Bochum. 19 Jugendliche erschaffen zusammen ein Hörspiel und gehen 111 Jahre zurück und in die Zukunft. Anlass ist der Geburtstag der Stadtbücherei.
Auf den ersten Blick haben Stadtbücherei und Marbach nur wenig miteinander zu tun, beim Hörspiel des Projekts „Hundertundelf“ rücken die beiden jedoch nah aneinander. 19 Jugendliche haben sich bei dem Projekt zusammengetan, um ein Hörspiel zu schreiben und einzusprechen.
Die Idee dazu stammt von Büchereileiterin Waltraud Richartz-Malmede und Dr. Sarah Meyer-Dietrich vom Friedrich-Bödecker-Kreis. Bereits früher hat Meyer-Dietrich mit der Bücherei zusammengearbeitet, zum 111. Geburtstag der Bücherei sollte erneut eine Kooperation entstehen. Auch die Literarische Gesellschaft Bochum und die Emschergenossenschaft sind Teil des Projekts.
Dass am Ende ein Hörspiel herauskommen sollte, war schnell klar. Auch die Stadt im Fokus stand bald fest. Als Themen fungieren sowohl die Bücherei als auch die Industrie, repräsentiert durch den Marbach. Dabei sollte nicht nur der Blick 111 Jahre in die Vergangenheit geworfen werden, sondern auch der in das Jahr 2127, also 111 Jahre in die Zukunft. Zukunft, Vergangenheit und Gegenwart werden im Skript zu einer Geschichte verflochten.
Exkursionen zur Inspiration
Das waren die Vorgaben, mit denen die Jugendlichen, die aus der Heinrich-Böll-Gesamtschule und früheren Projekten kommen, durchstarten konnten. Um sich mit den Themen vertraut zu machen, über die sie schreiben sollten, standen zuerst verschiedene Exkursionen auf der Tagesordnung, beispielsweise zur Bücherei und zum Marbach. Die Gespräche, die dabei entstanden, hat die Richartz-Malmede noch in guter Erinnerung: „Bei den Diskussionen musste ich mitunter schlucken. Da kam zum Beispiel auf: ‘In Zukunft braucht es keine Bücherei mehr’.“ Die Zukunftsvisionen seien allerdings keine Wunschvorstellungen, die Jugendlichen wünschten sich auch in Zukunft Bücher, ergänzt Projektleiterin Sarah Meyer-Dietrich.
In nur einer Sitzung wurde ein erster Plot entworfen, in vier weiteren Terminen wurde das (voraussichtlich) halbstündige Hörspiel-Skript geschrieben. Da drei Zeitebenen vorkommen, konnten die Jugendlichen sich zeitweise auch in drei Kleingruppen aufteilen. „Wir hatten echt viel Freiheit beim Schreiben“, freut sich der 15-Jährige Philippe. Viele Szenen wichen in der demokratischen Abstimmung aber auch dem Rotstift.
Drei Protagonisten (einer pro Zeitebene) erleben in der Geschichte den Satz „Sei wie das Wasser - finde deinen eigenen Weg“ immer wieder neu. Es wird um den Kampf gegen die Vernichtung von Büchern, um Umweltverschmutzung und natürlich die Liebe gehen. Mal wird gerappt, mal wird erzählt. An gerade mal einen Termin soll das Skript nach den Ferien bei Radio Bochum eingesprochen werden, ein weiterer steht dann je für die Geräusche und den Schnitt zu Verfügung. Die Projektleiterin ist ob des straffen Zeitplans optimistisch: „Die Jugendlichen haben alle keine Mikro-Angst.“
Wo das Hörspiel zu hören sein wird
- Premiere hat das Hörspiel „Hundertelf“ am 28. Oktober um 20 Uhr in der Stadtbücherei. Es wird auch CDs geben, die allerdings nicht zum Verkauf stehen. Auch online soll das Hörspiel schlussendlich abrufbar sein. Das Projekt gehört zu einer Reihe. Unter anderem ist mit Jugendlichen schon der Roman „Emschererwachen“ entstanden.