Bochum. Stimmen deutsche und chinesische Behörden zu, dann bekommen die 600 Beschäftigte des Bochumer Vereins einen neuen Arbeitgeber. Der sitzt in China.
- Produktion von Rädern für Hochgeschwindigkeitszüge gehört zum Portfolio des Bochumer Vereins
- Zugang zum chinesischen Markt immer schwieriger, deshalb wurde der Verkauf nach China beschlossen
- Betriebsrat und Gewerkschaft befürworten die Entscheidung des Unternehmens
Die 600 Beschäftigten der Bochumer Verein Verkehrstechnik GmbH an der Alleestraße bekommen einen neuen Arbeitgeber. Der bisherige Unternehmenseigner, die Georgsmarienhütte Holding (GMH Holding) aus Osnabrück, hat den Verkauf seiner gesamten GMH Bahntechnik Gruppe, zu der auch der Bochumer Verein gehört, an eine chinesische Investorengruppe unter Führung der Full Hill Enterprises Limited angekündigt. Entscheiden müssen über das Geschäft noch das chinesische Kartellamt und die Behörde für Außenwirtschaft. Erwartet wird, dass der Verkauf bis Ende des Jahres abgeschlossen sein wird. Über die Konditionen herrscht Stillschweigen.
Von einer „sinnvollen Maßnahme für den Standort und die Beschäftigten“ ist in Osnabrück die Rede. Auch der Bochumer Betriebsrat und die IG Metall begrüßen den Verkauf: „Alles hat Chancen und Risiken. Wir denken, dass die Chancen überwiegen“, sagt der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Lothar Hüther. „So bekommen wir wieder einen besseren Zugang zum chinesischen Markt.“
Standort- und Beschäftigungsgarantie nicht vereinbart
Und der ist ein äußerst lukrativer. Jährlich 100 Milliarden Euro werde in die chinesischen Eisenbahn-Infrastruktur investiert, so die GMH Holding. Eine Standort- und Beschäftigungsgarantie wurde nach Informationen der WAZ nicht vereinbart. In Osnabrück heißt es aber, die Entscheidung sei unter „Abwägung aller standortsichernden Argumente“ gefallen. Immerhin gibt es noch den im Tarifvertrag festgelegten Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen bis Ende 2018.
„Der Bochumer Verein hat in diesem Jahr Beschäftigungsprobleme bekommen“, erklärt Volker Strehl, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Bochum. „Mit dem Verkauf erhofft man sich wieder einen besseren Marktzugang in China“ Bedenken aus den Reihen der Belegschaft, die etwa den Ausverkauf von Patenten und die Verlagerung der Produktion ins Ausland befürchtete, habe die Geschäftsführung bei einer Informationsveranstaltung im Betrieb ausgeräumt. „Insgesamt können wir positiv in die Zukunft schauen“, so Strehl, der Mitglied des Aufsichtsrats im Bochumer Verein Verkehrstechnik ist.
Firmen in Fernost sind jetzt schon Großabnehmer
Das Unternehmen ist zertifizierter Hersteller von Rädern und Achsen für Chinas Hochgeschwindigkeitszug-Serie CRH. Im vergangenen Jahr wies die GmbH, zu der auch das Zweigwerk mit 200 Beschäftigten in Ilsenburg gehört, einen Umsatz von 200 Millionen Euro aus. Zugleich hatte sie etwa 20 Millionen Euro u.a. in ein neues Radwalzwerk investiert. 40 Prozent der produzierten Eisenbahnräder werden nach Fernost geliefert.