Bochum. Der Kunstverein zeigt eine Raumklang-Installation des Künstlers Jorn Ebner. Sein Material sammelte er auf ungewöhnliche Weise: mit dem Mikrofon.

  • Der Kunstverein bespielt seit Jahren einen eigenen Raum in der Wasserburg Kemnade
  • Ein Schwerpunkt der Ausstellungstätigkeit liegt auf der zeitgenössischen Klang-Kunst
  • Aktuell nimmt sich der Hamburger Künstler Jorn Ebner des Sounds des Ruhrgebiets an

Der Kunstverein ist als Vermittlungsstation für zeitgenössische Kunst seit langem im Haus Kemnade heimisch. Ein Schwerpunkt der Ausstellungstätigkeit liegt auf der Klang-Kunst, jener Ausdrucksform also, die mit Geräuschen, Sounds und Tönen arbeitet. Ein origineller Beitrag ist bis Ende der Woche in der Wasserburg Kemnade zu erleben: Jorn Ebners „Demo Tape Vision, Version #1“.

Arbeitsaufenthalt im letzten Jahr

Mit der Ausstellung setzt der Hamburger Künstler eine Arbeit fort, die im vergangenen Herbst im Rahmen seiner „Ruhr Residence“ ihren Anfang nahm. Während eines mehrwöchigen Arbeitsaufenthaltes im Ruhrgebiet sammelte Ebner Klangmaterial, das den „Pott“ repräsentiert. Vogelzwitschern ebenso wie Arbeitsgeräusche aus Fabriken, Stimmengewirr in der Einkaufszone ebenso wie das Rauschen der Autobahn.

„Damit wurde auf der akustischen Ebene die Vielschichtigkeit der im Wandel begriffenen Region widergespiegelt“, so Kunstverein-Kurator Reinhard Buskies.

Vorstellungsvermögen des Hörers wird angeregt

Reinhard Buskies, Kurator des Kunstvereins Bochum.
Reinhard Buskies, Kurator des Kunstvereins Bochum. © Ingo Otto

Auf Einladung des Kunstvereins hat Ebner für seine Bochumer Schau dieses Klang-Material bearbeitet, verdichtet, verändert. Im Kunstverein-Raum sind Lautsprecherboxen aufgestellt, die sich mit den von ihnen ausgesandten Klangwellen zu einer raumgreifenden Installation vereinigen. Die Geräuschkulisse, die durch die mal zufällige, mal beabsichtige Kombination des tönenden Ruhrgebiets entsteht, wird so zur Projektionsfläche für das Vorstellungsvermögen des Besuchers/Hörers.

Was hier klingt, mag da und dort seine konkrete Quelle haben. Was jeder selbst aus diesem Hör-Erlebnis zieht, ist eine andere Frage, auf die es nur individuelle Antworten gibt.

Geräuschkulisse des Reviers dokumentiert

Doch werden von Ebner noch weitere künstlerische Zugänge angeboten. Begleitend zur Klanginstallation sind Zeichnungen zu sehen, die als skizzenhafte Übertragungen aus den tönenden Feldaufnahmen hervorgegangen sind und somit die akustischen Ereignisse in sichtbare Strukturen überführen. Diese grafischen Partituren stehen als reizvolle Motivgruppen für sich, und wären doch ohne die vorangegangene, intensive Klangforschung des Künstlers vor Ort nicht denkbar gewesen.

Wechselwirkung zwischen Sehen und Hören

Die von Jorn Ebner gestaltete Wechselwirkung zwischen Sehen und Hören, Klang und Raum, Innen und Außen geschieht auf vergleichsweise leise, aber intensive Weise. Sie fordert zur Muße auf und gibt auch der Stille hinter der ewig tosenden Geräuschkulisse des Ballungsraums eine Chance. Man muss sich auf sie einlassen, dann entfaltet sie ihren ganz eigenen, charmanten Reiz.

In den Ausstellungsräumen neben dem Kunstvereins ist in der städtischen Galerie des Hauses Kemnade weiterhin auch die Grafik-Ausstellung „Bochumer Totentanz“ mit Arbeiten von Peter Beckmann zu sehen.

>> Ausstellungen laufen bis 23. April

Beide Ausstellungen sind bis zum kommenden Sonntag (23.) geöffnet und können täglich außer Montag von 11 bis 17 Uhr im Haus Kemnade, An der Kemnade 10, besucht werden. Der Eintritt ist frei.