Bochum. . Fassbinders berühmter Film erzählt die Liebesgeschichte zwischen einer 60-Jährigen und einem 30-jährigen Marokkaner. Premiere am Freitag

Auch wenn er heutzutage nicht mehr in aller Munde ist und viele Jüngere gar nicht wissen, was sich hinter der berühmten Abkürzung „RWF“ verbirgt: Rainer Werner Fassbinder (1945-1982) war der bedeutendste Regisseur der deutschen Nachkriegszeit.

Die Filme des so herausfordernden wie produktiven Berserkers wie „Die Sehnsucht der Veronika Voss“ und „Effi Briest“ haben Geschichte geschrieben, seine Fernsehserie „Berlin Alexanderplatz“ ist bis heute ein Meilenstein.

Brigitta Mira ist unvergessen in der Rolle

„Angst essen Seele auf“ (1974) gilt als eines seiner bekanntesten Werke – unvergesslich besetzt mit Brigitte Mira und Barbara Valentin. Regisseurin Romy Schmidt bringt eine Adaption des Films jetzt im Prinz-Regent-Theater auf die Bühne, auf die man gespannt sein darf. Es ist die siebte und letzte Premiere im PRT in dieser Spielzeit.

Regisseurin Romy Schmidt bringt den Fassbinder-Film auf die Bühne.
Regisseurin Romy Schmidt bringt den Fassbinder-Film auf die Bühne. © Ingo Otto

In seinem Melodram erzählte Fassbinder von den gesellschaftlichen Verhältnissen in der Bundesrepublik der 70er Jahre. Brigitte Mira spielte ungeheuer berührend die 60-jährige Putzfrau Emmi, die sich in den marokkanischen Gastarbeiter Ali verliebt, ihn heiratet und damit den Hass ihrer Kinder und der Nachbarschaft auf sich zieht. „Natürlich hat an der Vorlage der Zahn der Zeit genagt“, meint Sprecher Dirk Krogull, „aber darin liegt genau der Reiz. Wir wollen versuchen, die Gastarbeiter-Thematik ins Heute zu übertragen.“

Die Vorurteile sprießen überall

Denn bei genauerem Hinsehen verbirgt sich in Fassbinders Film viel von dem, was auch die Menschen unserer Tage beschäftigt: die Angst vor dem Fremden. Ali, der 30-jährige Marokkaner, und Emmi, die 60-jähige Deutsche, begegnen sich in einer Kneipe und werden ein Paar. Doch ihr Glück wird überschattet von den Menschen um sie herum. Die Vorurteile sprießen überall.

Kluges Lehrstück

„Wie verhält sich der Zuschauer selbst im Angesicht von Populismus und Rassismus?“, fragt Romy Schmidt. Für sie steht fest: „Fassbinders kluges Lehrstück hat nichts von seiner Aktualität und Brisanz verloren, es ist heute so wichtig wie vor 40 Jahren.“

Als Emmi kehrt die Schauspielerin Doris Plenert ans Prinz-Regent-Theater zurück, die dort während der Leitung von Sibylle Broll-Pape in vielen Rollen zu sehen war (u.a. in „Der Prinz von Homburg“). Den Ali gibt kein ausländischer Schauspieler, sondern mit Linus Ebner ein blonder junger Mann, dessen „Lenz“ im Theater Rottstraße 5 ein großer Erfolg ist. „Wir sind gespannt auf die Reaktionen des Publikums“, meint Dirk Krogull. Das Stück wird mit arabischen und englischen Übertiteln gezeigt.

Für Romy Schmidt geht ein Traum in Erfüllung

Romy Schmidt ist ein großer Fan der Filme von Rainer Werner Fassbinder. Mit „Angst essen Seele auf“ ein Stück von ihm auf die Bühne zu bringen: Da geht für die junge Theaterleiterin ein Traum in Erfüllung.

Dauer: ca. zwei Stunden. Die Premiere am Freitag, 2. Juni, ist ausverkauft. Im Anschluss gibt es ein Konzert der Band „Dezire“. Weitere Termine: 20./21. Juni und 1./2. Juli. Karten (16, erm. 8 Euro): 0234 / 77 11 17.