Wer hat nicht genug davon, wenn Politiker ihre Luftblasen absondern und mit Geplänkel die Zuhörer ermüden – zumal in Wahlkampfzeiten.

Denjenigen, die um Stimmen und Posten buhlen, mal direkt auf den Zahn fühlen zu können – diese Chance nutzten viele Leser beim WAZ-Wahlforum. Umso bereitwilliger, als den Spitzenkandidaten per Stoppuhr ausschweifende Erklärungen über Parteiprogramme vereitelt wurden.

Die Mitglieder des Leserbeirats hatten sich gut präpariert, im Bemühen, eine möglichst große Bandbreite an Themen anzuschneiden.

Ja, dem einen oder anderen bereitete es sichtliches Vergnügen, die Politiker möglichst ins Schwitzen zu bringen.

Fast alle auf dem Podium wussten sich zu verkaufen; die meisten Sympathiepunkte machte aber sicherlich „Youngster” Anna-Lena Orlowski von der Linkspartei. Ihr Auftritt wirkte erfrischend, unverbraucht und ehrlich - besonders, als sie an einer Stelle zugeben musste, bei einer Antwort passen zu müssen, weil sie sich mit dem Thema noch nicht befasst hatte. Der Beifall dafür zeugt davon, dass viele Menschen Politiker für nicht sehr glaubwürdig halten, wenn sie sich argumentativ aus der Affäre ziehen.

Eine runde Veranstaltung: Dieses Resümee zogen die teilnehmenden Politiker, zumal keiner von ihnen das Gesicht verloren hat, aber auch die WAZ-Leser im Publikum. Das zeigt, dass die Politikverdrossenheit so groß doch nicht ist, wenn die Menschen Gelegenheit haben, „denen da oben” mal auf Augenhöhe zu begegnen, ohne dass sie fürchten müssen, dass diese sich nur um den Wähler bemühen, weil sie die Stimme brauchen.