Bochum. RUB ist der größte Arbeitgeber der Stadt. Hochschulen bringen reichlich Geld in die Stadt. Deutsches Internet-Institut könnte Schub bringen

  • Die Ruhr-Uni ist mit 5650 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber in Bochum
  • Die Hochschulen der Stadt sind ein immer größer werdender Wirtschaftsfaktor
  • Wenn das Deutsche Internet-Institut nach Bochum käme, würde er noch größer

Diese Woche tagt die Jury, die über das Deutsche Internet-Institut und dessen zukünftigen Standort entscheidet, zum zweiten und letzten Mal. Sie hatte im Frühjahr des vergangenen Jahres fünf Institutionen für das weitere Verfahren berücksichtigt. Darunter auch die Ruhr-Universität.

Würde sie den Zuschlag bekommen, würden bis zu 50 Millionen Euro an Fördergeldern nach Bochum fließen. Auch ohne dieses Geld und dieses Prestigeobjekt aber hat die Ruhr-Uni, haben die Hochschulen der Stadt einen immer größer werdenden Einfluss auf Bochum.

Suche nach einer Perspektive

Die Stadt war und ist nach dem Ende des Bergbaus, dem Aus von Opel auf der Suche nach einer Perspektive. Mit der Formulierung, dass die RUB die Stadt rettet, weil sie in jüngster Vergangenheit in die Stadt hinein expandierte und leer stehende, große Gebäude mit (Uni-)Leben füllte, will sich dennoch keiner so recht anfreunden. Die Entscheider an der RUB nicht, die in der Stadt ebenso wenig.

„Keine Frage“, sagt Sven Frohwein, Pressesprecher der Bochum Wirtschaftsentwicklung, „die Ruhr-Uni ist ein Glücksfall für die Stadt. Und die Planungen, die Campusentwicklung auf drei Beine zu stellen, auf dem Campus, in der Innenstadt und auf Mark 51/7, dem alten Opelgelände präsent zu sein, ist aller Ehren wert.“

Zusammenarbeit mit der RUB

„Wir arbeiten auch gern mit der Ruhr-Uni zusammen. Aber daraus ableiten, dass die RUB die Stadt rettet, kann man deswegen nicht. Die Entscheidung, dass die RUB ins Blue Square, ins Exzenterhaus und ins Bochumer Fenster gegangen ist, ist jeweils ohne Dazutun der Bochum Wirtschaftsentwicklung gefallen.“

Bochum als Wissensstadt

Wissensstadt – das soll Bochum sein und immer mehr werden. Das ist die Marke, mit der die Stadt verstärkt wirbt. Da passt es, dass Univercity, der Zusammenschluss der Hochschulen, immer besser funktioniert und harmoniert. Die Hochschule Bochum, die Technische Hochschule Georg Agricola oder auch die Hochschule für Gesundheit werden auch deshalb über die Stadtgrenzen hinaus immer bekannter.

Die Ruhr-Uni wird immer sichtbarer im Stadtbild. Nicht nur wegen der ständig steigenden Zahl an Studierenden. Es sind inzwischen 42 000 von 56 444 gesamt an allen Hochschulen. Sie profilieren sich zudem immer häufiger als Gründer. Das Start-up „Physec“ bekam zuletzt auf der Technologiemesse Cebit eine Auszeichnung der Bundeswirtschaftsministerin.

Gut sichtbar an der Uni-Straße

29 Adressen weist die Ruhr-Uni aktuell als Standort im Stadtgebiet aus. Zuletzt fiel die Entscheidung, dass das Internetforschungszentrum ins Exzenterhaus ziehen wird. Gut sichtbar ist die Ruhr-Uni entlang der Unistraße, dem Bochumer Fenster und durch das Blue Square vertreten. Auf dem alten Opelgelände entsteht ein Forschungsbau der Ruhr-Uni. Der größte Arbeitgeber der Stadt ist die Ruhr-Uni mit circa 5650 Mitarbeitern ohnehin.

2,5 Milliarden Umsätze in der Metropole Ruhr

„Nimmt man die übrigen Hochschulen dazu“, sagt Professor Bernd Kriegesmann, „heißt das, dass jeder zehnte Beschäftigte in Bochum in Zusammenhang mit der Uni und den Hochschulen steht.“ Der Leiter des Instituts für angewandte Innovationsforschung an der RUB hatte für den Regionalverband 2015 eine Studie zum Wirtschaftsfaktor Wissenschaft betreut. Sie ergab, dass die Hochschulen und außeruniversitären Forschungsinstitute der Metropole Ruhr in 2013 knapp 2,5 Milliarden Euro Umsätze auslösten. Tendenz steigend.

Hochschulen holen Fördermittel nach Bochum

„Für Bochum sind es“, sagt Kriegesmann, „400 Millionen Euro. Eher mehr. Die Ruhr-Uni und die Hochschulen haben Hebeleffekte. Sie holen Geld in die Stadt. Fördermittel des Landes, des Bundes, der EU. Wichtig wäre aber, dass mehr außeruniversitäre Forschungsinstitute nach Bochum kämen. Etwa das Max-Planck- oder Fraunhofer-Institut.“ Oder das Deutsche Internet-Institut.