Dahlhausen. 1927 wurde der Linden-Dahlhauser Kanu-Club gegründet. Der Verein überstand manche Krise. Heute zählt der Verein 300 Mitglieder.

Am Anfang waren sie kaum mehr als ein gutes Dutzend: 16 gut befreundete Sportkameraden trafen am 16. Mai 1927 die Entscheidung, ihrer Liebe zum Wassersport direkt an der Ruhr einen Namen zu geben. Sie gründeten den Linden-Dahlhauser Kanu-Club (LDKC). Der Rest ist Geschichte. Genau 90 Jahre später wird der runde Geburtstag des traditionsreichen Vereins im Bootshaus an der Ruhrmühle gleich doppelt gefeiert: mit einer Feierstunde nur für Mitglieder am Jahrestag der Gründung sowie mit einem großen Empfang am Sonntag, 20. Mai, inklusive vieler Anekdoten.

Verein sieht sich als ein großes Heiratsinstitut

Der Verein hat allen Grund zum Feiern. Über die vergangenen Jahrzehnte ist es den Kanuten gelungen, zum festen Bestandteil des sportlichen und gesellschaftlichen Lebens im Bochumer Südwesten zu werden. Viele Erfolge bei diversen Meisterschaften und Teilnahmen an Olympischen Spielen kann der Verein für sich verbuchen. Doch auf ein herzliches Miteinander, auf Freundschaften und ein sympathisches Vereinsleben wird mindestens ebenso großen Wert gelegt. „Eigentlich sind wir ein großes Heiratsinstitut“, meint Manfred Wittmann, ehemals SPD-Ratsmitglied und heute Vereinssprecher. Das weiß auch Rolf-Dieter Sievering: „Ohne den Verein“, sagt er, „wäre ich nicht auf der Welt.“

Mit 87 Jahren ist Sievering, den alle „Teddy“ nennen, der älteste im Bunde. Seit mehr als 70 Jahren hält der Ehrenpräsident, der als junger Sportler ein ausgezeichneter Kanut war, dem Verein die Treue. Sein Vater Rudolf gehörte einst zu den Gründervätern, die 1927 mit viel Fleiß und Mühe das erste Bootshaus errichteten, das schon kurz später wieder abgerissen werden musste. Sonst wäre es vom Hochwasser davon getragen worden. Nur ein Jahr später begann der Bau des zweiten Hauses. Hier hatten die Kanuten Glück: Die Notkirche der katholischen Gemeinde stand zum Abbruch – und die bestand überwiegend aus Holz. Das heutige Vereinsheim wurde 1953 neu gebaut.

Sogar Olympia war in Planung

Mit sportlichen Erfolgen bei diversen Regatten machten sich die Linden-Dahlhauser Kanuten schnell einen Namen, der sie 1936 bis nach Berlin führte: Bei den Olympischen Spielen sollten sie im Zweier-Canadier für den Deutschen Kanu-Verband starten, wurden dann im Ausscheidungsrennen aber denkbar knapp geschlagen. „Mit einer Zehntelsekunde haben sie die Teilnahme verpatzt“, erzählt Sievering, dessen Vetter Günther damals mit im Boot saß.

Später war Detlef Lewe, Metzgermeister aus Schwerte, einer der größten Sportler des Vereins: 1966 wurde er erstmals Weltmeister und startete bis 1972 viermal bei Olympia. Mit dem 19-jährigen Ausnahmetalent Nico Pickert haben die Kanuten aktuell wieder einen großen Hoffnungsträger in ihren Reihen.

Vor 15 Jahren sank die Mitgliederzahl bedenklich

Durch ein tiefes Tal schritt der Verein vor rund 15 Jahren, als die Mitgliederzahlen bedenklich purzelten. „Für viele junge Leute war der Kanusport plötzlich nicht mehr attraktiv“, erinnert sich Ralf Höfgen, der den Verein seit 2005 als Vorsitzender führt und ihn seither wieder auf Kurs bringen konnte. Seine Idee: Das Angebot muss vielfältiger werden. „Mit den Drachenbooten haben wir einen Trend aufgegriffen, der super eingeschlagen ist“, sagt er. Zehn bis 20 Paddler teilen sich ein Drachenboot – und haben meist riesigen Spaß zusammen.

Auch das ungemein populäre Stand-Up Paddling befindet sich seit drei Jahren im Vereinsprogramm. Aktuell zählt der Verein knapp 300 Mitglieder. Tendenz: steigend.