Bochum. . Seit zehn Jahren führt der Verein Kinder und Eltern zusammen. 20 Säuglinge fanden so ein Zuhause. Bundestagspräsident schätzt die Vermittlungsarbeit.
- Der Verein Findefux feierte dieser Tage sein zehnjähriges Bestehen
- Festredner war Bundestagspräsident Norbert Lammert
- Er ist selbst Vater von zwei leiblichen und zwei Adoptivkindern
Das ganz große Glück: Ein Junge ist geboren und seine Eltern sind von Herzen froh. Alles ist in Ordnung und doch hat die Geschichte einen kleinen Haken. Paul* ist nicht ihr leibliches Kind. Seine Mutter übergab ihr Neugeborenes entschlossen in die Arme der Menschen, die sie selbst mit ausgesucht hat. „Das war natürlich ein hochemotionaler Moment. Sie wollte auch nicht sprechen, sondern nur dabei sein. Wir haben alle geweint“, schilderte Barbara Wiedemann. Die 55-Jährige arbeitet ehrenamtlich bei der Adoptionsvermittlung Findefux. Die leibliche Mutter übernachtete bei Wiedemann, bevor ihr Sohn im Krankenhaus heimlich zur Welt kam.
Der Verein Findefux feierte dieser Tage sein zehnjähriges Bestehen. Auch Bundestagspräsident Norbert Lammert stattete dem Team rund um Christine und Rüdiger Bredendiek einen Besuch ab. Lammert ist selbst Vater von zwei leiblichen und zwei Adoptivkindern. Er hat Findefux in den Anfängen geholfen, die amtlichen Hürden bis zur staatlichen Anerkennung zu überwinden, was „ein zäher Kampf“ gewesen sei, so Lammert.
Leibliche Mütter erhalten Informationen über die Bewerbereltern
Für gewöhnlich werden Kinder in Deutschland in kirchlicher oder staatlicher Trägerschaft an Adoptiveltern vermittelt. Eine Adoptionsvermittlung für das Inland in privater Trägerschaft war bis dato nicht vorgesehen. „Adoption ist ein Thema, das offenkundig wichtig ist. Es betrifft Menschen, die sich existentielle, vitale Fragen stellen, die sie nicht alleine lösen können“, sagte Lammert in seiner Geburtstagsansprache.
Auch Laura P.* (43) und ihr Mann setzten sich einige Jahre mit ihrem unerfüllten Kinderwunsch auseinander. Wiederholte Kinderwunschbehandlungen schlugen fehl, eine Auslandsadoption in Kolumbien stagnierte, wegen politischer Probleme. Durch Zufall erfuhr das Paar dann von Findefux. „Was uns gut gefallen hat ist, dass hier nicht einfach eine Checkliste abgearbeitet wird, sondern sehr darauf geschaut wird, ob die Menschen in der Lage sein werden, ein Kind großzuziehen“, so Laura P. Die leibliche Mutter kann Wünsche äußern und erhält Bilder und Informationen über die Bewerbereltern, dann entscheidet sie sich.
Findefux-Kinder sind bei der Geburtstagsfeier dabei
Als Regina Holtmann von Findefux wegen eines Babys bei Laura P. anrief, war das Paar gerade in Tokio. „Mir sind sofort die Tränen runtergelaufen“, schilderte sie. Paul wird mit dem Wissen groß werden, dass seine „Bauchmama“ es gut mit ihm meinte und ihn darum zu seinen neuen Eltern gegeben hat. Heute ist er anderthalb Jahre alt und rennt bei der Findefux-Geburtstagsfeier übermütig durch die Gänge. Laura P. läuft hinterher und breitet immer wieder ihre Arme aus, wenn er zu stürzen droht. Beide sehen glücklich aus.
(* Namen von der Redaktion geändert)