Bochum. In einem achtstöckigen Hochhaus in Harpen streikt seit knapp drei Wochen der Aufzug. Die vielen älteren Mieter kommen kaum noch nach draußen.

  • In einem achtstöckigen Wohnhaus in Bochum ist seit fast drei Wochen der Aufzug außer Betrieb
  • Betroffen sind vornehmlich ältere Mieter, die nur mit großer Mühe oder gar nicht nach draußen kommen
  • Die Wohnungsgesellschaft verweist auf die Aufzugsfirma und bietet einen Lebensmittel-Service an

Manfred Stieber hat nachgezählt. 110 Stufen sind es von seiner Wohnung in der sechsten Etage bis nach unten. Andere Mieter erwischt es noch ärger. „Über uns wohnt eine Dame, die ist 90“, sagt der 78-jährige Harpener. Es sind vor allem die älteren Bewohner, die ihr Zuhause an der Händelstraße 42 seit knapp drei Wochen nur unter großer Mühe oder gar nicht verlassen können: In dem achtstöckigen Hochhaus streikt der Aufzug.

„Reparatur erfolgt in Kürze“: So steht es auf einem handgeschriebenen Zettel im Flur, der die 32 Mietparteien auf den Ausfall des Fahrstuhls hinweist. Seit dem 11. Dezember, berichtet Manfred Stieber, sei der 5-Personen-Lift außer Betrieb. „Ein Unding! Die Reparatur hätte längst vorgenommen werden müssen. Immerhin wohnen hier vornehmlich ältere Leute, die auf den Aufzug angewiesen sind.“

Stillstand trifft Manfred Stüber zur Unzeit

Manfred Stüber gehört dazu. Denn der Stillstand trifft ihn zur Unzeit. Nach einer schweren Operation muss er jeden Tag zur Nachsorge in die Klinik. Ehefrau Rosemarie (82) ist mit zwei künstlichen Kniegelenken gleichsam eingeschränkt. „Runter geht’s gerade noch“, sagt der Rentner. „Aber treppauf ist das für uns kaum zu schaffen. Ich weiß von Mietern, die derzeit förmlich in ihrer Wohnung eingeschlossen sind. Die kamen zuletzt gar nichts mehr raus. Auch nicht zu Weihnachten.“

Mehrfach habe die Hausgemeinschaft den Vermieter, den Gemeinnützigen Wohnungsverein Bochum(GWV, über 2900 Wohnungen) auf den Missstand aufmerksam gemacht. „Passiert ist nichts. Wir werden ständig nur vertröstet“,heißt es in Harpen.

„Wir haben uns sehr wohl gekümmert. Aber wir sind auf die Aufzugsfirma angewiesen“, entgegnet Rüdiger Zielke, zuständiger Gruppenwart des GWV. Der Notdienstmitarbeiter des Unternehmens habe festgestellt, dass die Bremse des Aufzugs kaputt ist. „Das Ersatzteil muss aus Italien geliefert werden. Warum das nicht längst geschehen ist, weiß ich auch nicht. Angeblich ist das Teil in Wien statt hier in Bochum gelandet“, schildert Rüdiger Zielke.

Lebensmittel werden geliefert

Wann der Fahrstuhl wieder läuft, blieb am Mittwoch offen. Die Geschäftsstelle der GWV-Genossenschaft ist zwischen den Tagen nicht besetzt. Die Aufzugsfirma mit Sitz in Hannover ließ eine WAZ-Anfrage bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Gesichert ist zum Jahreswechsel immerhin die Versorgung der älteren Mieter. Der Wohnungsverein bietet über einen Dienstleister an, die Einkäufe direkt in die Wohnung bringen zu lassen. „Davon wird hier auch durchaus Gebrauch gemacht“, weiß Manfred Stieber. „Aber das kann ja keine Dauerlösung sein.“

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