Bochum. . Die Neuregelung beim Unterhaltsvorschuss stellt die Stadt Bochum vor Probleme. Alleinerziehende müssen sich auf lange Wartezeiten einrichten.
- Die Neuregelung beim Unterhaltsvorschuss stellt die Stadt Bochum vor massive Probleme
- Weil zusätzliches Personal fehlt, kommt es zu langen Wartezeiten bei den Anträgen
- Aktuell haben jetzt rund 4700 Eltern Anspruch auf den Vorschuss – doppelt so viele wie bisher
Die Neuregelung beim Unterhaltsvorschuss stellt die Stadt vor massive Probleme. Seit Monatsbeginn sind 585 Anträge eingegangen. Zusätzliche Mitarbeiter werden aber erst ab Herbst für Entlastung sorgen. Folge: Alleinerziehende Eltern müssen mit langen Warte- und Bearbeitungszeiten rechnen.
Die Hälfte aller Alleinerziehenden in Deutschland – fast ausschließlich Mütter – bekommt vom Ex keinen einzigen Cent für das gemeinsame Kind, ein Viertel nur ab und zu ein paar Euro. Das weist eine Studie der Bertelsmann-Stiftung aus. Der Staat springt mit dem Unterhaltsvorschuss ein: bislang für maximal 72 Monate und das nur für Kinder bis zwölf Jahre.
4700 Eltern haben Anspruch
Das hat sich zum 1. Juli geändert. Die Altersgrenze ist auf 18 Jahre angehoben. Die Bezugsgrenze von sechs Jahren entfällt komplett. Für Bochum heißt das: Nicht mehr 2280, sondern 4700 Eltern haben nun Anspruch auf den Vorschuss.
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Das hat gravierende Auswirkungen. Positive für die Familien, die (wenn sie nicht Hartz-IV-Bezieher sind) bis zu 268 Euro pro Kind im Monat mehr zum Leben haben. Negative für die Stadt, die größte Mühe hat, das Gesetz zu stemmen.
- Geld: Bis Jahresende rechnet Abteilungsleiterin Margarita Tomczak mit städtischen Mehrausgaben von 1,4 Millionen Euro, die im Etat nicht berücksichtigt sind. „Wir müssen wohl außerplanmäßige Haushaltsmittel beantragen“, sagt sie. Für 2018 geht sie von insgesamt 7,2 Millionen Euro aus, von denen 2,5 Millionen die Stadt berappt (den Rest zahlen Bund und Land).
- Personal: Das Jugendamt hat verwaltungsintern acht zusätzliche Stellen beantragt. „Es wurden aber nur sechs bewilligt“, bedauert Sachgebietsleiter Knut Erdmann. Das dann 22-köpfige Team wird im September vollzählig, aber nur bedingt arbeitsfähig sein: „Die neuen Kollegen müssen ja erst noch eingearbeitet werden“, sagt Erdmann.
Fast immer zahlen die Väter nicht
Die Bearbeitung der Anträge wird sich entsprechend verzögern. Auch eine Entspannung an den drei Publikumstagen montags, dienstags und donnerstags ist vorerst nicht zu erwarten. „Eigentlich müssten wir die Öffnungszeiten erweitern. Aber diese Zeit würde uns wiederum bei der Bearbeitung der Anträge fehlen“, so Erdmann.
Gänzlich in den Hintergrund rückt derweil der Versuch, sich den Vorschuss von den säumigen Eltern (fast immer sind es die Väter) zurückzuholen. Bei 18 Prozent, schildert Margarita Tomczak, liegt in Bochum die „Rückholquote“. Andernorts, etwa im Sauerland, fließen bis zu 40 Prozent der Unterhaltungszahlungen in die Stadtkasse zurück. Derartige Quoten hält die Abteilungsleiterin in unserer Stadt mit oder ohne neues Gesetz für utopisch: „Bei den meisten Papas ist definitiv nichts zu holen.“
>>> INFO: Stadt bittet um Geduld
Die Höhe des Unterhaltsvorschusses richtet sich nach dem Alter des Kindes: monatlich 150 Euro bis fünf Jahre, 201 Euro bis elf Jahre und 268 Euro vom zwölften bis 18. Lebensjahr.
Alle Infos für Eltern listet die Stadt auf ihrer Homepage www.bochum.de auf. Dort wird aktuell auch um Verständnis für die Verzögerung bei der Antragsstellung gebeten: „Bringen Sie bitte etwas Geduld mit.“