Bochum. . Regisseur Alexander Olbrich zeigt den Krimi „Oleanna“ von David Mamet. Ein perfides Spiel mit zwei beherzt aufspielenden Schauspielern
- Autor David Mamet ist ein Meister der abgebrühten und doppeldeutigen Dialoge
- Regisseur Alexander Olbrich bringt das Spiel schnörkellos, aber temporeich auf die Bühne
- Schauspieler Wolfram Boelzle gehörte lange zur ersten Riege am Prinz-Regent-Theater
Nichts ist, wie es scheint. Hinter jedem Täuschungsmanöver verbirgt sich die nächste Intrige. In dem Zwei-Personen-Krimi „Oleanna“ von David Mamet, der am Samstag unter großem Beifall seine Premiere im Theater Rottstraße 5 erlebte, gibt es nur ein Ziel: die größtmögliche Kontrolle über den anderen.
Der amerikanische Schriftsteller David Mamet ist ein Meister der abgebrühten, doppeldeutigen Dialoge. Viele seiner Stücke und Drehbücher (etwa „The Untouchables“) kreisen um Loyalität und Verrat, manche seiner Hollywood-Filme (etwa „Haus der Spiele“) sind gebaut wie clevere Psychoduelle.
Schicksalhafter Abstieg eines Uni-Professors
Sein Broadway-Stück „Oleanna“ aus dem Jahr 1992, das der Autor selber mit William H. Macy in der Hauptrolle verfilmte, bildet da keine Ausnahme. In drei Akten erzählt Mamet vom schicksalhaften Abstieg des Uni-Professors John, der Besuch bekommt von einer seiner Studentinnen. Völlig verunsichert möchte die junge Carol wissen, ob sie ihre Prüfung bestanden hat. John, ganz der selbstverliebte Charmeur, nutzt die Notlage aus und bietet dem jungen Mädchen gute Noten gegen Zuneigung. Ob diese sexueller Natur sein sollen, wird nicht ganz klar.
Die Quittung erfolgt im zweite Akt: Carol, die sich offensichtlich Rat bei ihrer Studentenschaft geholt hat, bezichtigt ihren Professor der sexuellen Belästigung, später sogar der Vergewaltigung. John fällt aus allen Wolken. Während er Karriere, Haus und Familie davon schwimmen sieht, holt der Professor zum Gegenschlag aus. Ein perfides Spiel um Macht beginnt.
Kräftemessen der Generationen
Diesen spannenden Nahkampf zweier verlorener Seelen bringt Alexander Olbrich, Regie-Student an der Folkwang-Uni, relativ schnörkellos, dafür aber präzise und temporeich auf die karg eingerichtete Bühne und vertraut ganz auf die Stärke seiner beiden beherzt aufspielenden Darsteller.
Schauspielstudentin Anne Stein trifft dabei auf den erfahrenen Wolfram Boelzle – und es ist ein Spaß, den beiden bei ihrem bitterbösen Clinch, der letztlich auch ein Kräftemessen der Generationen ist, zuzusehen. Zu Beginn eines jeden Aktes umkreisen sie sich wie Boxer kurz vor der nächsten Runde. Wolfram Boelzle kann dann schnell und agil sein, er schwebt immer irgendwie in der Luft, auch wenn er schwer geschlagen ist.
Anne Steins Spiel hingegen lebt von Zwischentönen und einer raffinierten Spannungsdramaturgie. Sie lässt ihre Carol wachsen – vom nervösen, verhuschten Mädchen zur machtvollen Frau, die keine Angst vor Zerstörung kennt. Ein abgründiger Abend.
Dauer: ca. 90 Minuten. Wieder am 16. März sowie 2. und 14. April, 19.30 Uhr. Karten (13, erm. 7 Euro): karten@rottstr.de
Ödipus feiert am Sonntag, 12. März, Premiere
Schauspieler Wolfram Boelzle (*1963 in Stuttgart) gehörte während der Leitung von Sibylle Broll-Pape zur ersten Riege am Prinz-Regent-Theater und spielte u.a. in „Die Buddenbrooks“.
Die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Rottstraße 5 und Folkwang-Uni geht weiter: mit „Ödipus“ nach Sophokles am Sonntag,12. März.