Bochum. Überraschend haben LWL-Experten auf der Baustelle für die Vonovia-Zentrale ein Bodendenkmal entdeckt. Die Funde werden gesichert und digital erfasst.

  • Bei Erdarbeiten für die Vonovia-Zentrale wurde Überreste einer 4000 Jahre alten Siedlung entdeckt
  • Stück für Stück wird das 30 000 Quadratmeter große Areal jetzt untersucht
  • In Absprache mit der LWL-Denkmalstelle dürfen die Bauarbeiten weitergehen

Vonovia schreibt Geschichte mit dem Bau seiner Zentralverwaltung an der Universitätsstraße. Aber genau dort, wo von 2018 an bis zu 1000 Mitarbeiter für Deutschlands größte Wohnungsunternehmen arbeiten werden, hat die Geschichte längst ihre Spuren hinterlassen. Auf einem Teil des 30 000 m² großen Areals haben Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) einen 4000 Jahre alten Siedlungsplatz gefunden, Ausgrabungen deuten auf die Bronzezeit hin.

„Das wäre eine bedeutende Entdeckung“, frohlockt der Archäologe Ingmar Luther von der Firma Archäologische Baugrund-Sanierung (ABS) aus Köln, die Vonovia beauftragt hat. Nicht die Funde an sich, Spuren von Holzkohle, Scherben von Gebrauchskeramik, „sozusagen Ikea-Teller aus der Bronzezeit“, sagt der 36-Jährige und schmunzelt, sind dabei das Besondere, sondern deren Einordnung in die Zeit.

Einschätzung des Fundes noch schwierig

Gräberfelder aus der Bronzezeit gebe es in der Hellweg-Zone zahlreiche. Siedlungen sind selten. „Man weiß nicht, wo die Menschen gelebt haben.“ Aber: Eine endgültige Einschätzung des Fundes sei noch schwierig, so Prof. Dr. Michael Baales, Leiter der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen.

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Die ersten Hinweise auf das Bodendenkmal hat den Bauherrn erst einmal stocken lassen. „Wir waren im ersten Moment überrascht“, so Vonovia-Projektleiter Andreas Hecker. Er ist froh, mit den LWL-Denkmalpflegern eine Vereinbarung über die gemeinsame Vorgehensweise gefunden zu haben. Die Arbeiten an der Konzernzentrale gehen weiter; müssen aber mit den archäologischen Untersucherungen abgestimmt werden.

Nur dort, wo das 15- bis 20-köpfige ABS-Team um Ingmar Luther den Boden untersucht, Funde gesammelt, fotografiert, eingemessen und digital erfasst hat, dürfen die Bagger weiter rollen. Hecker: „Die Dokumentation und Behandlung der Ausgrabung erfolgen entsprechend den denkmalrechtlichen Vorgaben.“ Erste Befürchtungen, die ohnehin schon eng getakteten Bauarbeiten könnten stillgelegt werden, sind gewichen.

Eiszeitlicher Boden hat seine Spuren hinterlassen

„Die Fundstücke sind zwar eher gewöhnlich“, sagt Ingmar Luther; auch wenn dazu ein glatter, handlicher Stein gehört, der als Werkzeug gedient haben könnte. Größtenteils seien es in Gruben eingelassene Reste von Gebrauchsgegenständen und Überreste von Pfosten, die vor langer Zeit als Stützen für Gebäude dienten. Erste Hinweise darauf geben Verfärbungen des eiszeitlichen Bodens 30 bis 40 Zentimeter unter der Grasnabe. Spannend sei vor allem die kulturgeschichtliche Einordnung dieses Bodendenkmals.

Und: Der aus Sicht von Luther vielversprechendste Teil des Areals ist noch nicht untersucht. Auf der höchstgelegenen Fläche der leichten Anhöhe vermutet er weitere Funde – sofern Ackerbau, der auf dem gesamten Areal intensiv betriebene oberflächennahe Bergbau, und Bomben, im Zweiten Weltkrieg gab es auf dem Feld eine Flakstellung, die Zeichen der Bronzezeit nicht zerstört haben. Noch Wochen wird es vermutlich dauern, bis die Archäologen das gesamte Areal abgesucht haben. Erst danach kann Vonovia Geschichte schreiben.