Bochum. Schauspieler-Doktor Joachim Schubert kümmert sich um die Künstler der Ruhr-Triennale. Er gehört zu einem Team von Ärzten, das alle 82 Aufführungen betreut. Früher stand er beim VfL an der Bande.
„Mit Regisseuren und Schauspielern ist es wie mit Trainern und Fußballspielern. Wenn zum Beispiel ein Darsteller mittags noch über Fieber klagt oder ihm alles weh tut, soll ich alles versuchen, um ihn noch fit zu bekommen. Der Regisseur will ja sein bestes Team auf die Bühne schicken." Das sagt der Bochumer Mediziner Dr. Joachim Schubert, einst langjähriger Doc der Fußballer des VfL, der jetzt als Arzt der Ruhr-Triennale in seine schon fünfte Spielzeit geht.
Als am Samstag in der Jahrhunderthalle die Oper „Moses und Aron" von Arnold Schönberg Premiere hatte, war Dr. Schubert so nah an der Bühne wie damals am Rasen des Ruhrstadions. Die Künstler sind genauso wie Sportler besorgt um ihre Gesundheit, pflegen einen entsprechend sensiblen Umgang mit ihrem Körper und erwarten das auch von ihrem Arzt. Es geht um das Wohl der Person, allerdings darf durch den Ausfall eines wichtigen Künstlers auch nicht die ganze Aufführung gefährdet sein. So ist ärztlicher Rat besonders während der Probenzeit und oft noch kurz vor der Beginn eines Stückes gefragt.
Gelernt, wie Theater funktioniert
Dr. Joachim Schubert, der schon in den 90er Jahren die Musicaltänzer beim „Starlight Express" und Jochen Schroeders Darsteller der „Comödie" medizinisch betreute, wurde im Jahr 2000 vom damaligen Intendanten Matthias Hartmann in das Team am Schauspielhaus geholt. Dieser ging davon aus, dass der Doktor, der Fußballer schnell fit bekommt, auch seine Schauspieler wieder schnell zurück auf die Bühne bringt. Dr. Schubert: „Durch diese intensive und enge Zusammenarbeit habe ich erlebt, wie Theater funktioniert, und die Sorgen und Nöte der Schauspieler im Hinblick auf ihre Gesundheit kennen gelernt."
Natürlich darf die Stimme auch bei vereiterten Atemwegen nicht versagen, beeinträchtigen Schwächegefühle und Verletzungen gerade bei Tänzern die Performance. Doch Dr. Schubert kann auch einige Geschichten der skurrilen Art erzählen. Da war der berühmte Sänger, der sich wenige Minuten vor seinem Auftritt noch schlecht fühlte und nach einer Spritze im Allerwertesten so richtig aufdrehte. Oder der Hauptdarsteller, der sich bei der Generalprobe einen Meniskus gerissen hatte, am Morgen der Premiere operiert wurde und abends im Rollstuhl seine Rolle mit Bravour spielte. Schubert mit einem Augenzwinkern: „Den Fußballspieler möchte ich sehen, der das hinbekommt."
Wenn der Verband gut zur Kostümierung passt
Und bei der Ruhrtriennale vor zwei Jahren versorgte der Mediziner einen japanischen Tänzer, der sich am Knie verletzt hatte, während der Proben mit einem pinkfarbenen Verband. Dem Regisseur gefiel der nur mit einem Lendenschurz bekleidete Japaner so sehr viel besser, so dass dieser bei allen Stücken mit diesem Verband auflaufen musste. Das sind aber Ausnahmen, meist arbeitet der Mediziner im Hintergrund und muss im Idealfall gar nicht eingreifen.
Die Anwesenheit eines Arztes ist der ausdrückliche Wunsch der Triennale-Leitung, entsprechend sitzt bei jeder Inszenierung ein Arzt im Publikum. Das war in der Zeit von Jürgen Flimm so und wird auch unter dem Intendanten Willy Decker beibehalten. „Wir machen das unentgeltlich, aber bekommen einen guten Platz im vorderen Bereich", sagt Schubert, der mit einem Team von Ärzten aus dem Ruhrgebiet alle 82 Aufführungen in Industriehallen in Bochum, Duisburg, Essen und Gladbeck betreut.