Harpen. . Nun wird im Bochumer Norden eine neue Adresse für Vereine und Veranstaltungen gesucht. Bis dahin bleibt das Gebäude erhalten.

Über viele Jahre hat sich die Mehrheit in der Bezirksvertretung Nord für den Erhalt des Amtshauses Harpen eingesetzt, damit Vereine das städtische Gebäude nutzen können. Nun die Kehrtwende: Das Amtshaus wird aufgegeben.

Bezirksbürgermeister Henry Donner gab dazu in der gestrigen Sitzung des Bezirks eine Erklärung ab. Zugrunde liegt der Beschluss des Rates, dass für die Renovierung des Hauses nicht der Bezirk, sondern er selbst zuständig sei. Das gelte für alle Maßnahmen, die einen Betrag von 250 000 Euro übersteigen. „Damit“, so Donner, „konnten die bereits 2015 freigegebenen Mittel in Höhe einer Viertel Million Euro nicht mehr ausgegeben werden und verfielen“.

Die alte Baugenehmigung beinhalte den Status Quo und stelle das Haus unter Bestandschutz; damit sei eine Nutzung für maximal 199 Personen erlaubt. Bei mehr Besuchern seien zwei Personen für die Brandwache notwendig. „Fürs Renovieren gelten neue Standards bei Lärm und Brandschutz.“

Verwaltungsspitze war vor Ort

Im Februar gab es eine Rundfahrt des Verwaltungsvorstandes durch den Bochumer Norden; dabei brachte Donner noch einmal die Sprache aufs Amtshaus Harpen. Ergebnis war, dass es nicht vorrangig um den Erhalt des Gebäudes gehen könne, sondern um Räume für Vereine und Veranstaltungen im Bochumer Norden. So werde, berichtete Henry Donner, nun nach einer neuen Bleibe gesucht; ob der Altbau abgerissen wird, ob ein neues Haus gebaut werden soll, sei dabei noch offen.

Vereine und Verwaltung bilden einen sogenannten Planungsrat, geleitet vom Bezirksbürgermeister. Donner stellte gestern auch klar, „dass das Amtshaus Harpen so lange erhalten und in Betrieb bleibt, bis eine Alternative gefunden und bezugsfertig ist“. Dennoch müsse der Bezirk Eigenmittel in das Gebäude stecken, damit Notreparaturen erledigt werden und die Vereine bleiben könnten. „Hätte man uns nicht vier Jahre lang hingehalten, wäre das Haus in der Kompetenz des Bezirks geblieben, wäre dieser Schritt nun nicht notwendig gewesen“, so Donner.

Fraktionen hatten sich geeinigt

Alle Fraktionen hatten sich im Vorfeld der Sitzung geeinigt, dass die Versorgung der Vereine Priorität habe, bis Ersatz gefunden ist. Philipp Welsch (SPD) beantragte, die Mittel in Höhe von 200 000 Euro, die für 2017 in den Haushalt eingestellt wurden, neu zu verwenden „damit sie nicht verschwinden“. Nutznießer sollen die Maischützenschule (Aula und Turnhalle) sein, das Jugendfreizeitzentrum Bergen, die gesperrte Brücke an den Harpener Teichen soll instandgesetzt werden, und der Platz vor der Ladenzeile Rosenberg an der Haydnstraße bekommt bessere Wege und Beleuchtung.

>>>KOMMENTAR: Viel Kompetenzgerangel

Viel Zeit und vor allem auch Geld hätte sich die Bezirksvertretung Nord sparen können, hätte der Rat eher die Kompetenzen geklärt. So aber fühlt sich der Bezirk – nicht zu Unrecht – entmündigt. Lange Zeit war der Erhalt des Amtshauses Harpen seine Sache, und er legte sich mit eigenen Finanzmitteln mächtig ins Zeug, um den Vereinen dort eine Zukunft zu sichern, vor allem auch den ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern. Noch im Dezember 2015 stellte der Rat gar 250 000 Euro für das Gebäude zur Verfügung, obwohl er zwei Monate zuvor den Beschluss gefasst hatte, allein verantwortlich zu sein. Längst kursieren im Harpen Gerüchte, das Haus werde Ende 2017 geschlossen. Zumindest diese Angst ist unbegründet.