Bochum. . Nicht bei den Konzerten und Veranstaltungen, aber im Party-Sektor. Unter anderem wird das Rauchverbot für den Rückgang verantwortlich gemacht.
Kürzlich gab’s Musik aus Mali, aktuell läuft der Europäische Kinder-Kino-Herbst, am Donnerstag erheben sich beim Konzert mit „Neonschwarz“ acht Fäuste für ein HipHop-Halleluja und Ende des Monats lassen die Jungs der US-Hardcore-Punk-Legende Agnostic Front die Wände beben: Man sieht es schon an diesen vier Programmpunkten, der Bahnhof Langendreer macht seinem Namen als abwechslungsreicher Veranstaltungspool mal wieder alle Ehre.
Abwechslungsreichtum, nicht Beliebigkeit. Das haben sich die Macher/innen in Langendreer auf die Fahnen geschrieben, und naturgemäß bezieht sich das nicht allein auf den kulturellen Veranstaltungs-, sondern auch auf einen politische Diskurs-Ansatz: In diesem Monat etwas mit der armenisch-griechisch-türkischen Produktion „Salyangoz/Die Schnecke“ (Lesung und Gespräch am 25.10, 20 Uhr) oder am Donnerstag (29.10.) mit „Mehr Geld für die Bildung?“, einem Vortrags- und Diskussionsabend, bei dem das „Versprechen der Bildungsrepublik Deutschland“ auf den Prüfstand kommt (18 Uhr, Eintritt frei).
Über 300.000 Gäste begrüßt
Wie der Kulturbahnhof fast 30 Jahre nach seiner Gründung aufgestellt ist, das kann man auch dem Jahresbericht 2013/14 entnehmen, der in gedruckter Form und auf www.bahnhof-langendreer.de vorliegt. „In diesen zwei Jahren haben wieder mehr als 300.000 Menschen den Bahnhof aufgesucht. Über 3000 Veranstaltungen und weitere Angeboten gab es“, berichtet Gerd Spieckermann von der Bahnhof-Geschäftsführung.
Städtische Förderung
2014 förderte die Stadt den Bahnhof Langendreer mit 353 600 Euro, das sind 0,69 % des Kulturetats von 51,55 Mio Euro. „Je Besucher hat die Stadt damit 5,36 Euro aufgewandt“, heißt es im Jahresbericht.
Als Vergleichswert wird eine Statistik des Deutschen Bühnenvereins angeführt. Danach lag bei den öffentlichen Theatern die Fördersummer je Besucher bei 120,66 Euro.
Die Besucherzahlen seien in allen Bereichen relativ konstant geblieben; 2014 wurden rund 117.000 Gäste gezählt, dazu kamen rund 59.000 Gastronomie-Besucher. „Gleichwohl mussten wird erstmals seit vielen Jahren einen zwar geringfügigen, aber realen Besucherrückgang um 2,8 % (minus 3400) registrieren“, so Spieckermann.
„Abwärtstrend stoppen“
Grund: Ausgerechnet bei den beliebten Bahnhof-Partys klemmt es, wobei der als „erheblich“ eingestufte Besucherrückgang im Partybereich (von 35.000 im Jahr 2012 auf 25.400 in 2014) vor allem auf das gesetzliche Rauchverbot, die gestiegene Zahl der Partylocations überhaupt und ein sich veränderndes „Ausgehverhalten“ der Zielgruppe im Alter von 18 bis 35 Jahren zurückgeführt wird. „Da die Einnahmen aus dem Party-Bereich für unsere Gesamtfinanzierung von großer Bedeutung sind, haben wir mit Investitionen (Raucherterrasse) und neuen Veranstaltungsformaten reagiert“, so Spieckermann.
In den nächsten Monaten und Jahren gelte es, den Abwärtstrend zu stoppen und die Besucherzahlen hier zumindest zu stabilisieren.