Auch das Publikum beteiligte sich rege am Wahlforum und wusste manche Frage an die Spitzenkandidaten zu stellen.

Als im zweiten Teil des Abends das Publikum seine Fragen stellen konnte, gingen ad hoc viele Arme hoch. Hans-Georg Banaschak sorgte sich ums soziale Netzwerk, wenn durch die Haushaltskonsolidierung auch im Sozialbereich gespart werden müsse: „Was geht verloren?” Der Rotstift werde alle Bereiche treffen, indes müsste die Handlungsfähigkeit gewahrt bleiben, meinte die Oberbürgermeisterin; von „ausgewogenem Sparen” sprach Lothar Gräfingholt. Cordes gab an, er könne sich nicht vorstellen, wie der Sozialbereich auf 16,4 Millionen Euro verzichten könne. Dennoch: „Wir dürfen nicht im Nothaushaltsrecht bleiben, sonst müssten wir alle Ausgaben in Arnsberg begründen”.

Warum die Stadt denn nicht ihr Vermögen verkaufe, um aus den Schulden herauszukommen, wollte ein Teilnehmer von den Vertretern der beiden großen Parteien wissen. Weil man nur einmal von dem Erlös profitieren könne, meinte Ottilie Scholz dazu: „Und dann ist das Geld weg.” Auch die CDU wolle nicht die Kerngeschäfte verkaufen, wohl aber Auslandsbeteiligungen und Gelsenwasser-Anteile.

Peter Lukas kritisierte die Zurückhaltung der Politiker beim Finanzkonzept: „Ich habe auf Wahlentscheidungshilfen gehofft, stehe am Ende des Abends aber im Nebel.” Es gebe Faktoren, auf die habe sie keinen Einfluss, entgegnete die amtierende OB Scholz. Fest stehe, dass nicht mit dem Rasenmäher gekürzt werden solle: „Darum erstellen wir zunächst ein Gesamtkonzept.”

Überhaupt wurde im zweiten Teil des Abends vornehmlich die Verwaltungsspitze aufs Korn genommen. Wie es denn mit Erhöhungen von Gewerbesteuern aussehe, lautete eine weitere Frage. Konkrete Pläne dazu gebe es nicht, sagte die OB, wies aber darauf hin, dass Bochum im Städtevergleich bei den Steuersätzen allenfalls im Mittelfeld liege.

Nochmals schwer attackiert wurde sie wegen des umstrittenen Cross-Border-Geschäfts im Jahr 2002. Als Kämmerin habe sie sich damals über Bürgerinteressen hinweg gesetzt, warfen ihr das Publikum und mancher Konkurrent vom Podium vor. „Die Alternative wäre schon damals ein nicht genehmigter Haushalt gewesen”, verteidigte sich Ottilie Scholz vehement. Ebenso die Entscheidung zum Umzug des Ostring-Gymnasiums. Sie versprach aber, alles gegen eine Zwischenlagerung der Schüler in der PCB-belasteten Erich-Kästner-Schule zu tun.

Eine Zuschauerfrage zur Zukunft kleinerer Kultureinrichtungen führte noch einmal zum einem letzten Schlagabtausch über das Sparprogramm. Eigentlich waren sich alle einig über den Erhalt kleiner Spielstätten. Ottilie Scholz mahnte Besonnenheit und Dialog aller beteiligten Personen an, angriffslustig konterte Gräfingholt: „Dialog ist ja nett, aber sie wissen seit Monaten vom Nothaushalt und legen kein Sparkonzept vor.”