Langendreer. . Kinder- und Jugendhilfe „Plan B“ hat mit den leer stehenden Räumen an der Wittenbergstraße viel vor: Stadtteiltreff und Kita sollen entstehen.

Die Tische und Stühle stehen noch an ihrem Platz, doch sonst sieht das ehemalige Luther-Gemeindehaus an der Wittenbergstraße reichlich verwaist aus. Und das hat einen Grund: Ende Juni hat sich die evangelische Kirche Langendreer von der Immobilie getrennt, sinkende Mitgliederzahlen zwangen die Kirche zum Handeln.

Doch der Leerstand währte nur kurz: An den gemeinnützigen Verein „Plan B“ ist das Gebäude seit 1. Juli teilvermietet – und der hat mit den rund 300 Quadratmeter großen Räumlichkeiten Großes vor.

Hilfe bei schulischen und häuslichen Problemen

„Plan B“: Dahinter steckt eine interkulturelle Kinder- und Jugendhilfe mit Sitz an der Alleestraße, die sich unter dem Dach des Paritätischen Wohlfahrtsverbands seit 2011 um Familien in Not kümmert – der größte Teil von ihnen mit Wurzeln außerhalb Deutschlands. Das Team aus Pädagogen, Psychologen, Erziehern und Sozialarbeitern besteht aus 220 ausgebildeten Mitarbeitern; es gibt Niederlassungen in Bochum, Dortmund, Essen, Hattingen und Herne.

Die Räume der evangelischen Gemeinde an der Wittenbergstraße sehen ziemlich verwaist aus.
Die Räume der evangelischen Gemeinde an der Wittenbergstraße sehen ziemlich verwaist aus. © Gero Helm

„Wir wollen Anlaufstelle sein für Familien, die oftmals isoliert leben und in Schwierigkeiten stecken“, sagt Geschäftsführerin Gülseren Celebi. Die Anlässe, bei denen „Plan B“ um Hilfe gerufen wird, sind vielfältig: Das reicht von schulischen bis zu häuslichen Problemen. „Plan B“ bietet unkonventionelle Erziehungshilfe. Und die Klientel ist so „bunt“ wie das Team selbst: „Unsere Mitarbeiter kommen aus 30 Nationen“, sagt Sozialpädagogin Ayse Balyemez. „Wir sind wirklich ein bunter Haufen.“

Im Rahmen des Landesprojekts „NRW hält zusammen“ war der Verein auf der Suche nach einem neuen Standort im Bochumer Osten – und wurde dank einer Vermittlung durch die Stadt an der Wittenbergstraße fündig. „Das Gemeindehaus ist viel größer als gedacht“, sagt Celebi, „aber wir haben uns total gefreut. Da lässt sich richtig was draus machen.“

Stadtteiltreff für alle Bürger

So plant „Plan B“ die Einrichtung eines echten Stadtteiltreffs, der jedem Bürger offen stehen soll – ob mit Migrationshintergrund oder ohne. Und die Ideen sind vielfältig: Es soll ein Müttercafé geben, Computerkurse, Deutschkurse und Kochkurse sind geplant. „Wir wollen das Haus wieder mit Leben füllen und zum Treff für die gesamte Nachbarschaft werden“, verspricht Ayse Balyemez.

Fest geplant ist bereits die Einrichtung einer Kita für 15 Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren, die zuvor noch keinen Kita-Platz bekommen haben. „Das betrifft häufig geflüchtete Kinder, die bei uns eine Chance bekommen sollen, fit für die Schule zu werden“, sagt Celebi. Die Betriebserlaubnis vom Landesjugendamt erwartet „Plan B“ Mitte August, bereits am 1. September könnte die Kita an den Start gehen.

Bis Ende Februar möchte „Plan B“ erste Erfahrungen sammeln, dann wird entschieden, ob das Landesprojekt um ein Jahr verlängert wird. Perspektivisch denkt der Verein daran, das ehemalige Gemeindehaus allein zu führen.

Große Freude bei den Nachbarn

Die nächsten Wochen will der Verein nutzen, um in der Nachbarschaft bekannter zu werden. Während der interkulturellen Woche im September soll es einen großen Tag der offenen Tür geben, der genaue Termin steht noch nicht fest. „Die Nachbarn werden wir darüber aber gesondert informieren“, sagt Ayse Balyemez.

Direkt nebenan befindet sich die psychosoziale Hilfe. Dort freut man sich auf die neuen Nachbarn. „Es gab viele Gerüchte, ob das Haus womöglich verkauft wird“, sagt Manuela Zielbauer. „Jetzt sind wir froh und glücklich, dass ‘Plan B’ hier einzieht.“

>>> „Plan B“ möchte eng mit der Kirche kooperieren


Ein Name für die neue Kita ist noch nicht gefunden. Als Arbeitstitel dient „Kita Regenbogen“, weil im Gemeindehaus ein großes Bild von einem Regenbogen hängt. „Aber mit dem Namen sind wir noch nicht ganz glücklich“, sagt Gülseren Celebi.

Mit der evangelischen Kirche möchte „Plan B“ eng zusammen arbeiten. So sind bereits Aktionen in der Lutherkirche geplant. Im ersten Stock befindet sich weiterhin die Kleiderkammer der Gemeinde. „Die kann gerne hier bleiben“, so Celebi.