In einem neuen Zentrum kümmern sich Betreuer, Psychologen und Sozialwissenschaftler um Herner Familien. Kinder sollen die „Konfrontation mit anderen Kulturen“ als Normalität erleben.
Der Clown hat alle Hände voll zu tun. Er steht auf hohen Stelzen vor dem Eingang und verteilt zu Blumen geformte bunte Ballons an die Besucher. Und es kommen viele Gäste an diesem Samstagvormittag an die Bielefelder Straße, um die Einweihung des „Zentrums für interkulturelle Erziehungshilfe“ zu feiern.
Träger des Zentrums ist der Verein Plan B Ruhr, der mit der Einrichtung gleich mehrere Arbeitsfelder unter einem Dach vereint: die Kindertagesstätte „Kinderwelt Herne“, eine Integrationsagentur und eine flexible ambulante Hilfe. Seit Ende Juni 2014 läuft der Betrieb in der gemeinsamen Stätte bereits. Da es jedoch noch eine Menge zu tun gab, wird die Einrichtung erst jetzt unter dem Motto „Wir sind soweit“ offiziell eröffnet. Auch Bildungsdezernentin Gudrun Thierhoff ist gekommen und lobt die professionelle und interdisziplinäre Arbeit der Einrichtung.
Geschäftsführerin Celebi: „Setzen uns für vorurteilsfreie Erziehung ein“
Während die Integrationsagentur und die flexible ambulante Hilfe des Vereins zuvor bereits an der Bebelstraße präsent waren, ist die Kindertagesstätte ganz neu gegründet worden. „Im Bereich Kindergarten haben wir als Träger bisher keine Erfahrungen gemacht“, sagt Gülseren Celebi, Geschäftsführerin von Plan B. Die Kita ist besonders bunt: Die Kinder kommen aus acht verschiedenen Ländern.
Rund 40 Prozent stammen aus Deutschland. „Wir setzen uns in unserer Arbeit für eine vorurteilsfreie Erziehung ein und dafür, dass die Konfrontation mit anderen Kulturen als Normalität betrachtet wird“, so Celebi. Die Eltern entschieden sich sehr bewusst für die Einrichtung – ihre Kinder sollten in Vielfalt aufwachsen. „Unsere Mitarbeiter, die ebenfalls multikulturell sind, leben diese Selbstverständlichkeit vor“, so Celebi. Das neue Zentrum in Eickel ist durchaus keine kleine Klitsche: Zehn Betreuerinnen kümmern sich in der „Kinderwelt Herne“ um 52 Kinder. In der ambulanten flexiblen Erziehungshilfe werden derzeit 55 deutsche und ausländische Familien im Auftrag des Jugendamts von 15 Mitarbeitern (Psychologen, Sozial- und Heilpädagogen, Erziehungswissenschaftlern) betreut. Die Integrationsagentur wiederum ist mit einer landesgeförderten Stelle besetzt und setzt sich für eine Zusammenarbeit zwischen Migranten-Selbstorganisationen sowie freien und öffentlichen Trägern ein.
„Es ist toll, wie unsere Arbeit in Herne wertgeschätzt wird“, sagt Geschäftsführerin Celebi. In dieser Stadt würden die Plan-B-Mitarbeiter nicht auf ihren Migrationshintergrund reduziert – sondern als kompetente Organisation wahrgenommen.