Nach der Entscheidung in Detroit beginnen die Verhandlungen jetzt erst richtig, sagt Betriebsrats-Chef Rainer Einenkel. Dabei geht es vermutlich um 2000 Arbeitsplätze.

Das Bochumer Opel-Werk wird auf absehbare Zeit nicht geschlossen, man wird weiter Autos hier bauen, wieder mit deutlich weniger Personal. Das sind die Kernergebnisse eines langen Tages, die mit der Nachricht begonnen hatte, dass GM seine Tochter Opel wohl doch behalten werde - mit allen fatalen Konsequenzen.

Kein Wunder, dass die Mitarbeiter - leidgeprüft seit Jahren - am Nachmittag keine Korken knallen lassen, sondern Skepsis und Misstrauen pflegen. Zu lange haben sie sich auf der Achterbahn gewähnt, keinen Grund unter den Füßen und nicht die leiseste Ahnung, welches Spiel GM-Boss Herderson wirklich mit ihnen spielt. „Das einzig Positive ist jetzt die Gewissheit, dass wir nicht pleite gehen”, sagt etwa Betriebsrat Hans-Rainer Rost: Aber auch Magna wolle die Fertigung des Astra aus Bochum abziehen - das werde über 2000 Arbeitsplätze kosten.

Viele haben noch Zweifel

Rost ist einer der wenigen, die mit der Nennung ihres Namens keine Probleme haben. Andere, auch Betriebsräte, geben nur hinter vorgehaltener Hand ihre Zweifel preis: Vom aktuellen Status bedeutet der Verlust von 2000 Stellen, dass sich das künftige Unternehmen hier 40 Prozent weniger Tätige im Werk leisten will. Selbst wenn der Frust noch so tief sitzt, möchte sich keiner in die Kündigung quatschen. „Und klar ist auch”, sagt ein erfahrener Alt-Monteur, „dass das Urlaubs- und Weihnachtsgeld für dieses Jahr futsch ist.”

Das ist für Betriebsrats-Chef Rainer Einenkel noch längst nicht ausgemachte Sache. Kein Werk zu schließen, keinem Kollegen zu kündigen, hat für ihn Priorität. Der für den Freitag geplante Protestmarsch nach Eisenach hat man angesichts der Entscheidung pro Magna auch erst einmal abgeblasen. Aber man wolle wachsam sein: Die Vereinbarung über die Mitarbeiter-Beteiligung am neuen Unternehmen werde der Betriebsrat erst unterschreiben, „wenn klar ist, was mit unserem Geld geschieht”. Und das ausstehende Urlaubsgeld werde man in allen Opel-Standorten jetzt anfordern.

Bei aller Erleichterung über den Standort-Erhalt weiß Einenkel, dass noch eine Menge Mühen (und vermutlich auch Zumutungen) auf die Opelaner zukommen werden. Welche Autos werden in welcher Stückzahl künftig wo gebaut? Kann Bochum sich Hoffnungen auf die Fertigung des Elektroautos „Ampera” machen? „Die richtigen Verhandlungen beginnen jetzt erst”, sagt Einenkel in die Reportermikrofone. „Aber es ist wichtig, dass man weiß, mit wem man verhandelt.”