Hiltrop. Stadt braucht Teil des Pferdehofs für ein Regenrückhaltebecken. Auf der Hauptfläche will Lidl bauen. Discounter-Pläne in Bürgerversammlung.

Seit langem schon ringt die Politik im Bochumer Norden um eine Lösung: Das Dorf Hiltrop wird bei Starkregen regelmäßig überschwemmt. Abhilfe soll der Bau eines Regenrückhaltebeckens schaffen. Doch dazu braucht die Stadt Zugriff auf ein Grundstück. Die Verhandlungen aber ziehen sich hin.

Seit sieben Jahren beschäftige sich der Bezirk Nord mit dem Bebauungsplan, so Philipp Welsch (SPD) in der letzten Sitzung des Gremiums. 2018 sollen die Mittel für die Entwässerung bereitstehen. Andreas Konze (CDU) beklagte ebenfalls die Hängepartie.

Ausschreibungen sollen 2018 erfolgen

Michael Kammler, Kanalplaner bei der Stadt: „Wir arbeiten mit Hochdruck. Die Planung wird in diesem Jahr fertig, so dass 2018 die Ausschreibungen erfolgen können. Aber immer noch hapert es an den Grundstücksverhandlungen. Wir brauchen die Zustimmung der Eigentümer.“

Dies sind die Reiterhofbetreiber: die Familie Trösken. Sie will ihr Gelände an den Investor Lidl verkaufen. Der Discounter plant an der Wiescherstraße einen Markt mit bis zu 1200 Quadratmetern und 70 Kundenparkplätzen. Parallel will die Stadt mit Trösken einen Grundstückstausch vereinbaren, um im Dorf Hiltrop die Kanalisation zu erneuern und um ein Regenrückhaltebecken zu bauen.

„Ich hoffe, dass jetzt Bewegung ins Spiel kommt. Seit 17 Jahren verhandeln wir mit der Stadt, doch ich glaube, jetzt bahnt sich eine Lösung an“, sagte gestern Iris Trösken auf Anfrage.

Pferdehof ist das einzig passende Grundstück

Sollten indes die Grundstücksverhandlungen scheitern, wird es schwierig, ein Enteignungsverfahren durchzusetzen. Denn das Trösken-Grundstück ist wegen des Gefälles der einzig mögliche Standort für ein Rückhaltebecken, um das Dorf Hiltrop besser vor Überflutung zu schützen.

Wenn die Entscheidung für das Vorhaben fällt, werden alle Bauten auf dem Reiterhof abgerissen (Ställe, Wohnhaus, Wirtschaftsgebäude). Sie weisen ohnehin einen erheblichen Sanierungsstau auf, beim Wohnhaus gibt es statische Probleme.

An dieses Areal schließt sich ein Landschaftsschutzgebiet an, das von dem Discounter-Bau allerdings nicht tangiert werden würde: Die Erschließung der Parkflächen soll über die Wiescherstraße erfolgen. Die Stadt will den Fuß- und Radweg an der Wiescherstraße im Zuge der Maßnahme stadtauswärts Richtung Herne weiterbauen; bislang endet er einseitig.

Dass sich die Verhandlungen zwischen Familie Trösken und der Stadt so hinziehen, liegt auch an der anfänglichen Skepsis gegenüber diesem Vorhaben. In der Vergangenheit wurde das Ansinnen mit Verweis auf den Masterplan Einzelhandel von der Stadt stets abgeschmettert. Hinzu kommt, dass in einem kleinen Radius im Dorf Hiltrop fast 5000 Menschen leben, für die das Einzelhandelsangebot erweitert werden soll. Beide Discounter an der Wiescherstraße – gegenüber dem geplanten Lidl-Bau gibt es bereits Penny – würden dann ein neues Nahversorgungszentrum bilden, zumal der Neubau zusätzlich Getränke, Back- und Fleischwaren anböte.

>>> INFO: Stadt informiert Bürger über Discounter-Pläne


Die Stadt lädt zu einer Bürgerversammlung ein, um die Anwohner im Dorf Hiltrop über die Discounter-Pläne zu informieren.

Der Supermarkt soll über einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan geplant werden, bei dem beide Seiten vertraglich die Bedingungen festsetzen.

Die Bürgerversammlung findet am Donnerstag, 21. September, 18 Uhr, im evangelischen Gemeindehaus, An der Hiltroper Kirche 2b, statt.

Überdies wird der Planentwurf im Bürgerbüro Gerthe, Heinrichstraße 42, und im Technischen Rathaus ausgelegt.