Bochum. . Ivan Stukert ist regelmäßig in der Ukraine und in Donezk, der Partnerstadt Bochums. Er hat viel Leid gesehen. Nun will er helfen, dass die Jüngsten den Krieg in ihrer Heimat vergessen können
Details über seine Fahrten will Ivan Stukert (32) nicht verraten. Es ist der reine Selbstschutz und vollkommen verständlich. Regelmäßig ist der Gemeindeleiter der freikirchlichen Gemeinde „Gottes Wort“ in Harpen in der Ukraine und in Bochums Partnerstadt Donezk. Das ist weiterhin Krisen- und sogar Kriegsgebiet. Daher sagt Stukert nur: „Wichtig ist, dass die Hilfe aus Bochum ankommt.“ Dafür nimmt er vieles in Kauf, hat er bereits vieles in Kauf genommen.
Die Fratzen des Krieges
Tod und Zerstörung, die Fratzen des Krieges hat er gesehen. Er hat Freunde in diesem Krieg zwischen Russland und der Ukraine verloren. Es hält ihn nicht davon ab, immer wieder dorthin zu fahren. „Aber es gibt offiziell keine Chance, Hilfe dorthin zu bringen. Also machen wir es inoffiziell.“
Seit dem Beginn der Kämpfe im Jahr 2013 hat er mehr als 25 große Lkw dorthin gebracht und vor Ort Hilfe geleistet. Zu Beginn habe er mitgeholfen, Menschen zu evakuieren und Flüchtlingslager aufzubauen. Seine Gemeinde in Bochum organisierte ein Spendenaktion, sammelte 30 000 Euro ein. Stukert brachte sie in die Ukraine und kaufte ein. Vor allem Nahrungsmittel: 80 Tonnen Kartoffeln, 20 Tonnen Nudeln, Fleischkonserven und Schnellkochtöpfe. Die Hilfe war und ist nötig. „Innerhalb einer Woche sind dort zu diesem Zeitpunkt mehr als 100 Menschen gestorben. Die meisten vor Hunger, viele sind aber auch erfroren“, sagt Stukert mit leiser Stimme. Die Versorgung mit Kleidung und Decken war deshalb am Anfang besonders wichtig. Später dann auch vermehrt medizinische Hilfe, Kinder- und Babynahrung dazu. „Eine Lieferung bestand aus 72 Betten des Krupp-Krankenhauses aus Essen. Damit konnten wir Kliniken entlang der Frontlinie mit Betten versorgen.“
Die Stadt Bochum wird in Donezk nicht erst seitdem mit „Hilfe“ und „Unterstützung“ gleichgesetzt. „In Donezk gibt es eine Bochumer Straße“, sagt Stukert. „Die Stadt Bochum ist ein Symbol der Partnerschaft. Sie ist sehr aktiv.“ Zuletzt begrüßte Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) eine Gruppe von Radfahrern aus der Ukraine. Sie durchqueren Europa mit dem Fahrrad, um auf das Schicksal von Waisenkindern aufmerksam zu machen. Sie wollen eine Welt ohne Waisenkinder erreichen. Um Kinder geht es auch bei der nächsten Aktion, die Stukert für die Menschen aus der Ukraine mit auf den Weg gebracht hat. Mitte Dezember werden 18 Kinder aus der Ukraine, ein Drittel davon kommt aus Donezk, nach Bochum kommen. „Sie alle teilen das gleiche Schicksal. Sie sind traumatisiert, haben ihre Eltern, ihre Mutter oder Oma verloren. Sie bleiben einen Monat hier. Wir wollen ihnen eine gute Zeit bereiten, wollen mit ihnen Weihnachten feiern und dadurch vielleicht dazu beitragen, dass sie den Krieg in ihrer Heimat vergessen. Wir wollen ihnen dadurch auch zeigen, dass man anders miteinander leben kann. Sie sollen Freundschaften entwickeln. Und sie sollen wissen, wohin sie immer fahren können. Bochum soll für sie etwas Besonders werden und sein.“