Bochum. . Die Hausbesetzung an der Herner Straße ist zu Ende. Die Aktivisten haben das Gebäude nach sieben Wochen verlassen. Ihnen droht keine Anzeige.

  • Nach sieben Wochen ist die Hausbesetzung an der Herner Straße 131 in Hamme zu Ende
  • Die Aktivisten haben die Wohnungen und das Ladenlokal friedlich und freiwillig geräumt
  • Die neuen Eigentümer haben zu Wochenbeginn bereits begonnen, das Gebäude zu renovieren

Wo wochenlang Transparente flatterten, prangt ein Baugerüst. „Betreten verboten! Der Eigentümer“, warnen handgeschriebene Zettel in den Fenstern. Vor der Tür steht ein Holzregal mit geschenkten Büchern. Eines davon: „The Lost World“ von Michael Crichton.

Die Hausbesetzung an der Herner Straße 131 ist zu Ende. Die Aktivisten haben das Feld geräumt. Sie müssen keine strafrechtlichen Konsequenzen befürchten: Die neuen Besitzer ziehen ihre Anzeige zurück.

Aktivisten forderten bezahlbaren Wohnraum

Sieben Wochen dauerte die erste Hausbesetzung in Bochum seit 17 Jahren. Am 20. Mai waren Aktivisten in das leerstehende Wohn- und Geschäftshaus in Hamme eingestiegen. Ihre Forderung: Bezahlbarer Wohnraum für alle! Den wollten sie eigenhändig in dem denkmalgeschützten Gebäude schaffen.

WGs für Studenten und Flüchtlinge oben. Ein „Nachbarschaftszentrum“ mit Musik, Partys und Lesungen im heruntergekommenen Ladenlokal unten. Die Stadt sollte das Haus dafür kaufen und den „Instandbesetzern“, wie sie sich selbst nannten, per Erbpacht-Vertrag überlassen.

Der Traum ist vorbei. Noch vor der Zwangsversteigerung fand das Haus im Juni neue Besitzer. Anders als die bisherige Eigentümerin pochten die Inhaber massiv auf ihr Hausrecht. Heißt: Räumung. Entweder freiwillig. Oder durch die Polizei.

Sieben Wochen war der Altbau in Hamme besetzt.
Sieben Wochen war der Altbau in Hamme besetzt. © Ralf Rottmann

Besetzer kommen Räumung zuvor

Mehrere Fristen verstrichen. Zeitweise sah es nach einer Eskalation aus. „Wir bleiben so lange wie es uns passt!“, tönten die Besetzer auf Twitter. Am Wochenende kam es dann doch zu einer friedlichen Lösung. „Die Besetzer waren in kurzer Zeit verschwunden“, berichtet Thomas Hartmann, Anwalt der Eigentümer.

Sie verließen nicht nur die oberen Etagen, sondern auch das Ladenlokal, das sie eigentlich noch bis zum 24. Juli hätten nutzen können, um alle Sachspenden wie Möbel oder Elektrogeräte „in gute Hände zu geben“. „Das hatten sie angekündigt. Doch die meisten Sachen wurden zurückgelassen. Jetzt müssen wir uns darum kümmern. Der Sperrmüll ist bestellt“, so Hartmann. Im Namen seiner Mandaten kündigt er an: „Es wurde nichts zerstört. Deshalb ziehen wir die Anzeige wegen Hausfriedensbruch zurück.“

Aktivisten sind abgetaucht

„Die Besetzung hat in Bochum einiges in Bewegung und etliche Leute zum Nachdenken gebracht“, heißt es auf dem Szene-Portal „BO-Alternativ“, das sich ebenso mit den Besetzern und deren Forderung nach preisgünstigem Wohnraum solidarisiert hatte wie zahlreiche weitere Initiativen und Gruppen aus dem linken Spektrum.

Die Aktivisten um ihre Sprecherin „Bianca Setzer“ (ein Pseudonym) haben sich bislang nicht zu ihrem Rückzug geäußert. Das Handy ist abgeschaltet. Bianca Setzer meldet sich nicht mehr.