Bochum. Bundesweit öffneten islamische Gotteshäuser am Tag der Einheit ihre Türen und luden zum Kennenlernen ein. In Bochum begegneten sechs Moscheen Intoleranz und Vorurteilen mit Offenheit.
Am Tag der offenen Moschee luden islamische Gotteshäuser zum Kennenlernen ein. Auch die Ditib-Moschee an der Schmidtstraße konnte besucht werden.
Beherzt beißt Ursula Nieland in ihr Lahmacun. „Köstlich“, befindet sie und Nilgün am Verkaufsstand lacht: „Das Essen ist ein Brückenbauer“. Nieland besuchte den Tag der offenen Moschee, der am Tag der deutschen Einheit an der Schmidtstraße und in fünf weiteren Bochumer Moscheen stattfand, bereits zum zweiten Mal: „Ich wohne in der Nähe. Ein solcher Tag baut Vorurteile ab, zudem finde ich die Moschee architektonisch schön“, sagt die 67-Jährige.
Zunächst hatte sie dem Gebet der Männer beiwohnen dürfen. „Wir beten zum Herrgott, die Muslime zu Allah – das kommt auf dasselbe ‘raus“, steht für Ursula Nieland fest. Ihre Tochter Claudia Krohn zeigte sich überrascht: „Wenn ich als Katholikin mitten in der Messe die Kirche verlassen hätte, hätte ich böse Blicke geerntet. Das scheint hier etwas lockerer zu sein.“
Religion als Ausdruck von Vielfalt
Religionsbeauftragter Ismail Sütsever freute sich besonders über solche persönlichen Begegnungen: „Es ist wichtig, dass wir zusammenkommen. Die Religion soll uns nicht trennen, sie soll Ausdruck der Vielfalt sein“, erklärte er. Berührungspunkte mit dem Islam habe fast jeder, ob im Sportverein, auf der Arbeit oder durch die Medien. Er sei froh, wenn er Neugierigen ein anderes, positives Bild vom Islam vermitteln könne als das, was oft im Fernsehen oder im Internet vermittelt werde. Sütsever sieht aber auch: „Es gibt Unsicherheiten und Ängste. Einige fürchten zum Beispiel, wir seien gewaltbereit.“
Voneinander lernen
Gemeindemitglied Mehtap Nazar ist sich sicher: „Der Tag der Moscheen ist bedeutend, damit auch Nicht-Muslime die Chance haben zu sehen, was wir machen. Wir wissen viel zu wenig voneinander“. Die Muslima hat Erfahrung mit Intoleranz gemacht, sie betont aber: „Es ist schön in Deutschland“. So sei es ihr, als sie zum Studieren nach Deutschland kam, hier möglich gewesen, ein Kopftuch zu tragen, während dies in der Türkei verboten war. „Deutschland ist ein freies Land, das schätze ich“, so Nazar.
Vom Fladenbrot bis zur Hennamalerei
Simon und Barbara Hauck waren zwei weitere Besucher an der Schmidtstraße, sie sahen sich interessiert zwischen Gözleme-Küche (würzig gefüllte Fladenbrote), Schmuckständen, Hennamalerei und Tanzaufführungen um. „Wir waren noch nie in einer Moschee“, sagt Simon Hauck. Einen solchen Austausch sollte es öfter geben. Bis auf eine muslimische Freundin ist auch Barbara Hauck der Islam noch fremd. „Von sich aus kommt man nicht auf die Idee, sich eine Moschee anzusehen, deshalb ist ein Tag der offenen Tür eine gute Idee.“
Aufwändig gestalteter Gebetssaal
Neben farbenfrohen Tanzaufführungen wurde den Besucher/innen auch eine Moscheeführung angeboten, bei der sie den Gebetssaal mit seinen aufwändig gestalteten Wänden und Fenstern kennenlernen konnten. „Viele wissen nämlich gar nicht, dass hier eine Moschee ist“, weiß Sütsever. Der Vorsitzende Adnan Akcay hieß alle Besucher willkommen: „Ich freue mich über jeden nicht-muslimischen Besucher, der uns kennenlernen möchte und neugierig ist. In diesem Jahr sind es schon mehr als im Vorjahr“. Von klein bis groß waren alle Gemeindemitglieder eingespannt.
Zusammenhalt ist wichtig
„Wir wollen zeigen, dass wir wie andere Religionen sind, auch wir sind eine Gemeinde und Zusammenhalt ist wichtig“, sagt der 13-Jährige Muhammed Celik. In der Schule habe er gemerkt, dass manche Mitschüler skeptisch gegenüber dem Islam seien. „Man kann einfach in die Moschee kommen und gucken wie das hier so ist“. Das tat Christiane Conradt: Sie lauscht den Suren, die Burak Avsar aus dem Koran rezitierte. „Man muss aufeinander zugehen, sonst wird sich nichts verändern“, sagte die Bochumerin.