Herne. . Beim Treffpunkt Automotive Ruhr in Herne diskutierten Experten über autonomes Fahren. Fazit: Die Zukunft lässt noch auf sich warten.
In den fortschrittsgläubigen 60er-Jahren, als die Menschheit auf dem Mond landete, stellten sich die Menschen die zukünftige Fortbewegung auf der Erde im Jahr 2000 so vor: Männer und Frauen steuern ihre Gefährte nicht mehr selbst, sondern werden automatisch von A nach B transportiert. Die Zukunft ist inzwischen Vergangenheit, doch das autonome Fahren rollt erst ganz langsam los. Google und Tesla erregten mit ihren Versuchen Aufmerksamkeit.
Wie lang der Weg bis zum autonomen Fahren noch ist, diskutierten am Donnerstag rund 30 Experten beim Treffpunkt Automotive Ruhr der Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr, der diesmal beim Herner Unternehmen Logiball GmbH zu Gast war.
Fragmente des autonomen Fahrens existieren bereits
Erste Fragmente des autonomen Fahrens existieren bereits. So werden die Personen am Lenkrad unter anderem durch Abstandssensoren unterstützt, ein deutscher Hersteller wirbt zurzeit mit einem System, das den Sekundenschlaf des Fahrer erkennen können und eingreifen soll. Selbstlernende Computer könnten speichern, wie die Person am Lenkrad fährt und daraus Berechnungen für die Zukunft anstellen, erläuterte Roger Müller, Geschäftsführer der Logiball GmbH. Das Unternehmen ist Spezialist bei der Erstellung von Navigationskarten und -lösungen im Bereich der Mobilität.
Eben jene Karten und Navigation seien zurzeit noch die größten Bremsen für autonomes Fahren. Zur Verdeutlichung wählte er einen Vergleich: Während Karten für normale Auto-Navigationsgeräte eine Genauigkeit von ein paar Metern hätten, müssten Karten für selbstständige Fahrzeuge auf zehn Zentimeter genau sein. „Und sie muss hoch aktuell, Veränderungen sofort verfügbar sein“, so Müller. Darüber hinaus müssen sie viel mehr Informationen erhalten: Wo ist die Bordsteinkante, welche Verkehrschilder gibt es? Auch alle Fahrbahnmarkierungen müsse so eine Karte kennen - und deren Bedeutung.
Gesetzliche Rahmen müssten für autonomes Fahren angepasst werden
Mag die technische Umsetzung schneller gelingen als bislang vermutet, so gilt es auch, parallel den gesetzlichen Rahmen dafür zu schaffen. Erste Gespräche zu diesem Thema würden stattfinden, teilte der Essener Rechtsanwalt Alexander O’Connolly. Es gibt eine Menge Fragen zu klären, etwa: Wer haftet bei einem Schadensfall, wenn die Personen im Fahrzeug gar nicht mehr lenkt. Wie sieht es mit dem Versicherungsschutz aus.
Fest steht, das sagte auch Professor Ferdinand Dudenhöffer, dass eine Zeitenwende in der Automobilbranche bevorsteht. Der Autoexperte legte noch einmal den Finger in die Wunde des aktuellen Dieselskandals und verdeutlichte, dass die Autohersteller bislang mit allen Mitteln versucht hätten, ihre heile Welt zu bewahren.