mussten absolviert werden.
Die Prüfung der Schienenkreuzung am Langendreerer Markt hatten sich die Spezialisten der Bogestra am späten Montagabend auf die Fahne geschrieben. 310/302-Projektleiter Volker Böhm fühlte sich schon fast nachtaktiv. Er hatte die Variobahn, die bald auf der Linie 302 und später auf der Linie 310 eingesetzt wird, vorausschauend für acht Stunden bestellt. Die gute Nachricht: Am Markt funktioniert alles bestens. Böhm verließ Langendreer zufrieden kurz vor Mitternacht.
Es gab wenig Verkehr, deshalb nur geringe Behinderungen und eine nur kleine Zahl von Menschen mit Lichtbildgeräten aller Art. All jene, die es zufällig an den Markt verschlagen hatte, zückten ihre Smartphones und lichteten die Variobahn ab, die manchmal kurz vor dem Ende der Gleise an der Haltestelle Markt stand und auf der Kreuzung immer wieder hin und her fuhr. „Wir testen, ob die Elektronik und die Ampelschaltungen funktionieren“, erklärte Andre Friedrich, im Tiefbauamt für die Signalanlagen zuständig. „Auch für den Notfall.“
Wendemanöver auf der Kreuzung
Dieser Notfall wäre zum Beispiel, wenn – wie in der Vergangenheit bei Sturm geschehen – auf der Hauptstraße dicke Bäume umfallen und im Straßenbahn-Zeitalter die Gleise blockieren würden. Oder dass es in S-Bahn-Nähe zu einem Unfall kommen würde, der ein Passieren der Straße verhindert. „Für dieses schlimmste Szenario, in dem beide Fälle einträten“, so Volker Böhm, „müssen wir sicherstellen, dass die Bahn auf der Kreuzung wenden kann.“ Und genau das probten die Spezialisten am Montagabend. Mit Erfolg. Nach einer winzigen Korrektur an der Technik im Haltestellenbereich funktionierte nicht nur das Not-Szenario perfekt.
Wasser sprühen gegen das Quietschen
Uwe Herker vom Tiefbauamt kommentierte das Quietschen der Variobahn in der Kurve mit einer Geschichte, die auch für einen Aprilscherz hätte herhalten können: „Die Bahnen sprühen Wasser auf die Schienen“, sagte er mit ernster Miene, „und dann quietscht es nicht mehr.“ Dieser Sprühvorgang wird an neuralgischen Stellen – über zuvor ermittelte GPS-Daten gesteuert – von der Bahn vollautomatisch ausgelöst.
Strecke bis S-Bahnhof wird am 7. Oktober eröffnet
Stadt und Bogestra eröffnen am Samstag, 7. Oktober, die Teilstrecke des Großprojekts „Linie 310/302 – Gutes verbinden“ bis zur Haltestelle Langendreer-S-Bahnhof. Damit wird nun auch Langendreer an das Schienennetz der Bogestra angebunden. Es ist die erste Erweiterung einer Straßenbahn seit mehr als 45 Jahren im Betriebsgebiet.
Ab 11 Uhr sind alle Bürger auf den Langendreer-Markt, Hauptstraße 191, eingeladen. Dort wird u.a. eine der neuen Variobahnen getauft. Zudem gibt es ein buntes Programm für Jung und Alt.
„Ja nee, is klar“, grinst der Nichtwissende, wird aber belehrt: Denn genau so funktioniert die Straßenbahntechnik. In dieser Nacht allerdings war diese Funktion noch nicht aktiv. Das steuernde GPS-Signal war noch nicht eingerichtet.
Anschluss im Oktober
Ein paar Passanten fragten schon: „Wann fährt sie denn, die erste Straßenbahn?“ Dass der Startschuss am 7. Oktober fällt, ist weithin bekannt. Zeitweise war vorn an der Bahn in Leuchtschrift sogar schon die Zukunft angezeigt: „310 Bochum-Laer Mark 51/7“. Zunächst jedoch wird „nur“ die Linie 302, die bisher in Laer endet, bis Langendreer-S-Bahnhof durchrollen. Derzeit wird auf der Hauptstraße am letzten Teilstück für die 310-Strecke auf Bochumer Gebiet gearbeitet. Anschließend muss noch der Lückenschluss zwischen Langendreer und Witten hergestellt werden.
Und 2019 soll dann auch die 310 bis Witten fahren.