Bochum. . Kulturschaffende denken im Rahmen der BO-Biennale in der Zeche Eins über ihre Zukunft nach – und sorgen sich etwas um den Nachwuchs.

Dass die freie Kulturszene kräftig blüht, wurde schon lange nicht mehr so deutlich wie in den letzten Tagen. Möglich macht’s die BO-Biennale, der erste Zusammenschluss der freien Kreativen. Und das zehntägige Festival mit Musik, Kunst, Literatur, Theater und viel Spaß kommt prima an. „Wir freuen uns total, die Veranstaltungen sind durchweg gut besucht“, sagt Organisatorin Dorothee Schäfer.

Doch wohin zieht es die Szene in Zukunft? Wird es auch im Jahr 2030 noch freie Kultur in der Stadt geben? Um Fragen wie diese ging es bei einer interessanten Diskussionsrunde in der Zeche Eins. Statt wie sonst gern üblich, die Teilnehmer auf einem Podium zu versammeln, lässt sie Moderatorin Frauke Burgdorff im Stuhlkreis Platz nehmen. Im sogenannten Fischglas bleibt immer ein Stuhl unbesetzt. Wenn sich jemand in den Kreis setzt, um seine Meinung kund zu tun, muss ein anderer die Runde verlassen.

Schmerzhafte Jahre

Einer, der in der freien Szene beinahe alles erlebt hat, ist Gerd Spiekermann, der 1986 den Bahnhof Langendreer mit begründete. „Wir waren alle Autodidakten damals, abgebrochene Sozialarbeitsstudenten“, erinnert er sich. Wichtige Entscheidungen im Plenum zu treffen und auf „flache Hierarchien“ Wert zu legen, da sei sich der Bahnhof bis heute treu geblieben. „Die Jahre waren schmerzhaft, aber irgendwie hat’s funktioniert“, so Spiekermann.

Allein: Immer wieder hapert es am Geld. „Dauerhaftes ehrenamtliches Arbeiten“, wie Gabi Hinderberger vom „Blicke“-Filmfestival es lange erlebt hat, dürfe kein Normalzustand werden. „Das kann keiner und will auch keiner.“ Da werde die freie Szene oft zu wenig ernst genommen.

SPD-Politiker Hans Hanke, Mitglied des Kulturausschusses, wirft ein, dass die Kulturförderung in NRW gut aufgestellt sei, anders als etwa in Bayern. Ein mit viel Engagement geführtes Festival wie die BO-Biennale beweise das.

Kampf im Bürokratie-Dschungel

Doch wie kommen freie Künstler an die Fördergelder von Land, Bund und EU heran? „Das Geld liegt da, es muss nur abgeholt werden“, sagt Beatrice Röglin von „X-Vision“. Wie man allerdings einen Projektantrag stelle und sich durch den „Bürokratie-Dschungel“ hindurch kämpfe, sei eine Kunst für sich.

In Zeiten knapper Kassen Allianzen mit anderen Einrichtungen zu bilden, das sieht Pia Alena Wagner vom „Atelier Automatique“ an der Rottstraße kritisch. „Es ist wichtig, dass man eigenständig bleibt“, meint sie. „Das ist ein knallhartes Business, wir planen nur von Tag zu Tag. Was danach passiert, werden wir sehen.“ Eines ist für sie allerdings klar: „Wir möchten in Bochum bleiben und auf keinen Fall nach Berlin ziehen.“

Damit die freie Szene weiter blühen könne, brauche es aber eine bessere Nachwuchsförderung, meint Ralf Lambrecht vom Theater Traumbaum. „Es gibt immer wieder interessante junge Leute, die bei uns in die Lehre gehen wollen, doch das können wir uns einfach nicht leisten.“