Bochum. . Die Feuerwehr in Bochum fährt immer mehr Einsätze, die durch Rauchwarnmelder ausgelöst werden. Die Quote der Fehlalarme ist allerdings hoch.

  • Wie viele Haushalte sich an die Pflicht halten, ist nicht kontrollierbar
  • Häufigster Grund für Rauchmelderalarme in Bochum ist verbranntes Essen
  • Im vergangenen Jahr gab es zwei Brandtote – die Opfer des Feuers im Bergmannsheil

Drei Monate nach Einführung der Rauchmelderpflicht zieht die Bochumer Feuerwehr eine erste positive Bilanz. „Wir rücken viel häufiger wegen Heimrauchmeldern aus und das ist gut so“, sagt Stefan Nowak, Leiter der Innenstadtwache.

135 durch Rauchwarnmelder ausgelöste Einsätze fuhr die Feuerwehr in den vergangenen zwölf Monaten. „Vor drei Jahren waren es vielleicht zwei oder drei im Jahr“, sagt Nowak. Die meist weißen, runden Geräte, die seit dem 1. Januar in jeder Wohnung angebracht sein müssen, können Leben retten und Schäden minimieren: Einsatzkräfte werden bei Rauchentwicklung früher informiert, der durchdringende Piepton weckt eventuell schlafende Bewohner, die sich in Sicherheit bringen können.

Feuerwehr kann die Haushalte nicht überprüfen

Wie viele Haushalte im Stadtgebiet sich allerdings tatsächlich an die Pflicht halten, lässt sich nicht seriös nachvollziehen. „Wir kontrollieren keine Wohnungen“, sagt Nowak. „Das war auch immer einer unserer Kritikpunkte, dass die Installation nicht überprüfbar ist bei über 240 000 Haushalten in Bochum.“ Die Feuerwehr könne lediglich Bürger immer wieder darauf hinweisen, wie wichtig die Melder sind. Für ihren Einbau sind die Vermieter zuständig; Mieter müssen sich um die Wartung kümmern und Batterien auswechseln.

Brände – wie hier im März in der Bochumer Erzstraße – können durch Rauchmelder oft früher bekämpft werden.
Brände – wie hier im März in der Bochumer Erzstraße – können durch Rauchmelder oft früher bekämpft werden. © Ingo Otto

48 Mal seit April 2016 löste in Bochum verbranntes Essen einen Alarm aus, 23 Mal hat es tatsächlich gebrannt, aber es war niemand in der Wohnung, acht Mal holten die Einsatzkräfte Personen aus einem brennenden Gebäude. Dem gegenüber stehen 56 Fehlalarme. Vergangenes Jahr hatte die Bochumer Feuerwehr den Einbau von hochwertigen Geräten empfohlen – erkennbar zum Beispiel an einem grauen Q-Symbol. Diese Melder halten zehn Jahre, inklusive Batterie.

Dass die Fehlalarme aber sicher aus minderer Qualität resultieren, kann Nowak nicht bestätigen. „Wir können das Innenleben nicht immer kontrollieren.“ Von außen sei die Qualität nicht erkennbar. „Wer aber 200 000 Euro für Eigentum ausgibt, kann auch nochmal 100 Euro für gute Rauchmelder in die Hand nehmen.“

Brandrauch tötet schleichend und bleibt oft unbemerkt

Nowak sei daran gelegen, dass jeder einen Rauchwarnmelder zu Hause hat – auch wenn der mal fälschlicherweise Alarm auslöst. „Als Feuerwehrmann muss ich sagen: Wir wollen Menschen retten. Ihr Haus interessiert mich nicht. Hauptsache, Sie sind nicht drin.“ Denn Brandrauch tötet schleichend: Manchmal löst er starken Husten aus, oft bleibt er für Schlafende unbemerkt. „Manche glauben, der Rauchmelder schützt ihr Haus. Aber er macht sie nur wach.“

Insgesamt ist die Zahl der Brandtoten in Bochum niedrig. In diesem Jahr gab es keine, im vergangenen Jahr waren es zwei – die beiden Opfer der Brandkatastrophe im Bergmannsheil. In dem Zimmer, in dem das Feuer damals ausgebrochen war, gab es keinen Rauchmelder.

>> Fakten zur Rauchmelderpflicht seit Januar 2017

Seit Beginn dieses Jahres müssen in jeder Wohnung Rauchwarnmelder angebracht werden.

Mindestens je ein Rauchmelder in Kinderzimmern, Schlafzimmern und Fluren, die als Fluchtweg dienen, sind Pflicht.

Schon seit vier Jahren muss jeder Neubau mit Rauchmeldern ausgestattet werden.

Für die Anschaffung und Montage sind die Wohnungseigentümer verantwortlich. In Nordrhein-Westfalen müssen sich aber die Vermieter um die Wartung kümmern.

„Viele haben die Geräte schon letztes Jahr einbauen lassen“, sagt Stefan Nowak. Deshalb steige die Zahl der Feuerwehr-Einsätze schon seit Monaten.