Dahlhausen. . Seit 70 Jahren gehört Rolf-Dieter Sievering zum LKDC. Dem Verein hält er in vielen Positionen die Treue – trotz einer bitteren Niederlage.

Wiesbaden 1953: Bei den Westdeutschen Meisterschaften ringen die Kanuten um den Sieg. Um Längen voraus: der Achter des Linden-Dahlhauser Kanu-Clubs (LDKC). „Wir lagen klar in Führung“, erinnert sich Rolf-Dieter Sievering, der hinten im Boot saß und wie entfesselt sein Paddel ins Wasser stieß. „Der Sieg war uns eigentlich nicht mehr zu nehmen.“

Doch dann das Unglück: Der Schlagmann vorn im Boot bekommt plötzlich einen Krampf – und das Rennen geht auf den letzten Metern verloren. „Wir hatten die Meisterschaft versemmelt“, meint Sievering noch immer etwas traurig. Auch mehr als 60 Jahre später bleibt diese Niederlage für ihn unvergessen.

Dabei hat Rolf-Dieter Sievering beim LDKC auch viele Triumphe erlebt. Dreimal gewann er die Westdeutsche Meisterschaft. Im Alter von 85 Jahren ist Sievering heute eines der ältesten Vereinsmitglieder, seit 70 Jahren hält er dem LDKC die Treue. Und der Verein weiß das zu schätzen: Bei der letzten Jahreshauptversammlung wurde Sievering zum Ehrenpräsidenten gewählt. „Und das völlig zu Recht“, meint der Vorsitzende Ralf Höfgen. „Menschen wie er, die sich seit Jahrzehnten mit dem Verein identifizieren und alles fürs Vereinsleben tun, gibt es heute kaum noch.“

Eine lebenslange Liebe

Dabei kam Sievering eher zufällig zum LDKC. Sein Vater Rudolf war im Jahr 1927 zwar einer der Gründer, doch der Junge aus Dahlhausen interessierte sich für den Kanusport nur am Rande. Erst mit 15 Jahren stieß er auf Drängen seiner Cousinen dazu. „Da fehlte einer im Achter. Ich hatte eigentlich gar keine Lust“, schmunzelt er.

Bootstaufe 1949: Rolf-Dieter Sievering (vorn links mit weißem Shirt) trägt ein Boot zur Ruhr. Im Hintergrund das alte Vereinsheim, das ab 1953 neu gebaut wurde.
Bootstaufe 1949: Rolf-Dieter Sievering (vorn links mit weißem Shirt) trägt ein Boot zur Ruhr. Im Hintergrund das alte Vereinsheim, das ab 1953 neu gebaut wurde. © Gero Helm / FUNKE Foto Services

Was Sievering damals freilich nicht wissen konnte: Mit dem LDKC verband ihn fortan eine lebenslange Liebe. „Ich fand hier echte Kameraden“, sagt er. „Man gehört sofort zur Truppe.“ Schon im ersten Jahr holte er bei einem Rennen in Wuppertal den ersten Sieg. „Kerl, was war ich stolz“, sagt er und seine Augen leuchten.

Bier und Zigaretten streng verboten

Aus dem attraktiven jungen Mann, dem eine große Schüchternheit innewohnte, wurde ein ausgezeichneter Kanut – und dies zu einer Zeit, in der es im Verein weitaus strenger zuging als heute. „Bei Parties gab es kein Bier und keine Zigaretten“, sagt er. „Das wurde genau kontrolliert.“

Weil das alte Vereinsheim beim Hochwasser an der Ruhr fast weggeschwommen wäre, begann im Jahr 1953 der Bau des neuen, das heute noch steht. Ehrensache für Sievering: Als Handwerker und Installateur, der 30 Jahre im Betrieb seines Bruders Enno arbeitete, brachte er viel Erfahrung in den Bau mit ein. 39 Jahre betätigte er sich in der Vorstandsarbeit, wobei ihm seine Zeit als Jugendwart (7 Jahre) und als Wanderwart (12 Jahre) rückblickend am wertvollsten erscheint. „Das hat mir am meisten Spaß gemacht.“

Auch seine Frau lernte Sievering beim LDKC kennen: Emmi (heute 83 Jahre) fuhr Rennen genau wie er. „Dass sich Ehepaare im Verein kennenlernten, passierte häufig.“ Sievering will auch weiterhin aktiv am Vereinsleben teilnehmen – und sich sportlich fit halten. Gerade legte er mal wieder sein Sportabzeichen ab: zum 46. Mal!