Bochum. . In rekordverdächtigen 50 Minuten folgt eine Aufführung im Theater Rottstraße mit tollen Darstellern sehr frei dem Werk von Sophokles.
- Regisseur Jakob Arnold dampft die Vorlage kraftvoll und mit famosen Darstellern ein
- Schauspieler Jost Grix gibt den tragischen Helden mit viel Präsenz
- Ein besonderes Lob gebührt Simon Krämer für die Beleuchtung
Die Geschichte des Ödipus geht verkürzt so: Ödipus tötet im Streit um eine Vorfahrt den Laios, unwissend, dass der sein Vater ist. Dann befreit er die Stadt Theben von der Sphinx und erhält zum Lohn nicht nur den Herrscherthron, sondern auch Laios Witwe Iokaste als Ehefrau, unwissend, dass die seine Mutter ist. Als er von diesen Verwirrungen erfährt, sticht er sich die Augen aus und tritt den Gang ins Totenreich an.
Und genau hier beginnt die mythische Sage, die im Theater Rottstraße 5 sehr frei dem Werk von Sophokles folgt. Denn mit Antigone und Ismene treten zwei Figuren auf, die in der Tragödie des antiken Dichters keine Rolle spielen.
Unter der Leitung von Jakob Arnold, Regie-Student an der Folkwang-Uni, gelingt den Schauspielstudenten Clara Kroneck als Antigone und Leonhard Meier als Ismene sowie dem Schauspiel-Profi Jost Grix in der Hauptrolle ein theatralischer und dramaturgischer Kraftakt, der mit einer Aufführungsdauer von nur 50 Minuten rekordverdächtig kompakt ist.
Der Wind pfeift aus dem Off
Zu Beginn kleben Antigone und Ismene ein Kreuz auf die Bühne, auf dem kurz darauf Ödipus Stellung bezieht, die er bis zum Schluss nicht mehr verlassen wird. Der Wind pfeift aus dem Off, Antigone führt kurz ein in die „Geschichte des unseligen Ödipus, der sich aufmacht ins Land der Toten“.
Was folgt, ist ein fulminantes Jammern und Wehklagen, das in einem Satz des Ödipus seinen vielleicht stärksten Ausdruck findet: „Ich habe meine Taten mehr erlitten als getan!“ Lapidar wird kurz auf „die Dinge mit der Mutter und dem Vater“ eingegangen, um dann wieder der Verzweiflung des Ödipus und seiner aussichtslosen Suche nach Vergebung Raum zu geben.
Auf Werktreue wird gepfiffen
Maßgeblich verantwortlich für die kraftvoll zusammengedampfte Dramaturgie ist der Folkwang-Lehrer Prof. Hanns-Dietrich Schmidt, der fidel auf Werktreue pfeift und das Drama aufs Wesentliche reduziert; damit passt er perfekt in die Rottstraße, die für ihre Vorliebe für Essentielles bekannt und beliebt ist.
Überragend spielte Jost Grix – eine tolle Präsenz, eine fehlerlose Textherrschaft. Außerdem rang er seiner tragischen Figur einigen Witz ab. Wie immer gebührt Simon Krämer Lob für die Beleuchtung: Sein Licht denkt mit! Stürmischer Applaus.
Wieder 23. März, 19.30 Uhr. Karten (13, erm. 7 Euro): karten@rottstr.de