Bochum. . Nach sieben Jahren zieht es den Theatermacher nach Düsseldorf und Frankfurt. Wegweisende Arbeiten brachte er an der Königsallee auf die Bühne.

  • Der 40-jährige Schweizer kam 2010 mit Anselm Weber aus Essen nach Bochum
  • Vor allem die langjährige Zusammenarbeit mit Schauspielerin Jana Schulz prägten seine Bochumer Jahre
  • Privat ist Vontobel ein Familienmensch: Der Vater von drei Söhnen spielt gerne Eishockey

Ob mit „Rose Bernd“ oder „Einsame Menschen“: Kaum ein anderer Theatermacher hat während der letzten Jahre am Schauspielhaus einen stärkeren Eindruck hinterlassen als Roger Vontobel.

Doch die Zeit des Abschieds naht: Nach sieben Jahren und einer stattlichen Reihe von hervorragenden Theaterabenden zieht der 40-jährige Schweizer einen Schlussstrich. Künftig arbeitet er in Düsseldorf und Frankfurt. Die Premiere von „Kampf des Negers und der Hunde“ (19. Mai) wird also seine auf längere Sicht letzte Arbeit in Bochum sein. Die Proben laufen, etwas Wehmut schwingt bei Vontobel bereits mit: „Die sieben Jahre hier haben mich geprägt wie nichts zuvor.“

Vontobel kam mit Anselm Weber 2010 an die Königsallee, mit der Antiken-Saga „Die Labdakiden“ setzte er ein erstes Ausrufezeichen. Aufmerksame Theatergänger wurden ab dann zu Zeugen einer stattlichen, künstlerischen Entwicklung. „Peer Gynt“ und die „Jungfrau von Orleans“ waren herausfordernde Abende, mit „Hedda Gabler“ stieß er sein Publikum auch mal gehörig vor den Kopf.

© Arno Declair

Zusammenarbeit mit Jana Schulz

Besonders bildgewaltig war seine Aneignung von Shakespeares „Was ihr wollt“, für das Vontobel und die Bühnenbildnerin Claudia Rohner ein cleveres Ambiente ausheckten. Sie ließen mit hunderten Liter Wasser die komplette Bühne fluten. „Das war ein irrer Aufwand, aber er hat sich gelohnt“, so Vontobel, der einsieht, die technische Abteilung des Theaters mit seinen Ideen öfters an den Rand der Verzweiflung zu treiben. „Ein Glück sind das Menschen, die mit ganzem Herzen dabei sind und fürs Theater brennen.“

In „Was ihr wollt“ sahen die Bochumer zum ersten Mal Jana Schulz in der Hauptrolle, mit der Vontobel eine lange, intensive Zusammenarbeit verbindet. Beide sind ein eingespieltes Team. Sie duzen sich wie im Theater üblich, sprechen sich untereinander aber konsequent mit Nachnamen an. Der Satz „Schulz, wir müssen reden!“ ist auf der Probe ein geflügelter Ausdruck.

Regisseur gilt als großer Zauderer

Überhaupt: Geredet, ausprobiert und nachgedacht wird bei Vontobel viel. Der Regisseur gilt als großer Zauderer, der sein Konzept ständig auf den Prüfstand stellt – und kurz vor der Hauptprobe gern alles über den Haufen wirft. „Ich weiß, das kann anstrengend sein, aber ich liebe das“, strahlt er. „Das ist Theater.“

„Die Nibelungen“ gilt für viele als seine beste Bochumer Arbeit. Auch „Einsame Menschen“, das aus nicht mehr bestand als einer Drehbühne und starken Darstellern, fesselte vollends. Dieses reduzierte Arbeiten hat Vontobel während seiner Bochumer Zeit verfeinert. „Menschen, Musik, Stück, fertig! Mehr braucht es manchmal nicht.“

Herzzerreißende Darstellung der „Rose Bernd“

Mit ihrer herzzerreißenden Darstellung der „Rose Bernd“ rührte Jana Schulz ihr Publikum zu Tränen und erhielt dafür den renommieren Eysoldt-Ring. Ein kleiner Trost für Vontobel, der es bedauert, mit seinen Bochumer Inszenierungen nie zum Berliner Theatertreffen eingeladen worden zu sein. „Dass wir dafür keine größere Wertschätzung erfahren haben, ist schon ein Wermutstropfen“, gibt er zu.

Trotzdem: Vontobel verlässt das Schauspielhaus zuversichtlich. Und er bleibt weiter in Bochum wohnen. Mit seiner Frau und den drei Söhnen (ein bis sieben Jahre) ist er am Wiesental heimisch geworden. Der Älteste spielt Eishockey in Herne, wo Vontobel auch Trainer ist. Bochum wollen sie so schnell nicht den Rücken kehren: „Wir haben die Stadt wirklich lieb gewonnen.“

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Die Premiere von „Kampf des Negers und der Hunde“ in der Regie von Roger Vontobel steigt am 19. Mai in den Kammerspielen. Die Hauptrollen spielen Jana Schulz und Werner Wölbern. Letzte Chance: „Rose Bernd“ ist nur noch einmal im Schauspielhaus zu sehen (am 23. Mai). „Die Nibelungen“ werden am 28. und 29. Juni zum letzten Mal gespielt.