Bochum. Jenny Frost ist Britin, nimmt an Erasmus teil und wohnt derzeit in Bochum. Gerade für junge Menschen findet sie den Brexit problematisch.
- Studentin aus Sheffield reist kurz nach dem Brexit mit Erasmus nach Bochum
- EU-Ausstieg der Briten verunsichert vor allem junge Menschen, Studierende diskutieren über Austauschprogramme
- Fremdsprachenassistentin Jenny Frost berichtet, dass der Brexit das Klima unter den Bürgern verändert
Als Jenny Frost Ende August nach Deutschland reiste, saß der Brexit-Schreck der Engländerin noch in den Knochen. Als die Briten am 23. Juni 2016 per Volksentscheid für den Austritt aus der Europäischen Union stimmten, kam auch die Lebensplanung der 21-Jährigen ins Wanken. Frost studiert Spanisch, Deutsch und Portugiesisch in Sheffield und sieht ihre Zukunft äußerst europäisch.
Mit dem Bildungsprojekt Erasmus stand die Aufgabe als Fremdsprachenassistentin am Walter-Gropius-Berufskolleg in Bochum auf dem Plan. „Ich hatte so viel Angst vor dem Referendum und das Ergebnis war ein Schock“, sagt Frost. Sie selbst habe natürlich gegen den Brexit gestimmt.
Mögliche Folgen des Ausstiegs
Frost reiste im August noch völlig unkompliziert nach Deutschland und Bochum. „Viele Menschen haben mich hier gefragt: Warum ist das passiert? Und ich sagte nur: Es ist nicht meine Schuld. Meine Meinung ist, dass es verschiedene Ansichten zwischen der älteren und der jüngeren Generation gibt. Für mich zum Beispiel ist das Reisen in Europa sehr wichtig, weil ich Sprachen studiere.“
An der Universität in Sheffield werde viel über mögliche Folgen des EU-Ausstiegs gesprochen, berichtet sie weiter. „Meine kleine Schwester studiert auch Spanisch und Deutsch. Wird sie auch an Erasmus teilnehmen können?“
Die Betreuungslehrerin am Walter-Gropius-Berufskolleg, Brigitte Rescher bleibt optimistisch: „Ich hoffe, dass es auch in der Zukunft weiterläuft, weil es das Programm schon lange gibt.“ Während Jenny Frost die Mentalität der Deutschen im Ruhrgebiet als weltoffen und direkt erlebe, wie sie sagt, zeige sich in England derzeit derzeit eine stark politische Haltung der Menschen: „Nach dem Brexit haben viele Menschen eine festgefahrene Meinung, jeder hat eine politische Meinung, vor allem mehr junge Menschen.“
Die Bildungslandschaft profitierte sehr von Europa, erläutert Rescher. „Zum Beispiel Oxford und Cambridge, namhafte Universitäten haben immer ausgezeichnete Spezialisten zu sich geholt und sie viel mit europäischen Mitteln bezahlt. Die haben jetzt schon Einbußen.“
Pluspunkt Semesterticket
Jenny Frost bleibt wohl trotz des Brexits mit ganzem Herzen Europäerin: „Ich weiß noch nicht, wo ich wohnen möchte – in England, Spanien oder Deutschland. Im Moment ist Bochum meine Heimat.“ Einen Pluspunkt konnte ihre neue Heimat mit dem Semesterticket sammeln. „So etwas gibt es in England nicht“, sagt sie begeistert. Ab Mai wird Frost ein halbes Jahr lang schauen können, was Salamanca in Spanien zu bieten hat.