Bochum. . Das Kunsthistorische Museum eröffnet zwei neue Ausstellungen des Kulturbüros und des Kunstvereins. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein.

  • Im Kunsthistorischen Museum Haus Kemnade wurden am Wochenende zwei Ausstellungen eröffnet
  • Der Kunstverein zeigt eine Rauminstallation des Künstlergruppe U 5 aus der Schweiz/Singapur
  • Die Fotografen Engels & Krämer porträtierten behinderte Jugendliche der Hilde-Heinemann-Schule

Das Haus Kemnade ist nicht nur ein idyllisch im Grünen gelegenes Ausflugsziel an der Ruhr, vielmehr mausert sich die alte Wasserburg mehr und mehr zum kulturellen Anziehungspunkt: immer wieder lässt sich hier Hochkarätiges entdecken. Sowohl der Bochumer Kunstverein als auch das Kulturbüro ermöglichen in ihren jeweiligen Ausstellungsbereichen Blicke auf ungewöhnliche Positionen zeitgenössischer Kunst.

Exemplarisch ist das an den zwei Ausstellungen abzulesen, die am Wochenende eröffnet wurden: die eindrückliche Fotoserie „ICH“ von Engels & Kraemer (Kulturbüro) und die heimelig-unheimliche Rauminstallation „U 5: waves“ (Kunstverein). Beide könnten unterschiedlicher nicht sein.

Foto-Shooting als Herausforderung

„ICH“ ist ein Projekt, das Uwe Engels und Jacqueline Kraemer auf Einladung der Hilda-Heinemann-Schule realisiert haben. Die Bochumer Fotografen bauten in der Aula der Förderschule in Hiltrop ein Atelier auf und baten die Schüler – körperlich und geistig behinderte Kinder und Jugendliche – zur Aufnahme-Session. „Die Resonanz war enorm, fast alle wollten sich gern fotografieren lassen“, so Engels und Kraemer. Für die Profis war dieses Shooting eine besondere Herausforderung: Geduld, Beobachtungsgabe und der passende „Schuss“ im richtigen Augenblick waren entscheidend.

Uwe Engels und Jacqueline Kraemer in ihrer Fotoausstellung „ICH“.
Uwe Engels und Jacqueline Kraemer in ihrer Fotoausstellung „ICH“. © Ingo Otto

Eindrückliche Porträtaufnahmen

Entstanden sind so 72 eindrückliche Porträtaufnahmen in Schwarz-Weiß, die die Schüler/innen in ihrer Persönlichkeit und Individualität unverstellt zeigen. Die Fotos werfen verschiedene Fragen auf: Wie zeigen sich die Schüler? Wie wollen sie gesehen werden? Wie sehen sie sich selbst und wie nehmen die Betrachter sie wahr? Entstanden sind eindringliche Studien von ganz besonderen Menschen.

Auch in der Ausstellung „U5: waves“ geht es um Menschen, aber sie sind nicht direkt sichtbar. Vielmehr nimmt das Schweizer Künstlerkollektiv U 5 die problematischen Aspekte Europas in den Blick: Phänomene wie Orientierungslosigkeit, Migration und die Folgen der Globalisierung werden in Form einer begehbaren Raum-Installation thematisiert. Sie wirkt wie eine Art Flüchtlingslager, ein Provisorium des Menschlichen.

Wie ein Flüchtlingslager

Die Künstlerinnen Berit Seidel und Stefanie Rubner spielen in ihrer vielschichtigen Arbeit mit einem konkreten Gegenwartsbezug, überhöhen ihn aber gleichzeitig: Tatsächlich scheint ihr „Lager“ mit seinen Fundstücken, zu denen Bücher, Kissen und Essbesteck ebenso zählen wie Orchideen und kleine Lichter, von einer nahezu poetischen Aura umgeben.

Dazu passt, dass die Musikerin Viviane Wang Beethovens Klaviersonate op. 111 im Raum erklingen lässt, bis nur noch Spuren davon hörbar sind. Was ist Heimat? Was ist es, das uns Menschen über die Dinge hinaus miteinander verbindet? Das sind Fragen, die man sich beim Ausstellungsbesuch stellen mag.

>>> Infos zu den Ausstellungen

Die Fotoausstellung „ICH“ läuft bis zum 18. Juni, die Installation „U5: waves“ des Kunstvereins bis zum 11. Juni. Öffnungszeiten: Di. bis So. von 12 bis 18 Uhr. Eintritt frei.