Bochum. In städtischen Tochterunternehmen ist der Krankenstand zum Teil ähnlich hoch wie in der Stadtverwaltung. Der USB erlebt steigende Gewaltbereitschaft.
- Nicht nur der Krankenstand in der Bochumer Stadtverwaltung (9,2 Prozent) liegt weit über dem Bundesdurchschnitt (3,68).
- Auch Beschäftigte einiger städtischer Unternehmen fallen ähnlich häufig krankheitsbedingt aus
- Für Stress sorgt beim USB unter anderem die zunehmende Gewaltbereitschaft der Gesellschaft
Der hohe Krankenstand unter den knapp 6000 Beschäftigten der Stadtverwaltung hat die Politik aufschrecken lassen. Mit 9,2 Prozent (2015), das entspricht mehr als 200 000 Fehltagen, liegt er deutlich über dem Durchschnittswert für alle bundesdeutschen Beschäftigten (2014: 3,68 Prozent). Die Fraktion von FDP/Stadtgestalter sieht darin ein „Warnsignal dafür, dass etwas nicht stimmt“; möglicherweise seien ein schlechtes Betriebsklima oder die nicht optimal organisierte Arbeit dafür verantwortlich.
In einigen Fachbereichen erreicht der Krankenstand zweistellige Spitzenwerte: etwa im Büro für Angelegenheiten des Rates und des Oberbürgermeisters (16,15 Prozent), im Kulturbüro (13,22) oder beim Technischen Betrieb (12,88). Vor allem der letzte Wert fällt ins Gewicht, gilt er doch für eine besonders hohe Beschäftigtenzahl, allein 562 Frauen und Männer arbeiten im Fachbereich Technischer Betrieb. Durchschnittlich 72 von ihnen fehlen jeden Tag krankheitsbedingt.
210 Mitarbeiter fehlen täglich
Nun liegen auch die Zahlen für die städtischen Tochterunternehmen vor. Auch diese liegen zum Teil erheblich über dem Bundesdurchschnitt, mit einer Ausnahme allerdings auch klar unter dem Wert für die Stadtverwaltung (Tabelle). Hohe Krankenstände hatten 2015 vor allem die Bogestra mit knapp 9,5 Prozent; durchschnittlich 210 Mitarbeiter fehlten in dem Nahverkehrsunternehmen jeden Tag krankheitsbedingt, der Umweltservice (7,73 Prozent; 46), die Sparkasse (7,6; 90), das Schauspielhaus (7,5; 15) und die Senioreneinrichtungen SBO (7,4; 38).
Der Tenor einer Umfrage, die die Fraktion FDP/Stadtgestalter initiiert hat, ist in allen Unternehmen gleich: Auswirkungen auf die Dienstleistungen gebe es nicht.
Und die Ursachen der hohen Krankenstände? Die seien vielfältig, heißt es. Sie reichen von körperlichen bis zu psychischen Belastungen, von akuten Fällen bis hin zu chronischen Erkrankungen vor allem bei älteren Mitarbeitern.
Und sie scheinen stärker zu werden. „In unserer Wahrnehmung haben insbesondere psychische Erkrankungen zugenommen“, heißt es in einer Stellungnahme des Personalrats der Sparkasse. Stressfaktoren spielen offenbar besonders beim Krankenstand im USB eine gewichtige Rolle.
Vor allem begegnen USB-Mitarbeiter „zunehmend der steigenden Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft“, heißt es in Ausführungen der USB-Geschäftsführung. Vermehrt würden Mitarbeiter beschimpft und beleidigt, wenn Arbeiten zu Behinderungen auf den Straßen führen. Unlängst seien zwei Müllwerker von einem Auto erfasst worden und mussten im Krankenhaus behandelt werden. Betroffen seien aber auch USB-Personal auf den Wertstoffhöfen oder im Kundenverkehr. All das rufe Stress hervor.
SBO befragt Beschäftigte
Gründe genug, um das betriebliche Gesundheitsmanagement zu fördern, sagen FDP und Stadtgestalter. Alle Unternehmen nehmen für sich in Anspruch, dies bereits zu tun. So veranstaltet die Sparkasse Gesundheitstage, bietet kostenlose Untersuchungen der Betriebsärztin und Grippeschutzimpfungen an und unterhält Kooperationen im Bereich Fitness und Gesundheitssport. Bei den Stadtwerken reichen die Maßnahmen vom Eingliederungsmanagement über einen Arbeitsschutzausschuss bis zur Sozialberatung.
Beim SBO wollen sie nun sogar ganz genau wissen, was die Beschäftigten benötigen. Vom Ergebnis einer in Auftrag gegebenen Mitarbeiterbefragung hängt ab, welche Vorschläge zur Gesundheitsförderung gemacht werden.