Bochum. Hörspiel vereint Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Stadtbücherei. Dabei spielt auch der Marbach eine Rolle. Die WAZ gibt’s 2127 noch immer.

  • 19 Jugendliche haben ein Hörspiel mit dem Namen „Hundertelf“ kreiert
  • Anlass dafür ist, dass sowohl die Stadtbücherei als auch die Literarische Gesellschaft seit 111 Jahren bestehen
  • Unterstützung gibt es unter anderem von Radio Bochum

Die WAZ wird’s in 111 Jahren noch immer geben. Vielleicht nicht mehr als Zeitung. Wohl aber als „Wissens-Anpassungs-Zentrum“. Kurz: WAZ. Mit welcher Aufgabe und mit welcher Technologie, zeigen 19 Jugendliche in einem Hörspiel auf. „Hundertelf“ heißt es und wird derzeit im Radio-Bochum-Studio produziert.

Anlass für die Zeitreise ist eine Schnapszahl. Sowohl die Stadtbücherei als auch die Literarische Gesellschaft feiern in diesem Jahr ihren 111. Gründungstag. Bücherei-Leiterin Waltraud Richartz-Malmede und Sarah Meyer-Dietrich (Literarische Gesellschaft) kreierten ein Jubiläumsprojekt der kreativen Art: ein Hörspiel, das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vereint. Nicht nur der Bibliothek. Sondern auch der Umwelt. Genauer: des Marbachs, der für die Zerbrechlichkeit von Mutter Natur steht.

Wassergeist ist allgegenwärtig

Mit der Emschergenossenschaft und Radio Bochum wurden weitere Partner gewonnen. Das Bundesbildungsministerium sorgte mit der Zusage über 20.000 Euro Fördergelder gleichsam dafür, dass die Vorbereitungen im Frühjahr anlaufen konnten. Die 19 Mitwirkenden kommen hauptsächlich von der Heinrich-Böll-Schule. Viel Arbeit liegt bereits hinter den 12- bis 18-Jährigen. Sie tauchten in die Historie der Bücherei und des Marbachs ein, unternahmen Exkursionen, entwarfen Drehbücher, übten mit den Hörfunk-Profis das Reden am Mikro. Am Samstag wurden die Texte im Studio eingesprochen. Heute kommen die Geräusche hinzu.

Im Mittelpunkt des 40-Minuten-Werkes steht Infinity. Besser: schwebt. Denn Infinity ist ein Wassergeist, der im Marbach lebt, unsterblich ist und somit den Vorteil hat, in allen drei Zeitebenen des Hörspiels mitzuwirken. 1905 begleitet sie Ingrid, die zur Gründung der Bücherei (die anfangs als reine Lesehalle fungiert) unbedingt Bibliothekarin werden will (was damals noch ein reiner Männerjob ist). 2016 ist es die Infintity-Teenie-Tochter Lilian, deren Herz nicht nur für die Bücherei, sondern auch den coolen Rapper Levin schlägt. Und 2127 steht sie Cynthia zur Seite, die als Wächterin des Marbachs über das Wasser wacht, das längst zu einem kostbaren Gut geworden ist.

Nachrichten per Scanner

Und was ist mit der Stadtbücherei in 111 Jahren? Die ist formell abgeschafft. Den täglichen Nachrichten-Download für die Bürger gibt’s per Scanner im „Wissens-Anpassungs-Zentrum“ (WAZ). Die letzten Widerstandskämpfer zur Erhaltung des Buches scheinen gescheitert. Doch dann bahnt sich eine wundersame, unterirdische Wendung an...

Ganz im Sinne der Hörspiel-Macher Philippe (15) und Leandra (13). „Bücher und Zeitungen“, glauben sie, „wird’s immer geben.“