Bochum. . Sinn-Leffers will offenbar bereits Ende April seine Türen in der City schließen. Die Filiale war erst vor drei Jahren modernisiert worden.
- Gewerkschaft, Stadt und Eigentümer sind in Gespräche eingeschaltet
- Betroffen von einer Schließung wären rund drei Dutzend Mitarbeiter
- City droht damit in einer 1A-Lage ein weiterer Leerstand
Der Bochumer Innenstadt droht ein neuer Riesen-Leerstand. Nach WAZ-Informationen will der angeschlagene Hagener Textilkonzern Sinn-Leffers seine Filiale direkt an der Kortumstraße schließen. Den Mitarbeitern soll bereits der 30. April 2017 als letzter Arbeitstag mitgeteilt worden sein.
Erst vor drei Jahren hatte Sinn-Leffers seine Innenstadt-Filiale mit großem Aufwand umgekrempelt und mit Lokalkolorit versehen. So prangt in der Parterre etwa der Spruch „Glück Auf, Bochum!“ an der Kopfwand. Der für Handel zuständige Bochumer Verdi-Sekretär Michael Sievers bestätigt, dass es bereits intensive Gespräche mit den Beschäftigten gebe. „Zu Einzelheiten möchten wir in der jetzigen schwierigen Situation allerdings nichts sagen.“
Mitarbeiter haben noch Hoffnung
In der Filiale arbeiten knapp 40 festangestellte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Viele von ihnen sind seit Jahrzehnten dort beschäftigt. Umso heftiger traf sie jetzt die Nachricht vom angekündigten Aus. Es gibt eine zweite Sinn-Leffers-Filiale im Ruhr-Park-Einkaufszentrum, die allerdings weitergeführt werden soll.
Nachfragen dieser Redaktion im Büro des Insolvenzverwalters ließ ein Sprecher unbeantwortet. Es hieß lediglich, dass es an einigen Standorten der Warenhauskette noch Gespräche gebe. Erst in der vergangenen Woche hatte eine Gläubigerversammlung stattgefunden. Danach verbreitete der Insolvenzverwalter Optimismus. Es hieß, der Verkauf in den derzeit noch 23 Filialen könne bis mindestens Ende 2017 fortgesetzt werden.
Viele sprechen von „Bauernopfer“
Das gilt für Bochum-Mitte offenbar nicht. Diese Immobilie gehört einem ausländischen Fonds-Unternehmen. Obwohl es noch Gespräche gibt, mit dem Ziel, den Mietzins für das Warenhaus zu drücken, soll ein Makler die Flächen bereits in einer internen Offerte zur Neuvermietung angeboten haben. Dies erfuhr die WAZ aus zuverlässigen Quellen.
In dieser Notsituation – es arbeiten viele ältere Beschäftigte bei Sinn-Leffers in der Innenstadt – soll sich in die Verhandlungen auch Oberbürgermeister Thomas Eiskirch eingeschaltet haben. Sven Frohwein, Sprecher der städtischen Wirtschaftsentwicklung, bat um Verständnis, dass zu den Inhalten jetzt nichts gesagt werden könne. „Ich kann aber bestätigen, dass es diese Gespräche gibt.“ Kenner der Situation bei dem insolventen Handelskonzern sehen die Schließung der Innenstadt-Filiale als eine Art „Bauernopfer“.
Die Mitarbeiter wollen sich in der jetzigen angespannten Situation nicht äußern, haben aber noch die Hoffnung, dass es doch noch weiter gehen könnte. Warum ausgerechnet ihre Filiale in einer solchen 1A-Lage geschlossen werden soll, können und wollen sie nicht verstehen.
Keine Duckmäuser - Ein Kommentar von Michael Weeke
Das hat der Innenstadt gerade noch gefehlt. Seit bald 85 Jahren werden hochwertige Textilien an dieser Stelle verkauft. Der Name Weiser ist vielen Bochumern noch in guter Erinnerung.
Eine Top-Lage. Doch aufmerksamen Kunden kann nicht entgangen sein, dass der Reiz, sich dort umzusehen, zu stöbern und vielleicht auch Geld auszugeben, in den vergangenen Jahren deutlich nachgelassen hat. Die Front zur Kortumstraße wurde verkleinert, das Sortiment ebenfalls, die Kinderabteilung geschlossen. Es liegt nicht am verbliebenden Warenangebot. Dass hochwertige Marken-Kleidung in Bochum an den Mann und an die Frau gebracht werden kann, zeigt ein Inhabergeführtes Haus wenige Hundert Meter entfernt täglich.
Es fehlte aber offenbar der Glaube an den Standort. Rund drei Dutzend Mitarbeiter stehen vor der Arbeitslosigkeit. Da gibt es keine EU-Gelder, da geben sich Minister nicht die Klinke in die Hand. Sicher taugt das Thema nicht für Schaufensterreden. Aber: Die Angst der Mitarbeiter ist mit Händen zu greifen. Das Prinzip Maulkorb – Schnauze halten und dafür die Hoffnung auf eine größere Abfindung haben – funktioniert nicht. Dies sind keine Duckmäuser!
Und auch wir schauen da in den nächsten Wochen ganz genau hin.