Bochum. . 30 Jahre Partnerschaft zwischen Bochum und Donezk: Trotz kriegsähnlicher Lage zeigen die Vereinsmitglieder weiterhin Verbundenheit.

  • Die Bergbau-Stahlstadt Donezk ist seit 30 Jahren Bochums Partnerstadt. Es gibt drei Veranstaltungen anlässlich des Jubiläums
  • Es gibt jahrelange Projekte: Essensausgabe, Medikamente für an Leukämie Erkrankte und Hilfsmitteltransporte
  • Die Vorsitzende der Gesellschaft Bochum-Donezk blickt mit einem weinenden und einem lachenden Auge zurück

Monika Grawe steht inmitten von Puzzles, Puppen und Stofftieren. Das meiste Spielzeug ist schon für die jährliche Tombola verpackt. Wie viele Spielzeuge in den letzten Jahrzehnten durch ihre Hände gegangen sind? „Das müssen Zehntausende sein“, sagt die 66-Jährige. Seit nunmehr 25 Jahren engagiert sie sich in der Gesellschaft Bochum-Donezk für die Partnerstadt in der Ost-Ukraine.

„Zum Verein kam ich über den Shanty-Chor, in dem mein Mann singt“, sagt sie. Als dieser zur Begrüßung der Donezker auftrat, begeisterte die Herzlichkeit und Offenheit der Ukrainer Grawe schnell. Seitdem besorgt sie alles, was gebraucht wird: Von Kleidung über Küchengeräte bis hin zu Spielzeug. In diesem Jahr feiern Städtepartnerschaft und Gesellschaft 30-Jähriges Jubiläum. Für die 2. Vorsitzende Grawe sind das Jahre voller schöner Erinnerungen. „Wir haben erlebt, wie die Stadt aufblühte. Mit Blumen und schönen Cafés“, sagt sie.

Kriegsähnliche Lage vor Ort

Möglich gewesen ist das nicht zuletzt durch die zahlreichen Hilfsprojekte, die die Gesellschaft Bochum-Donezk in drei Jahrzehnten geleistet hat und es immer noch tut. „Wir sammeln Spenden für leukämiekranke Kinder, leisten mit Hilfsfahrzeugen humanitäre Hilfe, unterstützen ehemalige Zwangsarbeiter und junge Mütter und ermöglichen Essensausgabe“, nennt Grawe beispielhaft. Und heute? „Die Lage ist durch den Ukraine-Konflikt angespannt. Bei Telefonaten höre ich Schüsse im Hintergrund, erst kürzlich wurde die Sonnenstadt, ein Zentrum für Mütter und Kinder, geplündert“, sagt Grawe.

Die Spenden kommen in Donezk bei den Hilfsbedürftigen an.
Die Spenden kommen in Donezk bei den Hilfsbedürftigen an. © Bo-Do

Auch Bürgerreisen seien nicht mehr möglich. Die Feierstimmung zum Jubiläum: gedämpft. „Preise steigen, viele Menschen fliehen“, berichtet auch die 2. Vorsitzende Margrit Mizgalski über die schwierige Situation. Als 1991 einige Donezker nach Bochum kamen, lernte sie über Freunde einen Schulleiter kennen. Mizgalski, selbst ehemals Schulleiterin, fühlte schnell Verbundenheit. „Die Transporter kommen bis nach Kiew, die Hilfsmittel werden von dort weiterverteilt “, so Margrit Mizgalski. In einem Brief schrieb ihr der ukrainische Hilfsfonds-Leiter, Sergej Jakubenko: „Einige Eisenbahnstrecken werden blockiert und die Kohleausfuhr aus den besetzten Gebieten in die Ukraine nicht gestattet.“

Viele Hürden genommen

Auch Gründungsmitglied Waltraud Jachnow blickt mit einem weinenden und lachenden Auge auf die lange Partnerschaft zurück. „Wir haben eine unglaublich vitale Städtepartnerschaft geführt“, sagt die 75-Jährige. Gemeinsam habe man Hürden genommen, wie den Zerfall der Sowjetunion. „Einst schrieb mir die Enkelin einer ehemaligen Zwangsarbeiterin. Am Sterbebett hatte sie ihr aufgetragen, mir auszurichten, dass wir ihr Würde zurückgegeben haben“, erzählt die Ehrenvorsitzende. Grawe sagt: „Wenn ich in die Augen der Kinder schaue, oder mit einem reich gedeckten Tisch bei armen Menschen empfangen werde, ist mir klar, wofür ich das tue.“ Sie weiß: „Bochum ist ein Begriff in Donezk“. Auch wenn die Situation in der Ukraine keinen Anlass zum Feiern gibt, will man seine Verbundenheit zur Bergbau-Stahlstadt ausdrücken. Jachnow hofft: „Für die nächsten 30 Jahre wünschen wir uns nichts mehr als Frieden.“

>>> Termine zum Jubiläum

Anlässlich des Jubiläums der Städtepartnerschaft zeigt das Metropolis Kino am 29. März um 18 Uhr den in der Ostukraine entstandenen Film „Partitur des Krieges – Leben zwischen den Fronten“.

Am 30. März findet um 19.30 Uhr in der Evangelischen Stadtakademie die Lesung „Grenzgänge. 30 Jahre Städtepartnerschaft“ mit musikalischer Begleitung statt. Ebenso gibt es aktuelle Berichte der Donezker Gäste.

Am 2. April werden um 17 Uhr im Bochumer Kulturrat Bilder von Donezker Künstlern zugunsten Not leidender Menschen versteigert. Der Verein sucht stets Spenden und Mitglieder, mehr unter www.bochum-donezk.de.