Bochum. Die Halbjahresbilanz der Wirtschaftsförderung ist positiv: 14 Firmen siedeln sich neu in Bochum an. Zander übernimmt Wollschläger-Immobilie.

  • Gut 1000 Arbeitsplätze hat Bochum in den jüngsten Monaten allein bei Wollschläger, Eickhoff und Adient verloren
  • Einen Teil davon konnte die Wirtschaftsförderung durch die Vermittlung von Firmenansiedlungen kompensieren
  • Etwa 500 Arbeitsplätze entstehen neu; u.a. in der früheren Wollschläger-Halle an der Carolinenglückstraße

Schlechte Nachrichten aus der Wirtschaft hat es reichlich gegeben in jüngster Zeit. Allen voran die Insolvenz des Werkzeuggroßhändlers Wollschläger, die Entlassungen beim Maschinenbauer Eickhoff und das Aus des Autozulieferers Adient (früher Johnson Controls). Mehr als 1000 Arbeitsplätze hat allein das gekostet.

Aber es gibt auch positive Botschaften. Die stadteigene Wirtschaftsentwicklung führt in ihrer Halbjahresbilanz 2017 auf, 14 neue Unternehmensansiedlungen mit 524 neue Arbeitsplätze vermittelt und damit die Verlust zum Teil kompensiert zu haben. Zudem werden 20 bereits in Bochum angesiedelte Firmen ihren Standort erweitern oder innerhalb der Stadt verlagern. Damit bleiben knapp 1500 Arbeitsplätze erhalten. Insgesamt, so die Wirtschaftsförderung, wurden 360 000 qm Gewerbefläche vermittelt. Eine Zwischenbilanz, die Rouven Beeck, bei der Wirtschaftsförderung als Bereichsleiter zuständig für Unternehmen und Ansiedlungen, zufriedenstellt: „Wir knüpfen immer mehr nachhaltige Kontakte zu auswärtigen Investoren und begeistern sie vom Standort Bochum.“

Investor aus der Türkei

Dabei ist es etwa gelungen, die nach der Wollschläger-Insolvenz leerstehende, 330 Meter lange und 120 Meter breite Halle an der Carolinenglückstraße schnell mit neuem Leben zu füllen. Gekauft hat die Immobilie der Haustechnik-Großhändler Zander aus Essen. Er will in Hamme fünf bisherige Standorte zusammenfassen. Beeck: „Es ist gut für Bochum, dass die Spezialimmobilie zeitnah wieder mit unternehmerischem Leben gefüllt wird.‘‘ Zu den Neuansiedlungen gehören auch der Fahrzeugteile-Großhändler WM aus Osnabrück, der 7000 qm im Gewerbepark Gerthe Süd erschließt, sowie die MAES Steuerungstechnik aus der Türkei. Kontakte geknüpft hat die Wirtschaftsförderung zu dem Unternehmen bei einer Türkei-Reise.

Noch mehr Logistik

Wichtig sei der Wirtschaftsförderung, so Bereichsleiter Beeck, aber auch die Betreuung heimischer Unternehmen. Dies solle künftig noch intensiver geschehen. Zu den 20 Firmen, die sich in den vergangenen sechs Monaten für eine Erweiterung oder einen Standortwechsel innerhalb der Stadt entschieden haben, gehört etwa die ASS Athletic Sport Sponsoring GmbH, die für die Mobilität im deutschen Leistungssport sorgt. Sie wird sich vergrößern und hat einen neuen Standort im Gewerbepark Hiltrop gefunden.

Indes: Das von Verbänden und Politik propagierte Ziel, Bochum müsse ein Industriestandort bleiben, scheint in immer weitere Entfernung zu rücken. Nur drei der insgesamt 34 erfolgreichen Vermittlungsfälle entfallen auf die Industriebranche; 31 auf Handel und Dienstleistung. Es ist unverkennbar: Bochum wandelt sich weiter zur Wissens- und Dienstleistungsstadt – und zum Logistikstandort, wenn auch geradezu wider Willen.

Drei große neue Logistikstandorte wird es in der Stadt geben: das Opel-Warenverteilzentrum in Langendreer (95 000 qm), das DSV-Logistikzentrum in Stahlhausen (20 000 qm) und das DHL-Megapaketzentrum in Laer (50 000 qm). Dazu gesellt sich nun eine weitere große Logistikansiedlung: An der Karl-Lange-Straße entsteht auf einer Fläche zwischen dem Thyssen-Krupp-Stahlwerk und den Bochumer Stahlwerken eine Umschlaghalle mit einer Lagergröße von 37 170 qm. Investor ist die Dietz AG aus Bensheim. Bis Anfang 2018 soll die Halle stehen.

Die Wirtschaftsförderung ist derweil optimistisch, auch im zweiten Halbjahr 2017 weiteren Unternehmen bei ihren Erweiterungsplänen helfen und neue Firmen und damit zusätzlich Arbeitsplätze in die Stadt locken zu können. „Wir haben noch einige Kohlen im Feuer“, sagt Rouven Beeck.