Bochum. Wegen des mutmaßlichen Raubes eines Hundewelpen stand eine Tierrretterin vor Gericht. Es gab Streit um die Haltung des kleinen Hundes.

  • Eine 44-jährige Tierretterin soll von einer Frau aus Wattenscheid einen Hundewelpen geraubt haben
  • Sie stand deshalb am Montag vor dem Schöffengericht, dort wurde das Verfahren aber eingestellt
  • Im Prozess schlugen die Emotionen hoch, am Ende lagen sich zwei Frauen in den Armen

Wegen des vier Monate alten Hundewelpen „Lucky“ stand am Montag (17.07.) eine 44-jährige Tierretterin vor dem Amtsgericht. Sie hatte den Mischling aus einem Urlaub auf Rhodos mitgebracht. Gerettet aus widrigen Umständen, wie es hieß. Später vermittelte sie das Tier in eine Familie nach Wattenscheid. Für 200 Euro. Doch das süße Hundeglück endete in einem ganz bitteren Streit.

Laut Anklage soll die Frau aus dem Raum Aachen mit einer Bekannten am 14. Juni 2016 zu einer 62-jährigen Wattenscheiderin gefahren sein und ihr den Welpen aus dem Arm geraubt haben. Die 62-Jährige habe sich im Türrahmen zu ihrer Wohnung erst geweigert, das Tier herzugeben.

Den Hund an den Pfoten weggerissen

Doch dann soll ihr der kleine Lucky an den Pfoten weggerissen worden sein, wobei sie den Halt verloren habe und mit der Schulter gegen den Türrahmen geschlagen sei. Mit der flauschigen Beute flohen die mutmaßlichen Hunderäuberinnen laut Anklage.

Die Angeklagte war nicht damit einverstanden, dass Lucky bei der 62-Jährigen lebt. Deren Wohnung war viel zu eng, zudem soll bereits ein anderer Hund dort gelebt haben. Ohnehin hatte sie den Welpen auch an deren Tochter (32) verkauft, eine dreifache Mutter. Aber weil diese in große Familienprobleme geriet, gab sie den Hund an ihre Mutter weiter. Das erfuhr die jetzt Angeklagte – und wollte Lucky zurückholen.

Mutter und Tochter waren damals so sauer, dass sogar ein privater Fernsehsender eingeschaltet wurde. In dem TV-Beitrag soll von der „größten Hundeklauerin Deutschlands“ die Rede gewesen sein.

Richter wird ungemütlich

Aber was sich damals wirklich abgespielt hatte bei dem vermeintlichen Hunde-Raub, blieb vor Gericht völlig im Dunkeln. Die Zeugenaussagen sowohl der 62-Jährigen wie auch ihrer Tochter (32) waren derart widersprüchlich, dass Richter Dr. Axel Deutscher sehr ungemütlich wurde. „Sie erzählen hier beide den größten Unfug. Eine Unverschämtheit“. Auch ein so richtig derbes Wort fiel.

Die Angeklagte, die vor Gericht erkennbar aufgewühlt war, wies den Raubvorwurf stets zurück. Und tatsächlich kam sie ungeschoren davon. Das Gericht stellte das Verfahren ein. Nicht einmal ihren Verteidiger muss sie bezahlen, das übernimmt die Justiz.

Zur Überraschung aller fand noch im Saal eine Herz-Schmerz-Szene statt. Die frühere Besitzerin des Hundes, die 32-Jährige, und die Angeklagte lagen sich unter Tränen in den Armen. Das sah irgendwie nach Entschuldigung und Versöhnung aus.

>>Polizeieinsatz für den flauschigen Lucky

Wegen des Welpen hat es sogar einen Polizei-Einsatz gegeben. Bereits vor dem vermeintlichen Raub wurde Lucky von zwei Männern aus der Wohnung in Wattenscheid abgeholt – und mit Hilfe der Polizei dann wieder zurückgeholt.

Lucky lebt heute wieder bei der Angeklagten. Sie hat ehrenamtlich schon mehrere ausländische Tiere in Not gerettet, hieß es.

Die Prozesskosten übernimmt komplett der Steuerzahler.